Bildschirmfoto 2019 11 03 um 21.45.12Zur Entlassung von Niko Kovac durch die hochmütigen Bayernbatzis im  Intrigantenstadl

Claudia Schubert

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Mitten in den Tatort im Ersten und die Formel 1 Großer Preis der USA, wo Vettel leider ausgeschieden ist, hörten wir die Nachricht von der Entlassung des ehemaligen Eintrachttrainers Niko Kovac, der mit der Eintracht unter anderem deshalb Furore machte, weil er die Frankfurter mit Strategie und Taktik befähigt hatte, im Mai 2017 im Pokalendspiel den FC Bayern München mit 3:1 zu schlagen. Also mußte er nach Bayernmanier zum FC Bayern, denn die Besten sind für die Oberbosse von München immer gerade gut genug.

Daß wieder einmal die Bildzeitung als erste die Meldung brachte, zeigt, daß deren Tentakel durch alle Schlüssellöcher und Fensterritzen reichen. Aber diesmal, das ist nicht immer so, stimmt ihre Meldung, auf die hin sich Karl-Heinz Rummenigge in einer offiziellen Presseerklärung dann an alle wandte. Das war deshalb überraschend, weil es nach der Klatsche in Frankfurt, wo die Bayern mit 5:1 untergingen, noch geheißen hatte, daß die Bayernführung ihrem Trainer noch zwei Spiele Bewährungsfrist gewähren wollten. Schon das ist eine Zumutung an sich für jeden anständigen Menschen. Denn unter solchem Druck werden Leistungen auch nicht besser.

Man wird fragen müssen, warum die Bayern den Schwarzen Peter nun dem Trainer zuschieben, statt in den eigenen Reihen nach denen zu suchen, die offensichtlich eine Mannschaft zusammengekauft haben, die den Ansprüchen, meisterhaft zu spielen, eben nicht genügt. Da sollten sich die Oberbosse doch selbst abschaffen, wenn sie für die Qualität, die sie angeblich eingekauft hatten, nicht mehr einstehen, sondern den Trainer dafür verantwortlich machen. Aus ältlichen Schlachtrössern kann nun mal auch der beste Trainer keine flinken Springpferde machen. Niko Kovac hatte in Frankfurt bewiesen, welch hervorragender Trainer er ist und er hatte in der letzten Saison den Bayern zwei Meistertitel beschert, das sogenannte Double: Gewinn der Bundesligameisterschaft und die Pokalmeisterschaft. Zusätzlich hatten die Bayern auch noch den Supercup gewonnen, der  mit 12jähriger Unterbrechung seit 1987 ausgetragen wird, wo der Bundesligameister gegen den Pokalmeister spielt. Sieger blieb für 2018 gewissermaßen Niko Kovac selbst, weil er zur Zeit der Austragung des Supercups schon Trainer bei den Bayern war, die Meister geworden waren und nun im Supercup gegen den Pokalmeister Eintracht Frankfurt spielten, was sie in Frankfurt mit 5: 0 gewannen. Die sonntägliche 5:1 Niederlage war auch dafür durchaus eine Revanche. Federn lassen mußten die Bayern  nur im letzten Achtelfinale der Königsklasse gegen den FC Liverpool , wo sie nach dem 1:3 rausfielen. Dafür aber haben sie gerade erst, das war Anfang Oktober, den Champions-League-Finalisten Tottenham Hotspur mit 7: 2 erledigt. Das ist also gerade mal einen Monat her. Unglaublich.

Karl-Heinz Rummenigge gab in der offiziellen Presseerklärung kund, was die Webseite der Bayern um 20.52 Uhr unter der Überschrift „FC Bayern und Niko Kovac trennen sich“ ins Netz stellt:

Niko Kovač ist nicht mehr Trainer des FC Bayern München. Darauf haben sich Uli Hoeneß, Präsident des FC Bayern, Karl-Heinz Rummenigge, Vorstandsvorsitzender des FC Bayern, Hasan Salihamidžić, Sportdirektor des FC Bayern, mit Niko Kovač an diesem Sonntag im gegenseitigen Einvernehmen verständigt. Kovač hatte dem FC Bayern München seinen Rücktritt als Trainer angeboten.

Karl-Heinz Rummenigge erklärt: „Die Leistungen unserer Mannschaft in den vergangenen Wochen und auch die Resultate haben uns gezeigt, dass Handlungsbedarf bestand. Uli Hoeneß, Hasan Salihamidžić und ich haben mit Niko auf dieser Grundlage am heutigen Sonntag ein offenes und seriöses Gespräch geführt mit dem einvernehmlichen Ergebnis, dass Niko nicht mehr Trainer des FC Bayern ist. Wir alle bedauern diese Entwicklung. Ich möchte mich im Namen des FC Bayern bei Niko Kovač für seine Arbeit, besonders für den Gewinn des Doubles in der vergangenen Saison bedanken.“

Bis auf weiteres wird Co-Trainer Hans Flick die Mannschaft des FC Bayern betreuen und damit auch auf die wichtigen Spiele in der Champions League gegen Olympiakos Piräus am kommenden Mittwoch und gegen Borussia Dortmund am kommenden Samstag vorbereiten.

„Ich erwarte jetzt von unseren Spielern eine positive Entwicklung und absoluten Leistungswillen, damit wir unsere Ziele für diese Saison erreichen“, sagt Sportdirektor Hasan Salihamidžić.

Niko Kovač erklärt: „Ich denke, dass dies zum jetzigen Zeitpunkt die richtige Entscheidung für den Klub ist. Die Ergebnisse und auch die Art und Weise, wie wir zuletzt gespielt haben, haben mich zu diesem Entschluss kommen lassen. Mein Bruder Robert und ich danken dem FC Bayern für die zurückliegenden knapp anderthalb Jahre. In dieser Zeit hat unsere Mannschaft die Meisterschaft, den DFB-Pokal und den Supercup gewonnen. Es war eine gute Zeit. Ich wünsche dem Klub und der Mannschaft alles erdenklich Gute.“

Interessant, wie die, die die Verlautbarungen der Bayern ständig verfolgen, sofort merkten, daß in der Ursprungserklärung der entscheidende Satz: „Kovac hatte dem FC Bayern seinen Rücktritt als Trainer angeboten.“ nicht enthalten war. Für Niko Kovac muß zwischen dem Samstagabend und dem Sonntagnachmittag etwas Entscheidendes passiert sein. Denn in Frankfurt nach der, wie er selbst sagte, deftigen Niederlage der Bayern, hatte er auf der Pressekonferenz nach dem Spiel geäußert: „Ich gebe nie auf und ich werde jetzt auch nicht aufgeben. Ich weiß, dass es schwierig ist, aber einfach kann jeder".

Daß sich der Geschaßte nun selbst entzieht, hat wohl etwas mit Würde zu tun, daß man lieber selber geht, als offiziell gegen seinen Willen entlassen zu werden. Dennoch ist das alles Makulatur, weil von Anfang an Trainer Kovac an Maßstäben gemessen wurde, die Bayern in den letzten Jahrzehnten durch Fußballerfolge, die sie an die Spitze beförderten und zum Selbstläufer machten, für sich als Ewiger Meister festschrieben, die aber nie reine Trainerangelegenheiten waren, sondern deren Ursache eine teuer zusammengekaufte Mannschaft war und ist. Das muß man sich, wo man heute gewohnt war, daß am Schluß immer Bayern München gewinnt, noch einmal klar machen, daß dies nicht immer so war, sondern eine zunehmende Entwicklung seit 2000 und später. Seit 2012 waren die Bayern stets Deutscher Meister. Das kann sich also hoffentlich wieder ändern, denn nur dann bleibt Fußball lebendig.

Für Niko Kovac war das ein großer Sprung, der Trainersprung direkt von Frankfurt nach München, aber er ist ehrgeizig und ehrsam. In einen solchen Intrigantenstadel, wie er ihn in Bayern vorfand, war er durch die harmlosen Zustände in Frankfurt , nämlich ein ruhiges, professionelles Vereinsmanagement,  , wo er von allen geachtet und geehrt wurde, von vielen richtig geliebt. In München hatte er es von Anfang an schwer. Warum eigentlich? Schwer zu sagen, denn die Erfolge hatte er durchaus, bis er vor einem Jahr in eine Serie von Niederlagen geriet und vor dem selben potentiellen Aus wie heute stand. Aber daß er die Mannschaft aus fast aussichtsloser Position doch wieder zur Meisterschaft führte, ist für die derzeitige Krise der Bayern – denn nicht Nummer 1 im täglichen Bundesligageschäft zu sein, heißt immer schon Krise und Versagen. Schrecklich. Und der Hintergrund des Schreckens sind dann immer die Investoren bzw. Besitzer eines Fußballclubs als Geldanlage.

Mit welchen Gefühlen nun in zwei Wochen der aus dem Amt ausscheidende Bayern-Präsident Uli Hoeneß diesen Rausschmiß, diese Trennung vom Trainer begleitet, wollen wir lieber nicht wissen. Er hat, so heißt es allgemein, Kovac auch dann noch unterstützt, als Rummenigge mehrfach schon zuschlagen und entlassen wollte. Ob etwa die Aussage von Niko Kovac, daß die Frankfurter Fans die besten der Liga seien, was ja objektivierbar ist und tatsächlich derzeit stimmt, ihm das Aus bescherte, so lächerlich wollen wir die Bayernfuzzis nun auch nicht machen. Aber daß Niko Kovac ein Bauernopfer für den schlechten Auftritt, für die fehlenden Erfolge der Bayern sind, das liegt auf der Hand. Den Schwarzen Peter für die nicht effektiv zusammengekaufte Mannschaft soll der Trainer haben, der die Transaktionen gar nicht bestimmte. Lächerlich. Peinlich auch.
Sicher werden die Bayernfans, die also nicht die besten sind, ihren Anteil am Rausschmiß von Kovac haben. Bei ihnen hatte er - im Gegensatz zu Frankfurt - nie einen guten Stand. Und nach der Erdrutschniederlage in Frankfurt ging erneut ein Internetsturm gegen ihn los. 

Dem ehrlichen Niko Kovac, der ja auch in München mit seinem Bruder Robert im Team arbeitete, alles Gute. Es wird nicht einfach sein, vom Münchner Boden aus bei einem anderen Verein anzudocken. Seine Familie lebt in Salzburg, insofern war München eine gute Lösung. Eigentlich.

Den Bayern alles Schlechte.

Foto: 
Niko Kovac
© fcbyern.com