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Kategorie: Alltag
S lowsportschauNach dem Vorrunden-Aus der DFB-Elf müßten kritische Fragen gestellt werden, aber... Teil 1/2

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Das alles hat wirklich ein Geschmäckle, wie selbstverständlich nach einem desaströsen Auftritt wie dem der deutschen Nationalmannschaft zur Tagesordnung übergegangen wird. Schlimmer noch, es werden die hoffiert, die für die Niederlage und das Ausscheiden Deutschlands aus der Weltmeisterschaft verantwortlich sind: der Bundestrainer Joachim Löw und der beim DFB für das Nationateam zuständige Manager Bierhoff.

Als am Dienstag dann DFB und Bundestrainer die Weiterbeschäftigung von Löw als Bundestrainer bekräftigten, konnte man schon dreimal schlucken. Darüber nämlich, wie selbstverständlich das über die Bühne ging und davon geredet wurde, wie teuer es für den DFB gekommen wäre, hätten sie den Trainer entlassen. Schließlich hatten sie ja gerade vor dem Weltmeisterschaft ihn bis über die nächste WM hinaus vertraglich verpflichtet, zu einem sehr hohen Gehalt, über das seltsamer Weise geschwiegen wird. Vier Millionen jährlich sollen nicht ausreichen. Schon diese Zahlen zeigen, daß die Fußballwelt schon lange nicht mehr in Ordnung ist. Denn solche Zahlen sind unanständig, um es ganz deutlich zu sagen. Und jemand vor einer WM über die nächste hinaus zu verpflichten ist auch nicht in Ordnung. So was macht man nach dem sportlichen Geschehen. So war es zumindest bisher üblich und entspricht einem souveränen Stil.

Außerdem hat überhaupt niemand von entlassen gesprochen, man hätte doch wohl nach einer solchen Blamage erwarten dürfen, daß der Verantwortliche von sich aus erklärt zurückzutreten, dann wären auch keine hohen Kosten auf den DFB zugekommen. Das hätte Low auf jeden Fall anbieten müssen, auch wenn es eine Schau gewesen wäre, wenn dann der DFB ihn gebeten hätte, weiterzumachen. Aber noch nicht mal solche politisch/moralischen Selbstverständlichkeiten geschehen. Stattdessen kommt es wirklich noch schlimmer. Schlimmer vom Stil her. Lesen Sie selbst. 

Am gestrigen Mittwoch bringt die Frankfurter Allgemeine (FAZ) gleich auf Seite 1 links oben unter der Überschrift "Joachim Löw bleibt Bundestrainer" folgende Wertung: "Joachim Löw hat sich bereit erklärt, seine Arbeit als Cheftrainer der deutschen Fußballnationalmannschaft trotz des frühen Scheiterns bei der WM in Rußland fortzusetzen. Das klingt ja geradezu, als ob alle anderen für das Scheitern verantwortlich sind und Joachim Löw so nett und geduldig ist, trotz der Niederlage weiterzumachen. Eine derartige Umkehrung der Verhältnisse ist mehr als peinlich und man fragt sich, wieso die FAZ einen solchen Sprachgebrauch wählt. Die Presse hat eine kritische Funktion und kriecht den Oberen nicht noch in den A...

Ähnliches gilt für den zweiten Verantwortlichen, denjenigen, der vom DFB aus für das Marketing der Nationalmannschaft zuständig ist, was mit so albernen Formulierungen wie DIE MANNSCHAFT doch eher peinlich ist. Weniger wäre mehr gewesen und mehr Engagement und Einsatz auf dem Fußballfeld, eben eine Teamleistung, hätte weniger Frust bedeutet. Das ist ein derartiger Widersinn, ja eine Ironie der Fußballgeschichte, daß ausgerechnet der, der von MANNSCHAFT spricht, keine zustandegebracht hat. Denn immer mehr ist doch klar, daß die Mannschaftsleistung fehlte und dies nicht erst bei der WM, sondern in allen Spielen vorher, die sowieso meist verloren gingen. Statt das als ernsthafte Warnung zu verstehen, wurde von Bierhhoff und Löw die fatale Verfassung der Nationalmannschaft verharmlost und davon gesprochen, daß, wenn es ernst würde, das Nationalteam in bester Verfassung sein werde. Mal sehen, was in der Sendung, siehe folgender Artikel, des ZDF mit Bierhoff herauskommt, eben auch, wie dort die Fragen kommen, ob das auch so devot ist, wie es sich in der FAZ anhört. 

Die Frankfurter Rundschau (FR) dagegen hatte übrigens nicht erst seit den verlorengegangenen Spielen kritisch berichtet und auch davon gesprochen, daß ein Neuanfang sinnvoll sei. 


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