Bildschirmfoto 2018 11 12 um 01.32.37Peter Stamm gewinnt den Schweizer Buchpreis 2018 seinen Roman aus dem Verlag S. Fischer

Claudia Schulmerich

Basel (Weltexpresso) - Mit Peter Stamm ist nun ein Schweizer für den Schweizer Buchpreis ausgewählt worden, aus einem deutschen Verlag für den Roman DIE SANFTE GLEICHGÜLTIGKEIT DER WELT. Sechs Tage zuvor hatte in Wien der Roman KÖNIGIN DER BERGE von Daniel Wisser aus dem österreichischen Verlag Jung und Jung den Österreichischen Buchpreis gewonnen, Daniel Wisser ein Österreicher, was zur Preisverleihung nicht sein müßte, genauso wenig wie es der Salzburger Verlag hätte sein müssen.

Den Deutschen Buchpreis hatte Inger-Maria Mahlke für ihren bei Rowohlt erschienenen Roman ARCHIPEL erhalten. Zur Erinnerung. Im Jahr 2005 kam es endlich - neben unglaublich vielen Literaturpreisen - zu einem nationalen Buchpreis, der ein geregeltes Verfahren und eindeutige Zugangsberechtigungen aufweist, die innerhalb der inzwischen drei deutschsprachigen nationalen Preise die breiteste Spanne aufweist. Der Roman muß original auf Deutsch geschrieben und im Zeitrahmen des Jahres vor der Verleihung veröffentlicht worden sein. Im Jahr 2008 wurde dann der Schweizer Buchpreis erstmals verliehen und 2016 zogen die Österreicher nach, wobei nur die Deutschen einen reinen Romanpreis haben, die Schweizer auch Essays und Kurzgeschichten hinzuzählen, die Österreicher auch die Lyrik, die zudem einen gesonderten und gleichzeitig verliehenen Debütpreis ausschreiben und auswählen.

b schweizerbp18Der diesjährige Schweizer Buchpreis geht also an Peter Stamm für den Roman «  (S. Fischer Verlag). Damit ist ein langgehegter Wunsch vieler Schweizer nach einem der weithin bekannten Autoren als Sieger wahr geworden. Es war in der Vergangenheit durchaus mutig von der Schweizer Jury die - wie man dachte - gesetzten Schriftsteller nicht zu Siegern zu erklären, sondern tatsächlich die Bücher selbst sprechen zu lassen. Denn alle drei nationalen Buchpreise haben eigentlich als Gewinner die Bücher, aber wie auch in unserer Meldung wird dann nicht davon geschrieben, der und der Roman habe gewonnen, sondern Gewinner sind immer die Autoren, deren Werke ausgewählt wurden und die ja auch den Geldpreis in Empfang nehmen. Nur nebenbei gesagt, ist der Schweizer Buchpreis mit seinen 30 000 Franken (= 26.317,47 Euro), der finanziell lukrativste, während der Deutsche Buchpreis 25 000 Euro einbringt und der Österreichische auf 20 000 Euro kommt. Daß die für die Preise Nominierten, die nichts gewinnen, auch Geldpreise erhalten, soll nur am Rande erwähnt werden, wie auch, daß der Debütpreis mit 10 000 Euro ausgezeichnet wird, eine hohe Summe für einen Anfänger, eine Anfängerin.

Peter Stamm erhält also in diesem Jahr die 30 000 Franken  die weiteren Nominierten je 3 000 Franken. Die Preisverleihung fand am Sponntagvormittag im Theater Basel vor rund 400 Gästen statt und wurde von Radio X direkt  übertragen.

In der Begründung der Jury heisst es: «Peter Stamm hat einen vielschichtigen Doppelgänger-Roman geschrieben, in dem sich zwei Künstlerpaare ineinander spiegeln. Im Innersten dreht sich das Buch um die wirklichkeitsstiftende Kraft des Erzählens – und funktioniert zugleich so spannend wie ein Kriminalroman. Wir sind die Geschichten, die wir uns erzählen. Peter Stamm führt uns in ein virtuos konstruiertes Labyrinth, in dem wir uns glücklich verlieren.»


b schweizbucher«Die sanfte Gleichgültigkeit der Welt» ist einer von fünf Titeln, welche die Jury im September aus 85 eingereichten Romanen und Essays von Schweizer Autorinnen und Autoren nominiert hat. Die weiteren Nominierten waren:
Heinz Helle: «Die Überwindung der Schwerkraft» (Suhrkamp Verlag)
Gianna Molinari: «Hier ist noch alles möglich» (Aufbau Verlag)
Vincenzo Todisco: «Das Eidechsenkind» (Rotpunktverlag)
Julia von Lucadou: «Die Hochhausspringerin» (Hanser Berlin Verlag)


Das ist unter dem Gesichtspunkt des oben Gesagten schon interessant. Denn Peter Stamm ist einerseits unter den Nominierten der bekannteste Autor, aber da sein Roman bei Fischer erschienen ist, zeigt sich, daß alle fünf für die Endausscheidung ausgewählten Romane  (fünf sind es auch in Wien und sechs in Deutschland) in bundesdeutschen Verlagen erschienen sind. Demgegenüber waren beim Österreichischen Buchpreis auch österreichische Verlage. Vor allem der Verlag des Gewinners, der Verlag Jung und Jung aus Salzburg, kann schon als Kaderschmiede für einen Buchpreisgewinner gelten. Den ersten Schlag im Verlag Jung und Jung machte Melinda Nadj Abonji mit TAUBEN FLIEGEN AUF, der 2010 nicht nur den Deutschen, sondern Wochen darauf auch den Schweizer Buchpreis gewann. Völlig zurecht übrigens, denn dies ist ein wunderbares Buch, zudem von einer in die Schweiz Emigrierten, aus einem österreichischen Verlag mit zwei nationalen Buchpreisen das erfolgreichste Buch bisher, was die Ehre angeht. Und nicht nur das. Zwei Jahre später gelang es dem Verlag Jung und Jung mit der deutschen Autorin Ursula Krechtl erneut, für LANDGERICHT den Deutschen Buchpreis zu erhalten. Auch hier absolut zu Recht. Daß nun endlich dieser Verlag auch in Österreich reüssiert, noch dazu mit einem Mann, macht schmunzeln. 

Es ließen sich noch viele Überlegungen zu den Preisen anfügen. Aber auf das Wesentliche konzentriet, müssen jetzt die Mitglieder der Jury für den Schweizer Buchpreis 2018 genannt werden. Das waren  Sabine Graf (Leiterin lit.z, Literaturhaus Zentralschweiz), Manfred Papst (Kulturredakteur NZZ am Sonntag; Jurysprecher), Christine Richard (freie Kritikerin, NEU), Ursula Stamm (Buchhändlerin Bücher-Fass Schaffhausen) und Susanne Sturzenegger (Literaturredakteurin SRF, NEU). Die Expertenjury wird regelmässig personell erneuert.

Fotos:
© schweizerbuchpreis.ch

Info:
Teilnahmeberechtigt für den Schweizer Buchpreis 2018 waren deutschsprachige literarische und essayistische Werke von in der Schweiz lebenden (also auch ausländischen) oder Schweizer Autorinnen und Autoren, die in der ganzen Welt leben können, die zwischen Oktober 2017 und September 2018 erschienen sind.

Der Schweizer Buchpreis wurde 2008 vom Verein LiteraturBasel und dem Schweizer Buchhändler- und Verleger-Verband (SBVV) initiiert. Ziel ist es, die öffentliche Diskussion über Bücher von deutschsprachigen Schweizer Autorinnen und Autoren zu animieren und mit der aktiven Werbung im Buchhandel sowie mit einer Lesetour durch die Schweiz und Nachbarländer dazu beizutragen, dass diese stärker wahrgenommen, gelesen und gekauft werden. Inzwischen hat sich der Schweizer Buchpreis als eine der bedeutendsten literarischen Auszeichnungen der Deutschschweiz etabliert und geniesst über die Landesgrenzen hinaus Beachtung.

Finanziell unterstützt wird der Schweizer Buchpreis 2018 vom Schweizer Bücherbon, der Forlen-Stiftung sowie der Emil&Rosa Richterich-Beck Stiftung. Der Preis wird verliehen im Zusammenhang mit der BuchBasel.

LiteraturBasel betreibt das Literaturhaus Basel, das internationale Buch- und Literaturfestival BuchBasel und richtet in Zusammenarbeit mit dem Schweizer Buchhändler- und Verleger-Verband SBVV den Schweizer Buchpreis aus. Informationen über die einzelnen Aktivitäten finden Sie unter
www.literaturhaus-basel.ch | www.buchbasel.ch | www.schweizerbuchpreis.ch