boers.Jury 17Serie: Deutscher Buchpreis 2017, 1: Jury nominiert 20 Romane 

Felicitas Schubert

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Es ist wirklich so weit. Jedes Jahr denkt man vor dem Sommer, ach ja, es dauert ja noch lange, bis die Jury des Deutschen Buchpreises die erste Auswahl aller für den Preis eingereichten Romane veröffentlicht. Und schon ist sie da. Urteilen Sie selbst!  

Die nominierten Titel für den Deutschen Buchpreis 2017 stehen fest: Die Jury hat 20 Romane für die Longlist ausgewählt. Die sieben Jurymitglieder haben seit Ausschreibungsbeginn 200 Titel gesichtet, die zwischen Oktober 2016 und dem 12. September 2017, wenn die Romane auf die Sechserliste  verdünnt sind, erschienen sind oder noch erscheinen.

Jurysprecherin Katja Gasser (Österreichischer Rundfunk): „Eine der wichtigsten Fähigkeiten von Literatur ist das Weiten unserer Welt. Das ist in Zeiten, in denen sich die Blickwinkel mehr und mehr zu verengen scheinen, besonders wichtig. Die Longlist 2017 ist Ausdruck des Versuchs, die Vielfalt der aktuellen deutschsprachigen Literaturlandschaft zu spiegeln. Auf ihr finden sich mit den Büchern unterschiedliche literarische Antworten auf das Leben, den Zustand der Welt, der Menschen: Politisches wie explizit Unpolitisches, traditionell Erzähltes wie Sprachzentriertes und Risikofreudiges, lyrisch Gewobenes wie realistisch Gestricktes. Allen Büchern gemeinsam ist, dass sie die Jury auf die eine oder andere Art gestochen und gebissen haben – angerührt im besten Wortsinne. Vielleicht wird der Blick auf die Welt mit den Büchern der Longlist 2017 wieder etwas größer, weiter.“

Die nominierten Romane - in alphabetischer Reihenfolge, dem Verlag und dem Veröffentlichungsdatum:

Mirko Bonné: Lichter als der Tag (Schöffling & Co, Juli 2017)
Gerhard Falkner: Romeo oder Julia (Berlin Verlag, September 2017)
Franzobel: Das Floß der Medusa (Paul Zsolnay, Januar 2017)
Monika Helfer: Schau mich an, wenn ich mit dir rede! (Jung und Jung, März 2017)
Christoph Höhtker: Das Jahr der Frauen (Weissbooks, August 2017)
Thomas Lehr: Schlafende Sonne (Carl Hanser, August 2017)
Jonas Lüscher: Kraft (C.H. Beck, März 2017)
Robert Menasse: Die Hauptstadt (Suhrkamp, September 2017)
Birgit Müller-Wieland: Flugschnee (Otto Müller, Februar 2017)
Jakob Nolte: Schreckliche Gewalten (Matthes & Seitz Berlin, März 2017)
Marion Poschmann: Die Kieferninseln (Suhrkamp, September 2017)
Kerstin Preiwuß: Nach Onkalo (Berlin Verlag, März 2017)
Robert Prosser: Phantome (Ullstein fünf, September 2017)
Sven Regener: Wiener Straße (Galiani Berlin, September 2017)
Sasha Marianna Salzmann: Außer sich (Suhrkamp, September 2017)
Ingo Schulze: Peter Holtz (S. Fischer, September 2017)
Michael Wildenhain: Das Singen der Sirenen (Klett-Cotta, September 2017)
Julia Wolf: Walter Nowak bleibt liegen (Frankfurter Verlagsanstalt, März 2017)
Christine Wunnicke: Katie (Berenberg, März 2017)
Feridun Zaimoglu: Evangelio (Kiepenheuer & Witsch, März 2017)


Erster kurzer Kommentar zur Auswahl

Erstaunlich viele Namen, die man von den Nominierungen der Vorjahre kennt. Es schält sich inzwischen eine Riege derjenigen heraus, die schon Buchpreis erfahren sind: Feridun Zaimoglu, Ingo Schulze, Marion Poschmann, Robert Menasse, Jonas Lüscher, Mirko Bonné...

Erstaunlich viele Verlage. Die Zeiten, wo der Deutsche Buchpreis unter den großen - das waren lange Hanser und Suhrkamp an der Spitze, dann schloß Fischer auf, erst spät auch Rowohlt, wobei kleine Verlage wie der Salzburger Verlag Jund und Jung von Anfang an nicht nur mitmischte, sondern zweimal hintereinander den Buchpreis für seine Autorinnen gewann - diese Zeiten also sind vorbei. 

Schauen Sie sich die Vielzahl der Verlage an. Gut, Suhrkamp ist mit drei Nominierten wieder an der Spitze, und der Berlin Verlag hat auch zwei Kandidaten, aber ansonsten ist das Feldso  breit wie nie: 15 weitere. Vier Verlage davon kommen aus Frankfurt, das ist ebenfalls auffällig: Fischer als großer Verlag war oft dabei, die drei kleineren: Frankfurter Verlagsanstalt, Schöffling  & Co hatten auch schon ausgewählte Romane auf der Liste, aber Weissbooks das erste Mal1 

Erstaunlich viele Männer. Wir haben das nicht statistisch überprüft, aber es kommt uns vor, als ob diesmal weniger Frauen ausgewählt sind. Aber da wir von den 200 eingereichten Romanen nicht wissen, wie viele Autorinnen und Autoren sich dahinter verbergen, ist das sowieso nicht aussagekräftig. Aber, denkt man sich, Jung und Jung hat auf jeden Fall hat wieder eine Autorin, auf die man dann besonders gespannt ist und das nicht nur, weil sie die Frau von Michael Köhlmeier ist, der im übrigen zwar auch mehrfach auf den Listen stand, der aber unserer Meinung nach in Deutschland, woher er eigentlich stammt, viel zu wenig beachtet wird. Ein grandioser Erzähler. Ach so, wie sind 2017 und bei den kleinen Verlagen, da ist Berenberg  eine absolute Überraschung. Toll, daß diesmal stärker als sonst so viele Verlage dabei sind. Sehen wir das richtig? Kein Schweizer Verlag dabei? Aber Österreich, obwohl Paul Zsolnay...


Erstaunliche Ausgewogenheit zwischen den Frühjahrstiteln (9) und denen vom Spätsommer (11). Der September bietet sich also als Veröffentlichungstermin für die Verlage besonders an. Das bedeutet, daß kein Roman zur Buchmesse im Oktober erscheint. Eigentlich schade. Es bedeutet aber auch, daß kein Roman, der im letzten Quartal 2016 erschienen ist, dabei ist. Sind die alle durch Leipzig 'erledigt'? Andererseits lebt man mit Doppelnominierungen, sowohl Frankfurter wie Leipziger Buchmesse oder den Schweizer und Österreichischen Literaturpreisen gut. Mehr demnächst. 


Das weitere Prozedere

Der Jury für den Deutschen Buchpreis 2017 gehören neben Katja Gasser an: Silke Behl (Radio Bremen), Mara Delius (Die Welt), Christian Dunker (autorenbuchhandlung berlin), Maria Gazzetti (Casa di Goethe, Rom), Tobias Lehmkuhl (freier Kritiker, Berlin) und Lothar Schröder (Rheinische Post).

Im nächsten Schritt wählen die Juroren aus den Titeln der Zwanzigerliste sechs Romane für die kurze Liste aus, die am 12. September 2017 veröffentlicht wird. Erst am Abend der Preisverleihung erfahren die sechs Autorinnen und Autoren, an wen von ihnen der Deutsche Buchpreis geht. Der Preisträger oder die Preisträgerin erhält ein Preisgeld von 25.000 Euro; die fünf Finalisten erhalten jeweils 2.500 Euro.

Der Deutsche Buchpreis wird von der Börsenverein des Deutschen Buchhandels Stiftung vergeben. Förderer des Deutschen Buchpreises ist die Deutsche Bank Stiftung, weitere Partner sind die Frankfurter Buchmesse und die Stadt Frankfurt am Main. Die Deutsche Welle unterstützt den Deutschen Buchpreis bei der Medienarbeit im In- und Ausland.

Die Preisverleihung findet am 9. Oktober 2017 zum Auftakt der Frankfurter Buchmesse im Kaisersaal des Frankfurter Römers statt.

Foto: 
V.l.n.r.: Tobias Lehmkuhl, Maria Gazzetti, Katja Gasser, Lothar Schröder, Silke Behl, Mara Delius, Christian Dunker © Christina Weiß

Info:
Weitere Informationen zum Deutschen Buchpreis 2017 können abgerufen werden unter www.deutscher-buchpreis.de. Infos, Neuigkeiten und Geschichten rund um den Deutschen Buchpreis 2017 gibt es auch bei Facebook unter www.facebook.com/DeutscherBuchpreis.

Der Hashtag zum Deutschen Buchpreis 2017: #dbp17