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Kategorie: Bücher

Serie: Die Trilogie der TRIBUTE VON PANEM als Buch und Hörbuch sowie Film, Teil 6

 

Claudia Schulmerich und Romana Reich

 

Frankfurt (Weltexpresso) – Wir hatten übrigens anläßlich der Filmbesprechung des 2. Filmes CATCHING FIRE unserer Kollegin Romana Reich am 21. November angekündigt: Weltexpresso wird in Folge alle vorhandenen Fassungen der PANEM-Trilogie vorstellen und kommentieren.“

Es ging weiter: „ Auch den ersten Film auf DVD und Blue-Ray (Studiocanal), für den es spezielle Editionen gibt, aber auch die Bücher und dabei auch die Extrausgabe zum Film (alle Verlag Oetinger) wie die Hörbücher, die ebenfalls beim Verlag Oetinger erschienen sind, der auch ein Abenteuerspiel zum zweiten Film herausbringen. Mehr demnächst.“ Das machen wir in dieser Serie, können aber nicht dien ersten und zweiten Teil hintereinander im Buch, Hörbuch und Film besprechen, das wären langweilige Verdoppelungen und Verdreifachungen, sondern hangeln uns an den Teilen 1 und 2 entlang, wobei jedes der drei Medien im Text eine Rolle spielt.

 

Wurde für TÖDLICHE SPIELE stark auf Buch und Hörbuch rekurriert, und im 5. Teil das umfangreiche Bonusmaterial zum Film TÖDLICHE SPIEL sehr ausführlich gewürdigt,  gehen wir jetzt auf unsere Filmbesprechung ein und setzen im nächsten Artikel fort mit dem interessanten EXTRABUCH.  Den dritten Teil der Trilogie heben wir uns auf, bis zum nächsten Film, der so sicher kommen wird, wie das Amen in der Kirche, sagte man früher. Ob allerdings wieder ein neuer Regisseur – TÖDLICHE SPIELE von Gary Rosh, CATCHING FIRE von Francis Lawrence – dem dritten Teil einen anderen Stempel aufdrücken soll, wissen wir nicht.

 

Am Beginn von CATCHING FIRE wird auf den ersten Teil der Trilogie THE HUNGER GAMES durch Andeutungen geschickt verwiesen. Schließlich will man auch die Zuschauer erreichen, die den ersten Teil nicht sahen. Katniss (Jennifer Lawrence) und Peeta (Josh Hutcherson) hatten die 74. Hungerspiele überlebt. Man sieht sie nun in häuslicher Umgebung. Den Triumph der beiden interpretiert Präsident Snow (Donald Sutherland) zu Recht als politische Niederlage und er sinnt darauf, wie er sich des widerspenstigen Mädchens entledigen kann, denn an deren Verliebtsein glaubt er schon lange nicht. Er ist die Personalisierung des Herrschersitzes KAPITOL, und hat durch seine Spitzel mitbekommen, daß das unerschrockene Eintreten - vor allem von Katniss - das latente Bedürfnis der unterdrückten Bevölkerung nach Rebellion gestärkt, ja zum Teil erst hervorgerufen hat. Für jeden der Distrikte gibt es zudem derartige Überlebende, die Sieger von gestern.

 

Deshalb entsteht der teuflische Plan, entgegen der zuvorigen Zusicherung, wer seine ersten Hungerspiele überlebe, dessen Leben sei für immer geschützt, gerade das Gegenteil zu inszenieren: die bisherigen Sieger alle Distrikte müssen gegeneinander antreten. „Am 75. Jahrestag der Hungerspiele werden die Tribute aus dem bestehenden Kreis der Sieger ausgelost“, spricht Präsident Snow von PANEM, denn wie in der Antike im Mythos vom Minotaurus, dem jährlich sieben Jünglinge und Jungfrauen geopfert werden mußten, müssen hier jährlich ein Junge und ein Mädchen aus jedem der zwölf Distrikte gegeneinander antreten, um zu überleben. Und nun erstmals die Sieger gegeneinander.

 

Also muß auch die vom Volk geliebte Katniss mitsamt dem ihr in Liebe verbundenen Peeta wieder ran. Damit will der Diktator die aufrührerischen Anfänge im Volk ersticken. Denn die neuen Spiele werden ja viel aufregender als sonst, sollen die Einwohner völlig beherrschen, denn jetzt treten die Überlebensspezialisten gegeneinander an. Gleichzeitig fühlt sich Präsident Snow strategisch-taktisch von der Siegerin Katniss hinters Licht geführt. Er glaubt nicht an deren große Liebe zu Peeta, die sie bewies, in dem sie lieber vergiftete Beeren essen wollte, statt Peeta zu töten, sondern hält dies für eine taktisch motivierte Vorspiegelung.

 

Das Interessante an diesem Film ist nun auch, daß sich die Gefühle der Protagonisten je nach Situation ändern und diese Katniss, die ihren Freund in Gale Hawthorne (Liam Hemsworth) hat, doch auch im gemeinsamen Kampf Gefühle für Peeta entwickelt. Da die Geschichte eigentlich eine für Jugendliche ist, kann man das Zulassen von emotionalem Chaos hier richtig gut verfolgen. Das ist im Buch genauso angelegt.

 

Die Hauptdarstellerin wirkt dabei wie eine Folie der ganzen Geschichte. In dem eher herben, auf jeden Fall nicht süßlichem Gesicht der Jennifer Lawrence, die in größter Beherrschung alle emotionalen und wirklichen Gefahren beim Überlebenskampf erträgt und nur durch ein Augenzucken ihre tatsächlichen Gefühle verrät, können die Zuschauer alle eigenen Ängste und Hoffnungen unterbringen. Ihr Partner Peeta dagegen entwickelt sich in diesem Kampf von einem eher unterwürfigen Hündchen - den entsprechenden Blick hat er auf jeden Fall gut drauf - zu einem, der auch Paroli bieten kann und von ihr auf jeden Fall keine Gefühle geschenkt bekommen möchte: echte würde er schon wollen.

 

Die andere, noch wichtigere Herausforderung für Katniss ist die Hoffnung der sich auflehnenden Bevölkerung, daß sie die Mächtigen im Kapitol durch ihr Überleben schwächt. Dabei hat sie auch dort Bewunderer; eine der eher diffizilen Andeutungen zeigt eine Szene des Diktators mit seiner Enkelin beim Frühstückstisch. Nicht nur, daß jegliche formale Autorität dabei dahin ist, er muß auch zusehen, daß seine kleine Enkelin den Zopf in der gleichen Art gebunden trägt wie diese Katniss. Katniss ist 'in'. Solche Kleinigkeiten sind es, die diesen Film nicht nur zu einem überwältigenden Leinwandspektakel machen, sondern auch zu einem intelligent gemachten Drama.

 

Wir sind auf die eigentlichen Spiele nicht eingegangen, denn dann müßte man alle Protagonisten aus den Distrikten nennen und auf welche Weise sie ums Leben kommen, durch wen und durch was. Das ist schon schrecklich genug anzuschauen, denn beim Zuschauen nimmt man es als selbstverständlich hin, daß nur einer überleben kann. Eigentlich fragt man sich erst im Nachhinein, warum man als Zuschauer so brav die Bedingungen des Diktators Snow übernimmt. Auch über die grandiosen Leinwandbilder, das ganze Naturspektakel, in das die Spiele eingebettet sind, haben wir noch nichts gesagt.

 

Natürlich sind die bombastischen Aufnahmen im Überlebenskampf die filmischen Höhepunkte. Versteckte 3 D-Anteile ergeben weitläufige Aufnahmen über die Erde, die im Nu das kleine Sandkorn oder die Gischt im Wasser herangezoomt haben, das wirkt überwältigend. Erst recht, wenn im Urwalddschungel sich die Affen und anderes Getier austoben. Es sind ja die Kämpfe der Menschen gegeneinander, der die Natur hier die Kulisse gibt. Und solche geschaffenen Heldenfiguren wie Katniss verführen dann die Zuschauer dazu, sie siegen lassen zu wollen, auch wenn andere Menschen von ihr dann getötet werden, obwohl diese Tribute ja nicht wie im Krimi die genuin Bösen sind - wo sich der Leser noch freut, wenn sie sterben -, nur zu Gegnern gemacht wurden. Hierzu gibt es noch Überlegungen, auf die wir noch eingehen wollen.

 

Zum Film ist zu sagen, daß er durch die hinterfotzigen Rollen des Präsidenten und dessen, der über alle visuellen Medien die Show der Hungerspiele zusammenhält (richtig schön fies als Caesar Flickerman - was für ein Name! - Stanley Tucci) komödiantischen Pfeffer enthält, wobei die neu eingeführte Rolle des Plutarch Heavensbee, des Spielemachers dieser 75. Hungerspiele für Seymour Hoffman eine Steilvorlage ist, das eigentlich Salz in der Suppe ist. Das ist einfach hervorragend gemachtes Kino, das von der Stilisierung lebt, das mit den richtigen moralischen Werten dennoch im Kern Schwachsinn ist.

 

Das sind harte Formulierungen, aber an ihnen ist etwas dran. Schauen wir in das offizielle Filmbuch hinein, daß der Verlag Oetinger, der alle Bücher und Hörbücher herausgegeben hat, im Hochglanz und vielen Details der Produktion gesondert vorgelegt hat. Fortsetzung folgt.

 

 

 

INFO:

 

 

www.dietributevonpanem.de

www.oetinger.de