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Kategorie: Alltag
swr.deneuCorona-Newsletter des hr

Sven-Oliver Schibat

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Haben Sie am Wochenende den hessischen "Freedom Day" gefeiert und anschließend ihre FFP2-Masken im Garten verbrannt, weil Sie sie jetzt nicht mehr brauchen? Meine erste "Feldstudie" beim "Sport in the City"-Tag in Gießen am vergangenen Sonntag zeigte mir jedenfalls, dass gar nicht mal so wenige Menschen es offenbar doch nicht so eilig damit haben, sich ihrer Masken zu entledigen und stattdessen auf den Rat der Experten hören und sie weiter tragen. Oder es war eine Art umgedrehter Protest wie in diesem Tweet.

Übrigens: Auch wenn die meisten Corona-Maßnahmen seit vergangenem Wochende Geschichte sind, so gibt es doch auch weiterhin Corona-Regeln in Hessen. Diese können Sie hier nachlesen.
https://www.hessenschau.de/politik/corona-regeln-diese-massnahmen-gelten-noch-in-hessen,corona-lockerungen-122.html


Die Impfpflicht kommt nicht

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hatte eine eher schlechte Woche: Erst wurde die Impfpflicht ab 18 Jahren abgelehnt, dann gab es viel Aufregung um seinen (am Ende wieder zurück genommenen) Vorstoß, die Isolationspflicht für Corona-Infizierte abzuschaffen und gestern scheiterte dann auch noch die Impfpflicht ab 60 Jahren.

Dass aus der Änderung der Isolationspflicht-Regelung nichts wurde, kam bei Experten wie dem Frankfurter Virologen Martin Stürmer gut an, die gescheiterte Impfpflicht hingegen nicht so sehr. Der hessische Gesundheitsminister Kai Klose (Grüne) zeigte sich enttäuscht über diese Entscheidung. Der Gewinner sei nun das Virus. Ohne ausreichend hohen Impfschutz in der Bevölkerung drohten im Herbst eine neue Welle und damit erhebliche Freiheitseinschränkungen.

Weiterhin gültig ist jedoch die Impfpflicht in der Pflege- und Gesundheitsbranche. Ich erwähne das deshalb, weil die AfD diese gestern gerne gekippt hätte, mit ihrem Antrag jedoch scheiterte. Nach einer Umfrage des Hessischen Rundfunks sind in Hessen von der Teil-Impfpflicht mehrere tausend ungeimpfte Beschäftigte betroffen. Allein beim Frankfurter Gesundheitsamt gingen rund 1.300 Meldungen ein, im Main-Kinzig-Kreis rund 1.000, in Stadt und Kreis Kassel über 800.


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Entwicklung der Neufälle in Hessen

Weniger Neuinfektionen

Der Sinkflug der Corona-Zahlen, der in der vergangenen Woche begonnen hat, hat sich zum Glück fortgesetzt. Das RKI sieht die aktuelle Welle auslaufen: Die Sieben-Tage-Inzidenz befindet sich ganz klar im Abwärtstrend - allerdings wird aufgrund der gelockerten Maßnahmen auch deutlich weniger getestet. Ob der Trend bei der Inzidenz sich dauerhaft fortsetzen oder ob es doch noch einmal nach oben gehen wird, bleibt abzuwarten. Der Vorstandsvorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery ist wenig optimistisch: Er rechnet damit, dass sich nun die große Mehrheit der Bevölkerung infizieren wird. Die Entscheidung gegen die Maskenpflicht sei eine "Entscheidung gegen die Vernunft" gewesen.

Niedersachsens Wissenschaftsminister Björn Thümler (CDU) warnte derweil vor rasant ansteigenden Zahlen von Long-Covid-Erkrankungen und die Präsidentin der Deutschen Rentenversicherung, Gundula Roßbach, sagte dem "Tagesspiegel": "Im ersten Halbjahr 2021 hatten wir 4000 Fälle von Long Covid, und nach ersten Hochrechnungen gehen wir davon aus, dass es im gesamten Jahr 10.000 Fälle waren." Long Covid und Post Covid können auch bei milden Verläufen auftreten. Über die genauen Ursachen von Long Covid weiß man aktuell noch recht wenig, weswegen US-Präsident Joe Biden in dieser Woche dem US-Gesundheitsministerium den Auftrag zur Koordinierung landesweiter Long-Covid-Forschungen gegeben hat.
 

Das dritte Ostern mit Corona

Sollten Sie übrigens noch keine Schoko-Hasen für Ostern gekauft haben (so wie ich), dann wird es langsam Zeit: Heute in einer Woche ist Karfreitag. Und nachdem 2020 in der ersten Welle Online-Gottesdienste zum großen Hit wurden, könnten die Oster-Gottesdienste in diesem Jahr erstmals wieder fast wie früher sein - von den Mund-Nasen-Masken mal abgesehen.

Wer über Ostern verreisen möchte, könnte sich ebenfalls an alte Zeiten erinnert fühlen: Der ADAC warnt - wie früher - vor Staus an Karfreitag und Karsamstag. Und wer nicht mit dem Auto, sondern mit dem Flieger verreisen möchte: Der Flughafenbetreiber Fraport hat darauf hingewiesen, dass es bei der Abfertigung am Flughafen Frankfurt zu längeren Wartezeiten kommen könnte. Aufgrund des pandemiebedingten Personalmangels müssten sogar Flüge gestrichen werden.

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