Bildschirmfoto 2020 09 20 um 13.24.36Noch ein Bücherwettbewerb: die deutschsprachigen unabhängigen Verlage

Anna von Stillmark

Wien (Weltexpresso) - "Ist uns das in Deutschland und der Schweiz nicht aufgefallen?", war die Reaktion in der Frankfurter Redaktion, als ich dort von den österreichischen Teilnehmern der HOTLISTE der unabhängigen Verlage sprach, auf der nämlich Österreich zweimal vertreten ist:  Die Verlage Jung und Jung und Edition Korrespondenzen hoffen mit acht anderen Verlagen auf den Hauptpreis, der am 6. Oktober vergeben wird, und damit noch vor den Deutschen, den Österreichischen und den Schweizer Buchpreisen!


Das sind die Titel der Hotlist 2020

 •  Shelagh Delaney, A Taste Of Honey, AvivA Verlag
•  Kim Young-ha, Aufzeichnungen eines Serienmörders, cass verlag
•  Hamed Abboud, In meinem Bart versteckte Geschichten, Edition Korrespondenzen
•  Marco Dorati, Professorenmensa, Edition Monhardt
•  Helena Adler, Die Infantin trägt den Scheitel links, jung und jung
•  Michael Palin, Erebus, Mareverlag
•  Desmond Morris, Das Leben der Surrealisten, Unionsverlag
•  Christoph Schneeberger, Neon Pink & Blue, verlag die brotsuppe
•  Nora Gomringer, Gottesanbieterin, Voland & Quist
•  Christoph Höhtker, Schlachthof und Ordnung, weissbooks.w

Der Jury gehörten an: 
Nora Zucker (Autorin und Literaturkritikerin), 
Gerline Tamerl (Wagner’sche Buchhandlung, freie Literaturkritikerin), 
Jörg Plath (Deutschlandfunk Kultur und Literaturkritiker), 
Ulrich Gutmair (Kulturredaktion taz), 
Christoph Danne (Autor, Buchhandlung Bittner).

Der Gewinnertitel wird am 6. Oktober 2020 bekanntgegeben. Zu gewinnen gibt es in diesem Jahr den mit 5.000 Euro dotierten Preis der Hotlist und den Dörlemann ZuSatz, der Satzarbeiten im Wert von 1500 Euro bei Dörlemann Satz verspricht.


Zur Geschichte der Hotliste
Das Folgende übernehmen wir von deren Webseite:

Die Hotlist ist zu einem der wichtigsten Instrumente geworden, um das zu zeigen, was die unabhängigen Verlage für den Reichtum, die Qualität und den Erfolg der Buchkultur im deutschsprachigen Raum leisten.

Und sie ist:

vielseitig – Die Verlage bewerben sich mit ihren besten Büchern, den Spitzentiteln des Jahres, ob Roman, Lyrik oder erzählendes Sachbuch.

transparent – Alle Einreichungen sind auf der Website der Hotlist einsehbar.

seriös – Eine prominent besetzte internationale Jury stellt 7 Titel der Hotlist zusammen und bestimmt den Hauptpreisträger.

demokratisch – Durch eine Publikumsabstimmung im Internet wird die Liste der Besten durch 3 Titel komplettiert.


Kleine Geschichte der Hotlist:

Initiiert durch den Blumenbar Verlag erfanden 20 Verlage aus Österreich, Deutschland und der Schweiz 2009 als spontane Aktion die Hotlist, und diese „dadaistische Geste“ und „rotzfreche Chuzpe“ gefiel nicht nur Denis Scheck, der die Moderation der ersten Preisverleihung übernahm. Immer mehr Unterstützer sprangen der Idee einer Liste der besten Bücher aus unabhängigen Verlagen bei. Tausende Menschen beteiligen sich an den Internet-Abstimmungen. Und 2010 waren es bereits 110 Verlage, die sich um den Platz auf der Liste und den Preis für das heißeste Buch des Jahres bewarben, 2014 wurden es 143.


Und dies sind die Verlage, die die Hotlist gründeten:

bilgerverlag
Blumenbar Verlag
Echtzeit Verlag
Edition Korrespondenzen
Folio Verlag
Friedenauer Presse
Urs Engeler Editor
kookbooks
Liebeskind Verlag
Lilienfeld Verlag
Luftschacht Verlag
mairisch
Matthes & Seitz
Milena Verlag
orange press
Salis Verlag
Ventil Verlag
Verbrecher Verlag
Voland & Quist
weissbooks.w

Die Weltexpressoredaktion hat sich die Liste der Verlage angeschaut, auch um herauszufinden, mit welchen Verlagen die Redaktion häufiger Kontakt hat: das sind eindeutig der Folio Verlag, der in Südtirol sitzt und Matthes & Seitz aus Berlin, aber besprochen haben wir auch schon Bücher vonmAvivA Verlag, aus dem bilgerverlag (sollten wir wieder mal tun), von Blumenbar, Friedenauer Presse, als Katja Wagenbach noch Verlegerin war, jetzt gerade Urs Engeler Editor, Liebeskind, Lilienfeld, Milena, Salis, Verbrecher, weissbooks.w.

Und als wir uns noch wunderten, daß dort weissbooks.w alleine aufgeführt ist und nicht der Unionsverlag vorkommt, wo weissbooks.w von Frankfurt nach Zürich doch eingegliedert wurde, lesen wir auf deren Webseite: 

Liebe Leserin, lieber Leser,

heute müssen wir Sie über eine Veränderung im Verlag informieren.
Vor einem Jahr hat Anya Schutzbach den Verlag weissbooks.w von Frankfurt nach Zürich überführt, um unter dem Dach des Unionsverlags das Programm von weissbooks.w fortzuführen und auszubauen. Trotz beidseitiger Bemühungen konnte das geplante Modell der Kooperation leider nicht verwirklicht werden.

Anya Schutzbach und Lucien Leitess, Verleger des Unionsverlags, sind daher übereingekommen, sich wieder zu trennen. Anya Schutzbach verlässt das Unternehmen und beendet die Arbeit für weissbooks.w. Die Entscheidung fiel einvernehmlich nach einem längeren, eingehenden Diskussionsprozess. Die bei weissbooks.w lieferbaren Titel werden vom Team des Unionsverlags auch in Zukunft umfassend betreut.

Zürich, den 16. Juni 2020

Daß ich das in Wien nicht mitbekomme, ist verständlich. Aber warum hat dies die Frankfurter Redaktion nicht gehört. Ach so, klar, weil der Verlag nicht mehr in Frankfurt ist, sondern in Zürich. Mit den oberen Zeilen können wir aber überhaupt nichts anfangen. Da wird von Trennung gesprochen, aber die Verlegerin von weissbooks.w verläßt gleichzeitig den Unionsverlag und den wieder abgestrennten und selbständigen(?) Verlag weisbooks.w? Ja, wohin ist der den gegangen. Zurück nach Frankfurt, das hätte die Frankfurter Redaktion sicher mitbekommen. Und wer ist jetzt Verleger?
 
Deshalb bin ich 'mal schnell auf https://www.weissbooks.com/impressum/ gegangen, wo aber nach wie vor steht: Rechtliche Bezeichnung: weissbooks.w bei Unionsverlag AG
Handelsregister: Hauptregister des Kantons Zürich und unter Presse  steht die für den Unionsverlag Zuständige, die wir gleich anschreiben werden, was denn los ist. 

Das war jetzt nur eine kleine Abweichung von dieser Liste, an der uns nur stört, daß sie 'Hot' heißt, hätte es Heiße Liste nicht auch getan? Vor allem die Buchpreise haben es ja an sich, daß sie auf Englisch daherkommen, was wir, da es um deutsche Sprache geht, immer besonders lächerlich finden. 


Zur Auswahl

Bei den meisten Büchern können wir nicht mitsprechen. Aber bei Kim Young-has  Aufzeichnungen eines Serienmörders aus dem  cass verlag schon, denn diesen Kriminalroman hatte Elisabeth Römer im Zusammenhang mit der Krimistenliste besprochen, auf der dieser koreanische Krimi mit Recht stand. Irre Geschichte. Und während wir uns noch erinnern, fällt uns ein: cass verlag???? Der steht doch gar nicht auf der obigen Liste von Verlagen? Aha, die oberen Verlage haben die Hotliste gegründet, aber inzwischen sind sicher weitere Mitglieder dabei. Oder blieb es bei den Gründungsmitgliedern?

Da will man nur eine Nachricht transportieren, die diesjährige Hotliste, die nicht mal von heute, sondern von gestern ist, und schon steckt man im Schlamassel, was man alles aufklären will.

Ein zweiter Name, ein zweites Buch fällt uns auf:  Helena Adler, Die Infantin trägt den Scheitel links, jung und jung. Dieser Roman war nicht nur auf der Zwanziger Liste zum Deutschen Buchpreis, hat es aber nicht zu den sechs Finalisten geschafft, steht aber auch auf der  Österreichischen Buchpreisliste der Nominierten, hat also eine Dreifachnominierung. Das ist schon was. Und da auch der Verlag Jung & Jung aus Salzburg - ein echter Buchpreis-Verlag, weil schon zweimal Deutscher Buchpreis-Träger, eigentlich Trägerin, weil es jeweils Frauen waren - nicht auf der Liste der Gründerverlage steht, muß es wohl so sein, daß die niemals weitergeführt wurden, einfach, weil der Preis schon ins Leben gerufen wurde und nun wächst und gedeiht und auf die 'Eltern' nicht mehr angewiesen ist.

Viel gehört hatten wir schon von Desmond Morris, Das Leben der Surrealisten aus dem Unionsverlag, das zusammen mit anderen Buchpreistiteln auf unserem Schreibtisch liegt. Demnächst also, spätestens am 6. Oktober mehr!

Foto:
© hotliste