c rote frauLeo-Perutz-Preis für Wiener Kriminalliteratur 2019 an Alex Beer; sie liest am 9. November im Rahmen der BuchWien, Teil 2/2

Anna von Stillmark

Wien (Weltexpresso) - Über UNTER WÖLFEN von Alex Beer, Limes Verlag, wollen wir ein andermal berichten. Denn dieser, erneut historische Kriminalroman hat einen anderen Hintergrund als der Wiener Kriminalbeamte August Emmerich, um den es heute geht. Schauplatz ist dort Nürnberg um 1942, eine schaurige Zeit, in der Isaal Rubinstein und seine Familie bisher überleben konnte und dann...

August Emmerich dagegen hat nun schon dreimal der Wahrheitsfindung dienen können. Im März 2917 kam DER ZWEITE REITER. Ein Fall für August Emmerich bei blanvalet c zweite reiterheraus, der auf Anhieb einschlug, weil das Thema: Wien in der Nachkriegszeit des Ersten Weltkiregs, zu der man, wenn sie weiterreicht in Österreich - nicht in Deutschland - Zwischenkriegszeit sagt, denn immerhin lagen wirklich nur 21 Jahre zwischen dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg. Hinzu kommen die ungeheueren Veränderungen im Land und der Hauptstadt Wien, die nun statt Metropole eines riesigen Habsburgerreiches nur noch Hauptstadt eines Rumpfstaates mit deutschsprachiger Nationalität war. Es sind also zwei Faktoren, die die Weltmetropole um die Jahrhundertwende und auch noch vor dem Ersten Weltkrieg zugrunde richten: der Krieg und das Ende des Kaiserreichs mit den riesigen Besitztümern zum kleinen Nationalstaat. 

Das Besondere am Schreiben von Alex Beer ist ihre Fähigkeit, ein gesellschaftliches Klima literarische wiedergeben zu können. Und das will für die Situation nach 1918, wo sich alles umkehrte, aber schnell die Großkopferten wieder vorne sind und der Kapitalismus losschlägt,  etwas heißen. Wenn man für die Nachkriegszeit nach 1945 in Wien als Beleg DEN DRITTEN MANN nimmt , diesen wunderbaren Film mit dem skupellosen Harry Lime, dessen verführerische Verkörperung durch Orson Welles Kinogeschichte darstellt, dann ist es für die Nachkriegszeit des Ersten Weltkriegs ein Roman wie DER ZWEITE REITER, der sich übrigens liest wie eine Filmvorlage, so plastisch, so bildreich fühlt man alles. 

Verständlich, daß in Wien erstmal alles drunter und drüber geht und der Schwarzmarkt blüht. Denn die Versorgungslage ist katastrophal. Die Gegenden, die bisher die Kornkammern und das Obstparadies für Wien, für ganz Österreich waren, liegen hinter den Grenzen, es gibt nicht ausreichend Getreide, es fehlt an allen Ecken, weshalb Findige auf ganz besondere Ideen kommen. Und genau diese Handlanger sind es, auf die der Polizeiagent Emmerich angesetzt wird: Er soll den Schwarzhändlerring aufspüren und sprengen. Doch dann werden Tote gefunden ...

Der zweite Fall nennt sich DIE ROTE FRAU und kam im Mai 2018 im Limes Verlag heraus. Jetzt sind wir im März 1920 und August Emmerich ist schlimm dran. Sein gesundheitlicher Zustand ist verheerend, weil er kriegsverletzt seine Schmerzen mit den Drogen des Vergessens bekämpfte, nun süchtig ist. Außerdem geht es dienstlich nicht voran, er arbeitet rund um die Uhr, aber es wird dienstlich nicht gewürdigt. Und privat ist es nicht besser. Denn aus dem Nichts, nämlich aus der Kriegsgefangenschaft kehrt der todgeglaubte Ehemann seiner Freundin zurück, bei der er lebte und nun die Wohnung verlassen muß und schließlich im 20sten Bezirk eine neue findet., ach was, keine neue, aber immerhin eine Unterkunft in einem Männerwohnheim!  Doch, es ist Frühling, und der erfaßt auch ihn, denn er hat den Entzug fast geschafft und ist bei seinem Krimifall, den Mord an Stadtrat Richard Fürst schon weiter gekommen, muß jetzt aber Personenschutz spielen für die Schauspielerin Rita Haidrich. Lächerlich und er fühlt sich abgeschoben. Und dann, das macht die Autorin doch wirklich geschickt, verwurschteln sich die Fälle miteinander, jetzt ist August Emmerich auf der richtigen Spur!

Der dritte Roman DER DUNKLE BOTE wurde gerade mit dem Leo-Perutz-Preis ausgezeichnet und der vierte soll im Frühjahr herauskommen. Weine wirklich interessante Lektüre. 

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