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Kategorie: Bücher
Bildschirmfoto 2022 05 14 um 02.44.37Pulitzer-Fiction-Preis für jüdischen Roman

Redaktion tachles

New York (Weltexpresso) - Mit seinem sechsten Roman konnte der 41-jährige Schriftsteller Joshua Cohen den US-amerikanischen Literaturolymp besteigen. Soeben erhielt er für sein Buch den Pulitzer-Preis im Bereich Fiktion. Der Roman erzählt von einem fiktiven Besuch der Familie Netanyahu in einer amerikanischen Collegestadt in den frühen 1960er-Jahren.

Die Jury begründete ihre Auszeichnung so: Es handle sich um einen «beißenden, sprachlich geschickten historischen Roman über die Zweideutigkeiten der jüdisch-amerikanischen Erfahrung, der Ideen und Streitigkeiten, so volatil präsentiert wie seine eng verwobene Handlung.» Das Buch basiert auf dem realen Besuch von Benzion Netanyahu, dem Vater des früheren Premiers, an der Cornell University, wo er von 1971 bis 1975 Jüdische Studien lehrte.

Cohen erzählt, er habe von dem verstorbenen Literaturkritiker Harold Bloom von dieser Geschichte erfahren. In dem Roman beherbergt der Erzähler, ein assimilierter Jude, die Familie und wehrt sich gegen Benzions nationalistische Weltanschauung. «Ich wollte etwas über die Identitätspolitik und die Campuspolitik um uns herum schreiben», erklärt Joshua Cohen.«Bei Benzion Netanyahu dreht sich viel um den Tribalismus, der entsteht, wenn diese großen ethnischen oder rassischen Kollektive zusammenbrechen.»

Die meisten Kritiken des Romans waren hervorragend, auch der britische «Guardian» war des Lobes voll über dieses Buch, das 2021 den Belletristik-Preis des Jewish Book Council erhalten hat. Doch es gab auch einige negative Stimmen. Das Buch sei eine Art Kopie der Werke von Philip Roth und Saul Bellow. Und die «Jewish Review of Books» kritisierte, dass die Geschichte des Zionismus in dem Roman eine «so offensichtliche Verzerrung ist, dass ich einfach aufgegeben habe», so der Kritiker der Zeitschrift. Ob der Ex-Premier den Roman lesen wird? Benjamin Netanyahu ist ja als sehr eifriger Leser bekannt. Doch selbst wenn ja, über diesen Roman wird er sich öffentlich wohl kaum äussern.

Foto:
Joshua Cohen
©tachles