300 Uc moyes „Nächte in denen Sturm aufzieht“ von Jojo Moyes aus dem Verlag Rowohlt, Rezension

Hanswerner Kruse

Fulda (Weltexpresso) - Mike Dormer, ein skrupelloser Finanzhai aus London, besucht die abgelegene australische Bucht Silver Bay, um dort heimlich die ökonomischen Chancen für ein Luxusressort zu erkunden. Doch der Fremde ist bald fasziniert von der endlosen Weite des Meeres, der rauen Landschaft und dem einfachen Leben der knorrigen Bewohner, die recht und schlecht von der Beobachtung der vorbeiziehenden Wale und Delfine durch Touristen leben. Obwohl seine Finanzpartner und seine Verlobte im fernen London ihn drängen zurückzukehren, verschiebt er, der eigentlich kein Urlaubstyp ist, ständig die Heimreise.

Er fühlt sich auch magisch von der schönen, unnahbaren Liza McCullen angezogen, die ein düsteres Geheimnis hütet, und er mag die Offenheit ihrer vorpubertären Tochter Hannah. Immer stärker wird er in das Dorfleben eingebunden, obwohl ihm manche Männer nicht trauen - jedoch seine wahren Absichten offenbart er nicht. Allerdings fragt er sich schließlich, ob er zu Hause wirklich so glücklich war, wie er bisher geglaubt hatte.

Wir wollen hier nicht verraten, wie Jojo Moyes ihren Roman weiterspinnt: Verändert Mike sich noch mehr? Was passiert, wenn die Absichten seiner Investmentfirma bekannt werden? Wird Liza Mikes Liebe erwidern? Wann kommt endlich das Rätsel ihrer Vergangenheit ans Licht?

Die Story wird von der Autorin nicht nur eindrucksvoll sondern auch spannend entwickelt, die überraschenden Wendungen sind für den Leser kaum vorhersehbar. Im Wechsel wird die Geschichte aus der Perspektive der unterschiedlichen Figuren, in die sich Moyes jeweils empathisch einschreibt, kontinuierlich weiter erzählt. Trotz längerer Rückblenden in deren Biografien (außer von Liza!) sind die fortlaufenden Brüche dieser Erzählweise kaum spürbar. Moyes lässt die Menschen jedes Mal in ihrer eigener Sprache berichten, die immer den jeweiligen Charakteren entspricht.

Themen wie Wale und Walfang, Ökologie und Gentrifizierung sind von Moyes sehr gut recherchiert, gleiten jedoch nicht in peinlichen Kitsch oder ambitionierte Öko-Belehrungen ab. Sie bilden den interessanten und berührenden Hintergrund für die Geschehnisse in Silver Bay. Selbst wenn man sich anfangs nicht gerade für die oben genannten, sicher hochaktuellen Themen interessiert, wird man stark in die Geschichte hineingezogen: Man glaubt das Meer zu riechen und das Salz auf der Haut zu spüren, vom Sturm aufgewirbelt zu werden, die Nähe der Wale zu erleben und in die Konflikte Mikes hineingezogen zu werden.

Die Britin Moyes wurde durch ihr Buch „Ein ganzes halbes Jahr“ - sowie die von ihr nicht geplanten, sondern von den Lesern gewünschten Fortsetzungen - weltweit bekannt. Der nun veröffentlichte Roman ist die überarbeitete Wiederauflage von 2007. Es steht ihren späteren Büchern in nichts nach und ist bereits eine lesenswerte „echte“ Moyes.

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© Cover

Info:
Jojo Moyes, Nächte in denen Sturm aufzieht, Rowolth-Verlag, Klappenbroschur 480 Seiten, 16,99 Euro (als ebook 14,99 Euro). Verkauf seit 29. Januar 2019