berl17 vardaBERLINALE 2019: Der Wettbewerb, Teil 17

Claudia Schulmerich

Berlin (Weltexpresso) – Vermächtnis zu Lebzeiten, das ging mir beim 115 Minuten langen Film durch den Kopf, in dem Agnes Varda das macht, was meistens erst nach dem Tode von wichtigen Menschen über ihr Lebenswerk festgehalten und räsoniert wird. So weit ist es hoffentlich noch lange nicht, denn Agnès Varda ist nicht nur im Film eine konzentrierte Erzählerin, sondern konnte auch auf der Pressekonferenz zeigen, daß ihre Sehkraft zwar schwächer geworden sein mag, aber ihr Verstand, ihr Gefühl und ihre Möglichkeit, diese auszudrücken uneingeschränkt vorhanden sind, ja sie war sogar alterswitzig mit tiefgründigem Humor.

Und sie ist eine erfahrene Filmemacherin, die als Fotografin angefangen hatte, nun aber die Kunst als neue Kompetenz hinzugewonnen hat und wenn man sie so anschaut in ihrer Lebendigkeit, die durch ihre Sanftheit, bei aller knallharten Einschätzung der Zeitprobleme, eher noch überzeugender ist, als wenn sie mit großen Forderungen daherkäme. Nein, Agnès Varda packt einen mit ihrer Bescheidenheit, packt einen einfach ein, wickelt darum noch eine Schleife und da sitzt man nun, von ihr ausgezeichnet. Nicht nur ich. Sie bedankte sich als erstes bei der Presse, die sie überall gut behandelt habe und ihr Filmschaffen als wichtiger Partner geadelt hatte. Das geht doch runter wie Öl, wo derzeit Journalisten immer wieder als der letzte Dreck behandelt werden, sich als Lügenpresse verhöhnen lassen müssen. Und das ist nicht sarkastisch gemeint.

Wird fortgesetzt....

Foto:
Agnès Varda
© Cine Tamaris 2018