gallert todestreue ullstein buchverlage.deDer schwedische Krimiautor Stefan Ahnhem und das deutsche Autorenduo Gallert/Reiter, Teil 2/2

Elisabeth Römer

Hamburg (Weltexpresso) - Von völlig anderer Art, wie gesagt, die Krimis um den Polizeiseelsorger Martin Bauer von Peter Gallert und Jörg Reiter, deren erster Band 2017 „Glaube Liebe Tod“ einen so starken Auftakt bildete, daß ich auch heute noch das Geschehen wiedergeben kann, wie die Geschichte anfängt, daß nämlich auf der Rheinbrücke ein Selbstmörder herunterspringen will, Martin Bauer mit dem Uneinsichtigen reden will, dann aber in einer gut überlegten Spontanaktion selbst in den Rhein springt, wo dann der gewollte Selbstmörder hinterherspringt, allerdings nicht, um sich umzubringen, sondern um Martin Bauer zu retten.

Diese Szenerie mußte noch mal geschildert werden und auch diesmal gibt es rasante Szenen, die es arbeitsrechtlich gar nicht geben dürfte. Denn der gute Mann ist in Elternzeit, seine Frau Sarah hatte ihm mit Maria die zweite Tochter geschenkt und der entspannte Vater ist so richtig froh, mal nichts mit Leichen und Mordfällen zu tun zu haben und genießt „Familie“.

Er hat allerdings diese Rechnung ohne die liebenswerte Ehefrau gemacht. Denn ausgerechnet sie, der sonst seine Begeisterung für Mordaufklärung zuwider ist, weil er regelmäßig vergißt, daß er zu Hause Frau und Kind, jetzt Kinder hat, ausgerechnet sie bittet ihn nun, sich des Leon Berger anzunehmen. Yildiz ist eine ihr liebe türkische Bekannte, die mit Leon verlobt ist und merkt, daß sich da was zusammenbraut, denn er ist in einer mysteriösen Motorradgang gefangen und da ist was im Gange. Und schon ist er verhaftet. Aber aus anderen Gründen. Denn er wird des Mordes an einer Frau beschuldigt, die auf besonders brutale Weise ermordet wurde. Aber erst die erste Tote.

Leons Familie ist sicher, daß das nicht sein kann, er ein Mörder, seine Verlobte auch. Aber da gibt es einerseits ein Geheimnis, von dem nicht einmal sein Umfeld weiß, und dann wird er aus bestimmter Richtung als Feigenblatt benutzt. Der Leser wird auch mit dem Innenleben solcher Biker-Szene vertraut gemacht. Daß Bauer bibelfest ist, gehört sich für einen Pfarrer, aber der normale Krimileser ist das nicht, von daher sind die Bibelzitate immer mit den Belegstellen genannt, eine gute Art auch das, was kulturell eigentlich Gemeinwissen sein müßte, unters Volk zu bringen. Und eben nicht aufgesetzt, sondern glaubwürdig für einen Seelsorger, der sich genauso um die Hülle dieser Seelen kümmert, um die Menschen.

Doch zu Verena Dohr muß noch etwas gesagt werden. Normalerweise reagieren Hauptkommissare auf das dienstliche Eingreifen von Beurlaubten mehr als empfindlich, was verständlich ist, weil diese einfach nicht im Dienst und deshalb nicht abgesichert sind. Aber sie ist schlau genug, dies einerseits zu sagen, sich aber dann doch mit Bauer zu verständigen, der den richtigen Riecher hat und gerade noch die Unschuldigen rettet und die Schuldigen überführt.

Das soll gar nicht ironisch klingen, denn in der Tat ist TODESTREUE ein blitzsauberer Krimi, der gut geschrieben langsam die Spannung immer mehr aufbaut, einige Stolpersteine für den Leser einführt, schließlich soll der den/die Täter nicht zu früh entdecken. Alles zudem logisch und psychologisch einsichtig. Da freut man sich auf den vierten Fall, den Martin Bauer aufzuklären hat.

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Info:
Stefan Ahnhem, Die Rückkehr des Würfelmörders, aus dem Schwedischen von Katrin Frey, Ullstein Verlag 2020
ISBN 978-3-86493-121-5

Gallert/Reiter, Todestreue, Ullstein Verlag 2020
ISBN ISBN 978-3-548-06038-5-