dfb joachim loew f90f2799d9Eigentlich schafft sich DFB-Bundestrainer Joachim Löw gerade selber ab

Claudia Schubert

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Wenn eine Mannschaft schlecht spielt, ist immer der Trainer schuld. Denn der hat sie aufgestellt, die Mannschaft. Und wenn der Trainer also schlecht ist, sind die Manager schuld, die ihn eingestellt haben. Deshalb wird er dann auch schnell entlassen, damit die Leute nicht auf die Idee kommen, die Manager in die Wüste zu schicken. So die simple Fußballweisheit, von der man weiß, daß Weisheiten fast nie stimmen und im Fußball sowieso alles viel komplexer ist.

Wie soll man das bezeichnen, was Joachim Löw als Faschingsscherz am Dienstag der Woche, also nicht mal am Aschermittwoch, wo Bayern ja für deftige Abrechnungen bekannt ist, sondern den Tag zuvor, in München unternahm? Ist er in die Höhle des Löwen gekrochen, als er das Vereinsgelände des FC Bayern betrat, um dort den aktiven Honoratioren des Deutschen Fußballs in Gestalt von Mats Hummels, Jerome Boateng und Thomas Müller den Abschiedskuß aufs Maul zu drücken, so ein rechtes Danaer Geschenk. Er braucht sie nicht mehr. Für die Nationalmannschaft. Aber wer braucht noch Löw, Joachim?, ist die Frage, die sich anschließt. Wir auf jeden Fall brauchen ihn nicht.


Ausrangiert

Was auch immer man von den älteren Herrn des aktiven Kerns des FC Bayern halten mag, so eine Peinlichkeit geht gar nicht. Erstens gibt es keine Kollektivstrafen. So schaut es aber hier aus. Zweitens ist der Zeitpunkt dämlich. Ich schränke mich als Trainer einer Mannschaft doch nicht selbst ein und verweise Leute des Feldes,  sondern entscheide direkt vor den Spielen, wer spielt, nämlich nach seiner jeweiligen Kondition. Alter ist weder ein Für noch ein Wider. Aber Kondition, eben die aktuelle Situation ist das Ausschlaggebende. Solch ein symbolisches Handeln, wie es einem im Münchner Schlag von Löw vorkommt, ist doch nachgerade lächerlich. Peinlich auch. Aber nicht für die Spieler, sondern für den, der in deutschem Namen spricht. Da werden einem die so vorgeführten Spieler Hummels, Boateng, Müller ja erst recht sympathisch. Und Löw unsympathisch. Denn immerhin haben auch diese Spieler zu ihrem Trainer gestanden, als der Mist gebaut hat. Denn das tat er mit den Sprüchen vor der Fußballweltmeisterschaft in Rußland und den mehr als mageren Ergebnissen, die auch das für ein Foto vor dem Pfosten Posieren nicht besser machten. Nein, sogar schlechter. Der Herr Löw, der immer schon eine sehr gute Presse hatte, kein Mensch weiß warum. Zumindest keine Frau.

Nun meinen wir nicht, daß ehemals gute Fußballspieler den Platz in der Nationalmannschaft gepachtet hätten. Aber wir sind nicht nur gegen Kollektivstrafen, sondern auch gegen symbolisches Handeln, statt konkretem Handeln. Handeln würde Löw, wenn er zum nächsten Länderspiel die für ihn wesentlichen Spieler einlädt und dann diejenigen mit bestechender Form aufstellt, ohne Rücksicht auf Erbhöfe oder sonstwas. Und einfach damit jungen Kräften eine Chance gibt, die er durch die Besetzung mit althergebrachten ‚Leistungsträgern‘ vertan sieht. Keiner würde einen so handelnden Bundestrainer kritisieren – oder nur dann, wenn die Neuen, die Jungen nichts taugen – wobei jeder weiß, daß sich das nicht im ersten Spiel entscheidet, daß Nervositäten einzurechnen sind. Aber auch darum geht es hier nicht.

Es geht schlicht um ein peinliches Verhalten des Bundestrainer Löws, das noch peinlicher wird, wenn er für sich in Anspruch nimmt, doch persönlich Aug in Aug den Spielern ihr Aus nahegebracht zu haben. Eine solche Argumentation ist nachgerade pervers. Denn es geht nicht um die Form allein, auch um den Inhalt. Er spricht ihnen mit ihrer Verabschiedung den aktiven Status ab und schickt sie aufs Altenteil. Das ist für die heute sehr gut bezahlten Fußballstars schon eine direkte Wertminderung. Und wäre ich Müller, ich würde noch viel lauter schreien, wenn sich einer wagt, meine Kompetenz in Frage zu stellen, die sich an den geschossenen Toren und dem Einsatz im Spiel mißt. Wie gesagt, Löw muß ja Thomas Müller nicht aufstellen, aber ihn so abzumeiern und damit dem FC Bayern auch zu suggerieren, daß sie diesem Müller viel zu viel Aufmerksamkeit widmen und auch zu viel Geld zahlen, das ist nicht nur gegen den guten Geschmack, sondern läßt fragen, welche weiteren alterssenilen Aktionen des Noch-Bundestrainers zu gegenwärtigen sind.

So nämlich wird ein Schuh daraus. Wer sich so töricht verhält, so instinktlos, aber nicht nur stillos, sondern vom Ansatz her falsch, das Alter und nicht die Form als ausschlaggebend für den Einsatz in der Bundesliga anzusehen, der sollte sich doch besser selber abschaffen. Wie formulierte ein gewisser Berliner so nett: „Deutschland schafft sich ab.“..., da klingt doch „Löw schafft sich ab“ oder auch als Forderung: „Löw soll sich abschaffen“ nicht verkehrt.

Was den DFB treibt, einem solchen Spiel zuzusehen, versteht auch nur der, der weiß, daß gerade dort die alten Säcke sitzen, viel älter als die Spieler, älter als der Trainer. Gibt es da nicht auch einen Vorsitzenden namens Grindel? Abgetaucht oder was? Der DFB hofft nun, daß junge Fußballer die Kartoffeln aus dem Feuer holten. „Junge Männer braucht das Land“? ???

Vor allem neue Trainer. Ob Mann ob Frau. Die Debatte, die nach der WM nicht geführt wurde, wurde nun auf ungewöhnliche Art vom Noch-Bundestrainer Joachim Löw selbst eröffnet. Sie muß vom DFB und von den Sportjournalisten offensiv geführt werden.

P.S. Löw hat gar nicht vom Altersprinzip gesprochen, als er den Dreien den Marsch blies. Von was aber dann? Hätte er das Alter als Ausschlußgrund für eine neue Aufstellung in der Nationalmannschaft angezogen, wäre auch Manuell Neuer dran und und und....
Und wie der DFB-Sponsor bei seinem letzten Werbespot reagiert, wo Mats Hummels ja mit den jungen Spielern noch dabei ist?
Den Spielern Hummels, Boateng und Müller wünschen wir durch ihr Ausrangierenwordensein eine kräftiger Motivationsspritze für die Bayernspiele, damit sie Löw zeigen, was eine Harke ist und daß die Form entscheidet, die Fußballform und die Form des Umgangs miteinander. 
Aus für Joachim Löw.

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