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Sven-Oliver Schibat

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Silvester 2019 habe ich auf Helgoland verbracht. Es gab Pizza zum Abendessen und das neue Jahr wurde mit lauten Signalen von den Schiffen im Hafen begrüßt. Anschließend folgte ein großartiges Feuerwerk über den Landungsbrücken. Zurück in der Ferienwohnung gab es in den Nachrichten wie immer Bilder von der großen Party am Brandenburger Tor, vom Jahreswechsel in Australien und es wurde über dieses neue Virus in China berichtet, das dort für Aufregung sorgte. Schlimm, aber China war ja weit weg.

Weniger Feinstaub

Zwei Jahre ist das nun her und die Bilder vom Brandenburger Tor ohne Publikum im Silvester-Regen wirkten Silvester 2021 eher deprimierend. Insgesamt sah es auf den deutschen Straßen aber lebendiger aus als Silvester 2020. Geknallt wurde dank des Verkaufsverbots für Feuerwerk aber dennoch deutlich weniger als vor Corona, was man an der Feinstaubkonzentration an Neujahr deutlich sehen konnte.


Zahlen steigen rasant

Die Sieben-Tage-Inzidenz in Hessen und auch in Deutschland insgesamt ist seit einigen Tagen wieder am steigen. Vor allen Dingen in den vergangenen 24 Stunden. Über Weihnachten und Silvester wurde immer wieder darauf hingewiesen, dass die Zahlen aufgrund von Verzögerungen bei den Übermittlungen und weniger Tests an den Feiertagen möglicherweise nicht das vollständige Infektionsgeschehen abbilden könnten. Nun geht es aber wieder kräftig nach oben: In Hessen wurden am Dienstag 2.655 Neuinfektionen bei einer Sieben-Tage-Inzidenz von 222,6 gemeldet, während es heute am Mittwoch (5.1.22) 4.782 Neuinfektionen und eine Inzidenz von 252,3 waren.
 
Die Zahlen steigen vermutlich auch deswegen, weil sich nach einem Jahr mit der Delta-Variante nun die nächste Corona-Version bei uns breit macht: Die Zahl der bislang in Deutschland nachgewiesenen Omikron-Fälle hat sich alleine in der vergangenen Woche verdreifacht - von 10.443 in der Vorwoche auf 35.529 an diesem Dienstag - und auf heute 42.446. Es wird also nicht mehr lange dauern, bis Omikron die dominierende Variante in Deutschland ist.


Verschärfung der Kontaktbeschränkungen?

Die gute Nachricht zu dem Thema: Es zeichnet sich immer mehr ab, dass Omikron zwar deutlich ansteckender ist als Delta, dafür aber seltener zu schweren Verläufen führt. Dennoch könnte es durch eine hohe Anzahl in Infektion zu Problemen kommen - sei es wie aktuell in den USA durch viele Fälle in den Krankenhäusern oder wenn zum Beispiel zu viele Menschen gleichzeitig ausfallen und dadurch Personal in der kritischen Infrastruktur (ÖPNV, Lebensmittel,...) fehlt. Am Freitag wird es deswegen die erste Bund-Länder-Konferenz in diesem Jahr geben, wo das weitere Vorgehen in der Pandemie besprochen werden soll. Dabei könnte unter anderem eine Verschärfung der Kontaktbeschränkungen herauskommen.


Mehrere Kreuzfahrten wegen Corona abgebrochen

Für Aufsehen sorgten diese Woche gleich mehrere Meldungen über abgebrochene Kreuzfahrten, zum Beispiel von TUIs "Mein Schiff 6" und der "AIDAnova" aufgrund von Corona-Ausbrüchen auf den Schiffen. Und über einen Corona-Ausbruch im ewigen Eis: Trotz hoher Sicherheitsvorkehrungen konnte sich das Virus auf der belgischen Prinzessin-Elisabeth-Forschungsstation breit machen. Mindestens 16 von 25 Forscherinnen und Forschern sollen betroffen sein.


Weiter Anti-Corona-Veranstaltungen in Hessen

Und noch ein Thema bestimmt leider auch weiterhin die Nachrichten: Die Kritiker der Corona-Maßnahmen und ihre sogenannten "Spaziergänge". Alleine am vergangenen Montag gab es Veranstaltungen dieser Art in Gießen, Wetzlar, Herborn, Grünberg, Fulda, Kassel und mehreren weiteren Orten. Diese Anti-Corona-Veranstaltungen werden inzwischen von den hessischen Sicherheitsbehörden genau beobachtet.

Der Landrat des Main-Kinzig-Kreises, Thorsten Stolz (SPD), hatte zum Start ins neue Jahr an die Bürgerinnen und Bürger appelliert, den Veranstaltungen der Querdenker-Bewegung fernzubleiben. Was harmlos als "Spaziergang" oder "zufällige Treffen" deklariert werde, sei "nichts anderes als der Versuch, das Versammlungsrecht zu umgehen oder auszuhebeln" und habe vielerorts zu gewalttätigen Übergriffen, verbalen Attacken und sonstigen Angriffen gegen Sicherheits- und Ordnungskräfte sowie politische Mandatsträger geführt, erklärte Stolz am Montag in Gelnhausen.


Tötungsaufrufe in Querdenker-Chatgruppen

Nach einer Recherche von "funk" für tagesschau.de gibt es in Telegram-Chatgruppen der Querdenker-Szene seit Mitte November täglich Tötungsaufrufe gegen Wissenschaftler, Ärzte, Journalisten und Polizisten. Über die Wissenschaftsjournalistin Mai Thi Nguyen-Kim aus Heppenheim soll dort geschrieben worden sein: "Wir werden auch sie eines Tages hängen [...]".

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