Maletzke ElsemariemarkuskirchgessnerElsemarie Maletzkes Kriminalroman bei Schöffling & Co., Teil 2/2

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Nein, der Ausflug nach Kórnik wird der zur Privatdetektivin mutierten Elinor nicht den Wissensdurchbruch liefern. Der Polentrip ist jedoch auch dazu da, die Aufmerksamkeit auf unser Nachbarland zu wenden. Das gefällt uns sehr, wo doch alle bundesdeutsche Welt angeblich nur noch Westen, nach Frankreich, England, die USA guckt.

Doch natürlich gibt es für Elinor einen konkreten Anlaß, im Osten nach dem Rechten zu schauen. Sie muß die Direktorin des Arboretum warnen, daß die Verbrecher, die sich den Wissenschaftler Simon gefügig gemacht haben, dies durch eine Erpressung in Gang setzten. Wenn er nicht die Diamanten schmuggelt und sie nach deren Verlust auf dem Frankfurter Jüdischen Friedhof nicht wiederbeschafft, werden die Magnolien vergiftet, die geliebten, von Simon gehegt und gepflegten Magnoliaceae: Tulpenmagnolien, Purpurmagnolien, Sternmagnolien und...“ (S. 191)

Und darum ist hier in Kórnik der Ausgangspunkt des Ganzen: Die Direktorin hatte endlich den Diebstahl der Stecklinge durch Simon vor jeder Auslandsreise entdeckt, ihn zurechtgewiesen, aber nicht entlassen. Doch da wußte sie noch nichts von der Abhöranlage, die ein Mitarbeiter installiert hatte (oder die aus der sozialistischen Ära überlebt hatten), der das alles mithörte, was zum Ausgangspunkt für die doppelte Erpressung wurde. Erst wurde Simon dazu verführt, die Diamanten zu schmuggeln, damit seine Verfehlungen nicht bekannt werden und dann wurde er zusätzlich mit der Vernichtung der Magnolien bedroht. Ziemlich viel für so einen wackeren Dendrologen, der nun immer noch fern der Heimat im Krankenhaus liegt. Das auch noch, was noch aufgeklärt wird.

Denn die Geschichte selbst spielt ja in Frankfurt, wo Unheimliches passiert. Erst verschiebt der Untermieter Simon unter den verständnisvollen Augen des Kater Heinz, die durch die Jüdische Gemeinde angebrachte und überwachte Kamera am Tor zum Jüdischen Friedhof, dann geht er ungefilmt hindurch, sucht länger und zunehmend verzweifelt ein bestimmtes Grab, findet es und vergräbt ein mitgebrachtes Päckchen. Später wird Elinor an den Verpackungsspuren Schmalz riechen, aber sie wird auch das – völlig durch Zufall, eine dea ex machina eben – die darin verborgenen Diamanten finden. Denn der Fuchs – Nachtigall, ich hör Dir trappen – war für die Geschichte überaus wichtig. Denn der war hungrig und das Schmalzpaket schmeckte ihm gut. Die Edelsteinchen ließ er liegen, als er die gewaltige Ration herauskotzte. Und weil jedes echte Tier sein Futter sichert und nicht gleich da ißt, wo es es gefunden hat, können auch die Verbrecher, die das Schmalzpaket an der ausgemachten Stelle suchten, nicht fündig werden, was Simon einfach nicht verstehen kann, denn er hatte ja geliefert.

Kommen Sie noch mit? Wir haben dafür auch nicht 242 Seiten und müssen straffen. In der Kurzfassung hatte sich der Schluri Simon, denn für einen richtigen Verbrecher ist er zu nett und aufrichtig, doch eher ein Zurechtkommer und Lebenskünstler, mit echten Verbrechern eingelassen und die Diamanten geschmuggelt, die aber aus einem Einbruch in London stammen und auf der ganzen Welt gesucht werden. International geht es zu und heimatlich auch. Die Mischung gelingt Elsemarie Maletzke hinreißend, weshalb man diese Melange aus Eheanbahnung, Diamantenhandel, Pflanzenkunde, Hausverkauf und Erben locker liest.

Das Letztere haben wir noch ausgespart, wie auch die Familiengeschichte des Simon. Doch, mit der Exfrau bekommt es Elinor in Polen auch zu tun und mit Exgeliebten sowieso, denn Simon ist ein Frauenliebling. Doch wichtiger wird der Sohn, der aus Krakau kommend den Vater aufsucht, der, nämlich jetzt schon lange, im Krankenhaus liegt. Das wiederum hat mit dem Hausverkauf zu tun, auf den die Schwester drängt, die mit einem Metallkünstler das Erdgeschoß und den Garten beschlagnahmt hat. Dieser lockere Gesell hat mit den Gartenwerkzeugen der Elinor eine moderne Metallplastik geschaffen, auf der der arme Simon aufgespießt wird, als er endlich im Garten am Zaun zum Jüdischen Friedhof die schrecklichen, den Garten verdunkelnden Fichten absäbelt und dabei von der Leiter fällt.

Im Gefolge des Unglücks zieht sich dieser Kunstprolet aus München wieder dorthin zurück und die Schwester Bibi geht nach Berlin. Aber den Hausverkauf verfolgt sie noch immer, weshalb Elinor daran denkt, die Schwester auszuzahlen. Doch womit? Geld hat sie nicht. Aber Diamanten. Und was dann passiert, hätte man dieser ehrlichen Haut niemals zugetraut. Da zeigt sich wieder einmal, was in so biederfraulichen älteren Weibern steckt! Nein, alles kann man hier nicht verraten, nur, daß es wirklich auch zur Diamantenbörse geht, erst nach Antwerpen, dann nach Amsterdam. Man lernt also nicht nur viel über Grünes, sondern über Glitzerndes auch.

Bisher hatte ich noch keinen Roman von Elsemarie Maletzke gelesen. Was ein Fehler war. Denn sie vereint vieles auf einmal. Und sicher hätte ich die vorgesehenen Lesungen wahrgenommen, die wenigstens zur Dokumentation hier aufgeführt werden sollen. Die späteren im Juli und Herbst sind ja noch nicht abgesagt!

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Elsemarie Maletzke vorgesehene Lesetermine

Frankfurt am Main: Donnerstag, 26. März 2020, 19.00 Uhr
Elsemarie Maletzke liest aus: »Magnolienmord«
DIESE VERANSTALTUNG FINDET LEIDER NICHT STATT
Gesellschaft zur Förderung der Gartenkultur e.V.
Saalbau Bornheim, Saal 2
Arnsburger Str. 24
Kurze öffentliche Lesung, ab 19:30 folgt eine nicht-öffentliche Sitzung der Gesellschaft zur Förderung der Gartenkultur e. V.



Oberursel (Taunus): Donnerstag, 02. April 2020, 19.30 Uhr
Elsemarie Maletzke liest aus: »Magnolienmord«
DIESE VERANSTALTUNG FINDET LEIDER NICHT STATT
Buchhandlung Libra
Rathausplatz 7



Eschborn: Donnerstag, 23. April 2020, 19.00 Uhr
Elsemarie Maletzke liest aus: »Magnolienmord«
DIESE VERANSTALTUNG FINDET LEIDER NICHT STATT
Im Rahmen des Welttages des Buches.
Galerie am Rathaus
Unterortstraße 27

ABER

Elsemarie Maletzke

Frankfurt am Main: Freitag, 19. Juni 2020, 20.00 Uhr
liest aus: »Magnolienmord«
Buchhandlung Schutt am Bornheimer Uhrtürmchen
Arnsburger Str. 76


Elsemarie Maletzke

Aachen: Mittwoch, 28. Oktober 2020, 20.00 Uhr
Elsemarie Maletzke liest aus: »Magnolienmord«
Annahalle
Annastraße 14 – 16
Eine Veranstaltung der Buchhandlung Schmetz am Dom
Details folgen

Foto:
Elsemarie Maletzke
© Schöffling &Co, Markus Kirchgessner

Info:
Elsemarie Maletzke, Magnolienmord, Kriminalroman, Schöffling & Co., 2020