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Kategorie: Bücher

Paul Temple als Jubiläums Kult-Edition im mp3-Format im Hörverlag, Teil 1/2

 

Elisabeth Römer

 

Köln (Weltexpresso) – Tatsächlich kannten ihn auch junge Leute, die vom Alter her diesen Francis Durbridge und seine sagenhafte Wirkung auf die Hörer und später Fernsehzuschauer eigentlich gar nicht wissen konnten. Aber da gab es doch mal einen bundesrepublikanischen Skandal?!

 

Genau! Das Halstuch! 1962! Diese Fernsehproduktion mit Fortsetzung, die sich als Format in den 60er Jahren erst einmal etablierte. Krimis zum einen und Fortsetzungen, sprich Mehrteiler zum anderen. STRASSENFEGER nannte man so etwas, weil bei 80-90zigprozentiger Einschaltquote – es gab nur das erste und zweite und bald die dritten regionalen Programme – kaum mehr Autoverkehr herrschte und auch Funkstille am Telefon. Es herrschte wirklich eine Spannung in der ganzen Gesellschaft der Bundesrepublik. Und dann das! Da hatte doch ein Schelm der Bild-Zeitung den Mörder verraten, der erst am Abend entlarvt werden sollte und nun schon morgens in der Bildzeitung stand!

 

Verrat!

 

Der Schelm war damals Wolfgang Neuss, ein begnadeter Kabarettist, der – und das ist die Höhe – vom Mörder gar nicht auf hinterfotzige Weise erfahren hatte, sondern einfach geraten hatte. Und es stimmte. Dadurch ist Francis Durbridge, der Autor, noch bekannter geworden und bevor wie seine berühmteste Figur den Schriftsteller und Hobbydetektive Paul Temple - der auch nicht weiß, wieso er immer in Mordfälle gerät und seine reizende, nervensägende Frau Steve – in fünf Hörspielen vorstellen, muß man einfach erst etwas zum Autor sagen.

 

100 Jahre. Da muß man sich in das Jahr 1912 versetzen. Das war international durch die Gründung der Republik China und die Präsidentschaftswahl in den USA für Wilson geprägt und schon die Vorgeplänkel in Europa, die zum 1. Weltkrieg führten. Im selben Jahr ging die neue Titanic unter und Gerhard Hauptmann erhält den Literatur-Nobelpreis. Von Prokofjew wird in Moskau das Erste Klavierkonzert uraufgeführt und der Komet Halley wird in seiner immer wieder die Erde berührenden Umlaufbahn gesichtet. Letzteres stimmt nicht. So hatte es nur der Vater immer wieder als seine Kindergeschichte erzählt. Der Komet war schon 1910 sichtbar.

 

Zwischen Wahrheit und Schein

 

Zwischen Wahrheit und Schein kann man auch das betrachten, was Francis Durbrigde sein Leben lang tat. Mit erzählten Verbrechen die Leute unterhalten. Vergleicht man heutige Krimis mit den damaligen Geschichten, fällt auf, wie harmlos auf der einen Seite diese Mörder – die Mörder sind unter uns – erscheinen, die nur durch einen Trick entlarvt werden oder durch ihren eigenen Unverstand – und wie viel Blut auf der anderen Seite fließt. Nein, es fließt eigentlich nie und es gibt auch keine Grausamkeiten und keine Pathologen, die die Toten zerlegen. Methodisch und kühl in der Kühlkammer. Aber es gibt in jedem Krimi eine gewaltige Zahl von Ermordeten.

 

Durbridge war beim BBC angestellt, nachdem sein Vater, ein Woolworth-Manager, sein Studium von Altenglisch und Volkswirtschaft unterstützt hatte und auch die Tätigkeit des jungen Francis als Börsenmakler nicht schlecht fand. Der aber wollte schreiben: Theaterstücke und so vieles, was ihm auf den Nägeln brannte. 35 Romane wurden daraus und wie viele Hörspiele er bei der BBC schrieb, ist eine Legende.

 

Den Erfolg brachte Paul Temple

 

Das, was man in der öffentlichen Wirkung als DURCHBRUCH bezeichnet, hatte Durbridge mit seinem alter ego, wie die Leute empfanden, mit dem fiktiven Schriftsteller und Hobbydetektive Paul Temple, der immerhin schon seit 1938 ermittelte und diese fiktive Karriere genau 30 Jahre durchhielt, denn bis 1968 ist eine umfangreiche Hörspielreihe dieses Temple zusammengekommen.

Seit 1949 wurden diese Hörspiele auch ins Deutsche übertragen und ihr Erfolg hängt auch mit der Stimme von René Deltgen zusammen, der dem Privatermittler etwas solides Gentlemanhaftes und flotten Draufgängers in einem gab - und die Rolle des verliebten, sich aber auf Männerart durchsetzenden Ehemanns dazu. Da allerdings hatte er seine Rechnung ohne Frau Steve gemacht, denn die ist dem Hobbydetektiv doch in der Regel zwei Sekunden voraus. Im Denken und Planen. Fortsetzung folgt.

 

 

INFO:

Die Sonderedition enthält folgende Kurzhörspiele: Der Fall Lawrence, Der Fall Curzon, Der Fall Alex, Der Fall Gilbert, Der Fall Genf, 3 CD im mp3-Format, Gesamtlaufzeit ca. 1. 263 Minuten. Die Edition basiert auf Produktionen des Westdeutschen Rundfunks aus den Jahren 1951 bis 1968