IMG 8381Zum Ende unserer Quarantäne

Hanswerner Kruse 

Schlüchtern (Weltexpresso) - Auf unserer Treppe liegen zwei Eier. Ein mildtätiger Hausbewohner hat sie für uns dort (ab-) gelegt. Wie am Nikolaustag, haben die Nachbarn uns auch mal ein neues Buch oder frühe Tulpen im Topf dort hinterlassen. Noch ein Tag, dann endet unsere Quarantäne. Wir haben bereits lange Einkaufszettel geschrieben, geplant, wer wo was einkaufen wird und wichtige Termine beim Optiker oder Zahnarzt ausgemacht.

Ansonsten haben für uns reihum viele Anwohner eingekauft - dafür sei hier schon einmal vielen Dank gesagt. Und unser Einkaufshelden haben uns häufig verblüfft: Einerseits, weil die Einkäufe oft sehr preiswert waren, denn wir selber entdecken bei unseren Besorgungen oft noch irgendetwas „Brauchbares“ oder kaufen „Sonderangebote“. Es gab aber auch Überraschungen, wie etwa das „falsch“ gekaufte Pesto. Es schmeckte viel besser als das Markenprodukt, das wir seit 30 Jahren essen. Oder aber unser Lieblings-Mineralwasser. Das gibt es nämlich auch in Glasflaschen. Eine schwerere, aber umweltfreundliche Alternative. Da die Supermärkte häusliche Lieferungen ab- lehnten („Wir haben genug zu tun!“), mussten wir lernen, die Hilfe der Nachbarschaft anzunehmen. Unsere Helfer hatten keine Probleme mit unserer Quarantäne und kauften – wie sie sagten – gerne für uns ein. Insgesamt hatten wir das Gefühl, dass dies auch die Kommunikation förderte.

Als wir vor über sechs Wochen nach Teneriffa flogen, war die Insel noch kein Risikogebiet. Deutschland aber sehr wohl für die Spanier. So benötigten wir zur Einreise einen negativen Corona-Test, der nicht älter als 72 Stunden sein durfte. Zweimal verlängerten wir die Reise, weil wir nicht so recht wussten, was wir im deutschen Lockdown sollten. Kurz vor dem Rückflug wurden auch die Kanaren (wieder) zum Risikogebiet und wir mussten in Quarantäne, obwohl der Inzidenzwert im Main-Kinzig-Kreis dreimal höher war. Wir hätten uns nach fünf Tagen testen lassen können, doch aufgrund der Feiertage nach Silvester wäre das nur am Flughafen gegangen. Darauf haben wir verzichtet. Stattdessen haben wir uns weiter isoliert. Eingeigelt. Und uns ging es gut.

So ist uns erst vor zwei Tagen aufgefallen, dass die Tiefkühltruhe leer ist. Da mussten wir nämlich nie reinschauen, weil unsere Nachbarn uns ja stets gut mit Frischem belieferten. „With a Little Help From My Friends“, wie die Beatles einst sangen, „Mit ein wenig Hilfe meiner Freunde“, so endet morgen für uns die Quarantäne – ohne Hungerleiden.

Assoziation:
„Eier, wir brauchen Eier.“ Das erklärte Bayern-Torhüter Oliver Kahn nach der 0:2-Niederlage gegen den FC Schalke 04 im Jahr 2003 auf die Frage, was seinem Team gefehlt habe. Seither ist viel passiert: Die Bayern haben wieder Eier, die Schalker wohl auch - und in Schlüchtern tauchten ebenfalls welche auf...

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Hanswerner Kruse