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Kategorie: Alltag
Paketauslieferung 2Über Zustände beim Paketzusteller

Oliver Kalldewey

Offenbach (Weltexpresso) - „Wofür steht die Abkürzung GLS eigentlich? Für ‚ganz lausiger Service‘?“ fragt der Paketkunde, schwer enttäuscht von den Zuständen bei den Zustellern. Besser: nicht-Zustellern – denn das Ausliefern von Paketen: GLS = geht leider schief.

Dass Paketboten ihre Sachen doch nicht ausliefern werden, hört man immer wieder. Dass das GLS-Management dann aber nicht gewillt ist, Fehler zu korrigieren: das sieht nach neuem Tiefpunkt in Deutschlands Service-Landschaft aus. Mehrfach muß der Kunde nachfragen, bis ein zweiter Zustellversuch angeboten wird. Doch kaum, dass der Kunde wissen möchte, wann der erfolgen soll, zieht GLS das Angebot einer neuerlichen Zustellung wieder zurück! Die wortreichen Textbausteine, wie bedauerlich das Fehlverhalten des Zustellers sei – aber die Zustände wirklich ändern: das ist GLS zuviel verlangt.

Was war passiert? Donnerstagmittag klingelt es. Dominik Schneider (* Name von der Red. geändert) geht zur Sprechanlage, hört, wie „Post“ oder „Paket“ genuschelt wird. Freundlich antwortet er „bitte in die dritte Etage!“. Barsche Antwort: „Kommen Sie runter!“. Noch immer freundliche Rückfrage: „ich denke, Pakete werden an der Wohnungstür zugestellt?“ Seitens des Paketboten erschallt ein „alles klar!“, Schneider drückt den Türöffner. Und drückt und drückt... Der Paketbote hat sich längst verzogen: Treppen steigen? Doch nicht in seinem Beruf! scheint er sich wohl gedacht zu haben, denn als Dominik Schneider eine Viertelstunde später unten nachsieht, sind weder Paket noch Bote noch Benachrichtigungskarte zu sehen – einfach nichts!

Da war doch was online bestellt? Ein Klick auf den Tracking-Link: das Paket wurde in weit entfernter Filiale „abgegeben“. Obwohl der Kunde anwesend war! Schneider beschwert sich bei der GLS – Mailadresse. Antwort: es täte der Firma GLS ja so leid, und man werde auch ein Gespräch mit dem Paketboten führen, damit so was nicht wieder vorkomme. Bis dahin könne der Kunde das Paket ja schon mal im Paketshop selber abholen.

„Wenn Sie mit Ihrem Paketboten reden, dann können Sie ihn ja anweisen, das Paket jetzt ordnungsgemäß zuzustellen“, schrieb der Kunde dem GLS-Paketdienst zurück und wies darauf hin, dass andere Paketdienste da ja auch schaffen. Worauf GLS das „Anliegen“ (einer ordnungsgemäßen Zustellung) an das „zuständige GLS Depot weiterleiten“ will: „Dies kann eine Bearbeitungsdauer von mehreren Arbeitstagen in Anspruch nehmen.“

Wenn der GLS-Fahrer seine Touren so gründlch plant, dann wäre doch Zeit, den Kunden rechtzeitig über das Zeitfenster zu informieren, wann er es nochmal, diesmal richtig versuchen möchte? Weit gefehlt! Auf die Bitte, das so langfristig geplante Zeitfenster mitzuteilen, antwortet der „GLS-Service“ nach zweimaliger Zusage, es nochmal zu probieren: „Es ist unserem zuständigen GLS Depot leider nicht möglich, Ihr Paket aus dem GLS PaketShop abzuholen und es Ihnen erneut zuzustellen.“

So also war der GLS-Textbaustein gemeint: „ Selbstverständlich bedauern wir die Unannehmlichkeiten, die Ihnen entstanden sind. Ihre Zufriedenheit ist uns wichtig.“ Doch wenn es darum ginge, dem Bedauern Taten folgen zu lassen und das einzulösen, was andere Zustelldienste täglich leisten: dann ist nicht nur der GLS-Paketbote überfordert. Dann zieht das GLS-“Service Team“ Zusagen wieder zurück.

Dominik Schneider arbeitet im Home Office. „Ich nehme hier seit Jahren immer wieder Pakete für Nachbarn an. Bei anderen Paketdienstleistern gibt‘s keine Probleme. Da sind manche Postboten froh zu wissen, an welcher Klingel sie ihr Paket loswerden können – und haben kein Problem damit, drei Treppen hochzusteigen.“ Künftig wird Schneider bei seinen Online-Bestellungen vermerken „keine Zustellung über GLS – bitte zuverlässigen Dienstleister beauftragen“.

Sicher ist Paketbote ein harter Job – und schlecht bezahlt obendrein. Doch müssen das die Kunden ausbaden? Oder könnten es die Postboten ihren Kollegen von der Eisenbahn gleichtun und wie die Lokführer für ordentliche Bezahlung streiken? Schneider jedenfalls hat seinem Online-Shop geschrieben und angeregt, bei der Zustellung Transparenz zu schaffen: „also Zustellversuch via Logistiker wie GLS, die mit Sub-Sub-Unternehmern arbeiten, für x Euro – oder ordentliche Zustellung mit Paketdienst, der Tarif zahlt, für 1,50 € mehr. Bei Eiern steht ja auch drauf, ob aus Käfig- oder aus Freiland-Haltung. Und wenn ich weiß wofür, dann zahle ich gerne das bißchen mehr!“ Aber dass ein Zusteller geht, obwohl er den Empfänger angetroffen hat: das hatte Schneider noch nicht erlebt. Und dass das GLS-Management nicht willens ist, so ein Verhalten zu korrigieren: da fragt man sich ernsthaft: steht die Abkürzung GLS für „ganz lausiger Service“?

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Paketauslieferung
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