hwk zafon 5260Der Roman „Das Labyrinth der Lichter“ von Carlos Ruiz Zafón aus dem Verlag Fischer

Hanswerner Kruse

Berlin (Weltexpresso) - Dies ist auch eine Buchempfehlung. Meiner Meinung nach zählt das neue Werk des Spaniers zu seinen unterhaltsamsten Büchern. Zwar bezieht sich der Bestsellerautor auf einige Geschichten in drei vorausgegangenen Büchern, die alle in Barcelona spielten.

Doch um es gleich vorweg zu sagen, dieser Roman ist zwar genauso verschachtelt wie seine Vorgänger und erneut in einer außerordentlich bilderreichen Sprache geschrieben. Doch darüber hinaus ist er ein spannender Thriller auf fast 1000 Seiten, also ein fetter Schmöker für die kommende Urlaubs- und Reisezeit. Die Liebhaber - oder man müsste eigentlich sagen die Aficionados à- Zafóns werden diesen Roman, der seine Barcelona-Trilogie beenden soll, sowieso verschlingen. Aber er ist auch ein wunderbarer Einstieg für diejenigen, die den Schriftsteller bisher noch nicht kannten.

„Das Labyrinth der Lichter“ beginnt 1938 in Barcelona, in der die Zivilbevölkerung von den italienischen Faschisten gezielt bombardiert wird. Dabei stirbt die Mutter des kleinen Mädchens Alicia, sie selbst wird schwer an der Hüfte verwundet, überlebt aber das Massaker. Die eigentliche Geschichte beginnt nach einigen Rückblenden über zwanzig Jahre später. Alicia arbeitet in Madrid als hochintelligente Ermittlerin für eine geheime Polizeiorganisation der spanischen Faschisten. Mit viel Intuition und durch unkonventionelles Vorgehen löst die junge attraktive Frau schwierige Kriminalfälle, die für unlösbar gehalten werden. Als eines Tages der steinreiche Bildungsminister Valls spurlos verschwindet, soll Alicia sich auf die Suche nach ihm machen. Eigentlich will sie aufgrund ihrer ständigen Schmerzen in der Hüfte den Dienst quittieren, doch ihr Mentor Leandros zwingt sie, wenigstens noch diesen Fall zu bearbeiten.

Also kehrt sie in ihre Heimatstadt Barcelona zurück, in der das verlassene Auto des Politikers gefunden wurde. Alicia hat ein geheimnisvolles Buch im Gepäck, das Valls versteckt zurückgelassen hat. Im Gegensatz zu ihren Vorgesetzten ist für sie diese Schrift ein wichtiges Indiz, das sie zunächst in die bereits - aus der Barcelona-Trilogie - bekannten Bibliotheken und Buchläden führt. Doch Zafón gräbt keine alten Geschichten aus, lässt allerdings fast sein gesamtes Personal der Trilogie noch einmal auftreten.

Schon früh ahnt der Leser die verhängnisvollen Verstrickungen des Ministers. Aber viele überraschende und spannende Wendungen geschehen, bis Alicia endlich das unglaubliche Komplott erkennt. Dafür musste die junge Frau selbst noch einmal tief in düstere und vergessene Bilder ihrer eigenen Biografie eintauchen, die bisher für sie im Dunkeln lagen.

Foto: Bücher des Autors

Info: 
Carlos Ruiz Zafón „Das Labyrinth der Lichter“, Fischer-Verlag, Leinen, 940 Seiten, 25 Euro