4344 Foto FIFI 1Eine Geschichte aus dem Schwarzwald

Sabine Zoller

Bad Herrenabl (Weltexpresso) - Wer Freigänger zu Hause beherbergt, der kennt das Zittern um den besten Kameraden, den es gibt: die Katze! Zugegeben, die liebenswerten Samtpfötchen sind nicht jedermanns Sache, aber wer sich einmal in einen schnurrenden Stubentiger verliebt hat, kann schlicht und einfach nicht mehr ohne eine Katze leben.



Samtpfoten Freigänger 

In meinem besonderen Fall heißt mein Lebensbegleiter „Fifi“. Der schwarze Kater hat eine besonders schöne Zeichnung am Kinn, und an der Brust und sieht mit seinen weißen Pfötchen immer aus, als ob er sich zu einer besonderen Gala fein gemacht hat. Kein Wunder also, dass ich bei unseren täglichen Spaziergängen immer wieder auf den „Hübschen“ angesprochen werde. – Ja, so etwas gibt es! Wir gehen spazieren. Wenngleich es eher ein „ich gehe mit Katze“, als umgekehrt „Kater begleitet den Menschen“ zu sehen ist. Aber das ist ja egal, Hauptsache wir kommen an die frische Luft und genießen dann Wind und Wetter gemeinsam. Manchmal dauert das auch länger als geplant.



4385 Foto Fifi 2Fifi inspiziert gerne



Denn Katzen haben eine ausgeprägte Vorliebe für Entdeckungen – und so kann Fifi eben auch nicht an geöffneten Garagen vorbeischreiten, ohne mal eben die Ecken gründlich zu inspizieren. Da uns die Nachbarn schon kennen, winken uns die schon lachend zu und rufen: „Habe die Garage aufgeräumt, heute gibt es nichts zu entdecken“. Das macht dann nichts, denn Fifi schnüffelt dann am Garagentor, um sicher zu sein, ob das Gesagte auch stimmt. Nun, der Spaziergang ist meist am späten Nachmittag – dann geht es nach Hause zum Futtern und nach einem Verdauungsschläfchen marschiert Fifi am Abend noch mal alleine los. Das kann dann dauern und erst wenn die Katzenklappe munter klappert, kann ich beruhigt die Türen schließen. Ein eingespielter Rhythmus, sollte man denken. Doch so ab und an sorgt Fifi auch für Nervenkitzel – und zwar immer dann, wenn man das gar nicht gebrauchen kann.





3362 Foto Fifi 3Angst um den Kater



So auch jüngst bei Eis und Schneegestöber. Ausgerechnet morgens um 6 Uhr maunzt und tobt der sonst verschlafene Geselle so stark, dass ich ihn früher als sonst nach draußen lasse. Es ist noch dunkel und weil es kalt ist, gehe ich davon aus, dass er bald wieder zu Hause sein wird. Doch weit gefehlt. Es vergeht der Vormittag. Mit verschiedenen Erledigungen beschäftigt, fällt die fehlende Katze zunächst gar nicht auf. Denn diese Zeit verschläft er meist in einer seiner Lieblingsecken, die natürlich immer wieder wechseln, so dann man immer wieder auf´s neue auf der Suche nach der Katze ist: Heute das Sofa, morgen in der Schuhschachtel im Schrank. Doch die Suche nach Fifi ist vergebens. „Mal den Nachbar fragen“, schießt es mir durch den Kopf, doch keiner hat den Schwarzen gesehen. Jetzt werde ich unruhig, greife zum Telefon für die Kontaktpersonen in der Nebenstraße. Keiner hat Fifi gesehen. „Soll ich es auf facebook setzten?“ Da kommt eine Nachricht auf dem PC – „Habe im Keller geschaut, hier ist kein Fifi zu sehen“. Das war die Nachbarin mit dem Hund, die verspricht, beim Gassi gehen aufmerksam in alle Garagen zu schauen die geöffnet sind. Ich selbst werde immer unruhiger. „Wen kann ich noch anrufen?“ Jetzt ist es schon wieder dunkel – fast 12 Stunden sind vergangen und keine Katze ist weit und breit zu sehen.  Kein Rufen, Pfeifen, nichts bringt die Erlösung. Die Unruhe wandelt sich in Angst „Ihm wird doch hoffentlich nichts passiert sein?“




6109 Fifi 4Schneefall und Kälteeinbruch



Jetzt wird es tierisch kalt draußen und außerdem hat er noch nichts gefressen. Der Schnee fällt leise und verwandelt die Landschaft in ein bezauberndes Bild. Doch genießen kann ich das nicht. Mein Kamerad fehlt und ich kann nichts tun, als abwarten. Das fühlt sich elend an. Jetzt ruft eine weitere Nachbarin an, die den Anrufbeantworter abgehört hat. „Bin eben nach Hause gekommen – wollen wir gemeinsam meine Garage untersuchen, ob er sich dort versteckt hat?“- Ich tue nichts lieber als das! „Ab in die Winterklamotten und rein in die Stiefel – der Schnee knirscht und erst jetzt wird mir bewusst, wie kalt es geworden ist. „Fifi, du Filou, wo steckst Du nur?“

Die Gedanken sind schon mit düsteren Vorahnungen beschäftigt, aber die Hoffnung stirbt ja bekanntermaßen zuletzt. Jetzt rufen wir zu zweit nach der Katze, drehen Golfschlägertaschen um und rücken Regale in der Garage. Nichts. Ernüchterung macht sich breit. Der muss doch jetzt richtig Kohldampf haben... Meine Gedanken drehen sich im Kreis. Er fehlt. Und selbst ist man unfähig etwas zu tun! Ach, was tun.







8330 Fifi 5Glück ist...



Wieder zurück im eigenen Heim, bleibt nur das Warten auf den Kater. Es war 20 Uhr, es wird 21 Uhr, dann 22, auch 23 und 24 Uhr. Mitternacht.Und danach. Und immer noch kein Fifi. Ich schaue mir Fotos an und während ich darüber sinniere, wieviel Abenteuer wir schon erlebt haben, streicht ganz sacht ein dicker aufgeplusterter Schwanz um meine Beine. Ich habe das klipp-klapp der Katzenklappe gar nicht gehört und umarme meinen Kater.

Hurra, er ist wieder da! Ein fast grenzenloses Glück durchströmt meinen Körper und so ganz langsam fängt auch Fifi zu schnurren an. „Na, der hat ein Abenteuer erlebt! Schade, dass Katzen nicht sprechen können.“ Wenn ich ihn so genau betrachte, dann sind die Spinnweben in seinen Schnurbarhaaren doch ein Zeichen dafür, das er wieder einmal alleine auf Erkundungstour in einer Garage war und dann wahrscheinlich das Pech hatte, dass diese geschlossen wurde. Was für ein Glück, dass er nun wieder da ist! Freigänger wie er neigen eben zu Abenteuern... und wissen dann nur zu gut, dass sie sich danach zu Hause erholen können.

Fotos:
Fifi 
©Sabine Zoller