Drucken
Kategorie: Alltag
dorea 3756Ein Mini-Zoo im Altersheim der Doreafamilie

Hanswerner Kruse

Steinau/Straße (Weltexpresso) - Im Pflegeheim Doreafamilie entwickelte die Leiterin der Einrichtung, Sandra Frenz-Poole, während des Corona-Lockdowns mit ihrem Team einen Mini-Zoo. Das beispielhafte Projekt hat den Menschen im Heim viel Abwechslung geboten und sich im Heimalltag durchgesetzt.

„Ich bin für die Hühner zuständig, denn ich bin ein fraulicher Hahn“, begrüßt eine ältere Dame den etwas irritierten Besucher im Hof. Großes Gelächter bei den anderen Bewohnerinnen des Heimes, denn sie heißt tatsächlich Frau Hahn. Der echte für die Hühner zuständige Hahn heißt allerdings Fred: „Wenn der morgens nicht pünktlich kräht, fragen die Leute sofort ob Fred krank sei“, erzählt die Heimleiterin. Von Anfang an waren die Bewohnerinnen und Bewohner in die Planung des Mini-Zoos mit eingebunden, zuerst gab es jedoch nur einige Vögel. Dann kamen Flugenten, Hasen, viele Hühner, Fische sowie weitere Vögel dazu. Gerade hat die Ehefrau eines Bewohners „als Spende“ vier Wellensittiche  vorbeigebracht.

Die ersten Hühnereier wurden begeistert gefeiert. Etliche Bewohnerinnen, die noch selbstständig laufen können, schauen morgens als erstes nach den Tieren. Die therapeutische Wirkung von Tieren kennt man aus vielen sozialen Bereichen, etwa in der Kinder- und Jugendpsychiatrie oder in Heimen für Menschen mit geistiger Behinderung. Aber auch im Alltag kann der Umgang mit Tieren und deren Versorgung für viele Menschen heilsam sein. Und die im Heim betreuten Menschen mit Demenzerkrankung zeigen großes Interesse.

Viele Bewohnerinnen kümmern sich liebevoll um „ihre Tiere“ und sorgen sich, „kriegen die auch wirklich genug zu essen?“ Die meisten kommen aus der ländlichen Umgebung und sind den Umgang mit Tieren gewohnt. „Wir kennen uns aus!“, meinen manche ganz keck und wissen alles besser: Das freut die Heimleitung, „denn das ist ja nun wirklich ein Zeichen von Lebendigkeit.“

Das ganze Projekt bedeutet mehr Belastung für alle Mitarbeitenden, aber ganz offensichtlich macht es ihnen Spaß, weil sie die positive Wirkung auf die alten Menschen erleben. Hausmeister Thomas Schmidt sagt, „jetzt bin ich auch noch Tierpfleger geworden, aber das empfinde ich als Bereicherung meines Jobs.“ Er baute auch die Hühnerhäuser und Hasenställe und legte die Fischteiche an.

Auch wenn sich die Einschränkungen im Heim durch die Corona-Pandemie mittlerweile etwas gelockert haben, ist das Interesse der Betreuten ungebrochen groß. Alles hat seine Richtigkeit, denn auch das Veterinäramt des Kreises wurde über das Projekt informiert und jedes Huhn ist offiziell angemeldet. Mit der Erweiterung des Mini-Zoos ist allerdings erst einmal Pause, denn derzeit steht die Eröffnung des Betreuten Wohnens mit insgesamt 22 Wohneinheiten und der Tagespflege an.  Die Tagespflege, die Platz für 15 Gäste bietet, soll arbeitende Angehörige entlasten, die Betreuten bekommen nicht nur eine Tagesstruktur mit notwendiger Pflege, sondern vor allem soziale Kontakte und viele neue Anregungen und natürlich die Möglichkeit  zum Besuch des heimeigenen Zoos.

Foto:
Hanswerner Kruse