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Kategorie: Bücher

Serie: Anläßlich des Films MY WEEK WITH MARILYN sehen Sie hier die Originale, Teil 3/3

 

Romana Reich

 

Berlin (Weltexpresso) – Da ihr die Steuerberater und Anwälte lebenslang rieten, alle Materialien aufzuheben, der Steuerprüfungen und Prozesse wegen, hat sich Marilyn Monroe daran gehalten und einen Zettelkasten hinterlassen, mit dessen Anwendung man weitere Vorurteile widerlegen kann, wie diese, sie habe keine Freunde gehabt, bis dahin, sie habe nicht kochen können.

 

Nicht nur die Rezepte sprechen eine andere Sprache, sondern auch die Verhandlungen, ein Kochbuch zu verfassen, wie auch die Briefe von Freunden, die sich um sie sorgten. Sympathisch belegt die Autorin,d aß MM aus ihrer Funktion als Sexsymbol durchaus ihren Spaß bezog und sich selbst durch den Kakao zog, bzw. diejenigen, die sie auf diesen Sockel stellten. Sie muß eine burleske und ironische Seite gehabt haben, was bei aller Labilität für psychische Gesundheit spricht. Als linksradikal galt sie auch, weil sie sich 1960 öffentlich auf Fidel Castros Seite schlug, was nicht im Interesse der großen Filmfirmen stand. Denen hatte sie sowieso mit einer eigenen Filmfirma Paroli bieten wollen. Eine Frau kämpft gegen die kapitalistische Männerwelt.

 

Am wichtigsten bleibt die Einschätzung der Autorin: „Sie litt unter Größenwahn und Minderwertigkeitskomplex und der ständigen Angst, eines Tages wie ihre Mutter in eine Anstalt eingewiesen zu werden. Marilyn war durchaus imstande, die unterschiedlichen Aspekte ihrer Selbstwahrnehmung im Gleichgewicht zu halten, aber oft ergaben sich Konflikte.“ (25)

 

Norma Jeane Mortensen alias Marilyn Monroe kam am 1. Juni 1926 in Los Angeles zur Welt. Ihr Leben wollen wir jetzt nicht nacherzählen, sondern uns auf die Dokumente aus den Schränken beschränken: Die Badeanzugbilder, tatsächlich sehr neckisch mit dünnen Unterschenkeln und stabilen Oberschenkeln. Hinreißend die Bilder mit dem vergrämten, und das Paradebild eines Intellektuellen darstellenden Arthur Miller, Szenen einer Ehe und ihr Werden als Star. Sie hat in 16 Jahren an 29 Filmen mitgewirkt und war in der Öffentlichkeit so strahlend und selbstverständlich – die Korea Bilder sind wunderschön -, daß man sie sich kaum trübe vorstellen kann.

 

Sie war zudem ein begabten Fotomodell, die Bilder im Liegen mit der Rose, eines inniger als das andere. Großzügig sind dann in den Text die Telegramme und Schreiben integriert, die zu den Filmen und Verwickelungen passen. Eine neue, durchscheinende Marilyn brachten die Filmaufnahmen MACHEN WIR'S IN LIEBE, während NICHT GESELLSCHAFTSFÄHIG, der Film, der folgt, ja eigentlich eher an den Anfang gehörte. Aber das wird einem irgendwann egal, es sind ab jetzt die großformatigen Bilder, der inzwischen platinblonweiß gefärbten Marilyn, die gefallen.

 

So geht es weiter mit den Geschichten, aus der die Lebensgeschichte gestrickt wird und wenn wir am Schluß erfahren, daß ihre erste Quittung in Hollywood aus einer Buchhandlung stammt und nicht von Champagner und Chaneleinkäufen, rundet das ein Bild zu einem Menschen, der auf dem Weg zu sich selbst war und ein Abbild für die Sehnsüchte von Zuschauern abgab, das diese durch sie erfüllt sehen wollten. Wer Marilyn Monroe war, liegt so auch immer im Auge des Betrachters.

 

Leichtfüßiger war die Ausstellung im Frankfurter Ikonenmuseum. Tatsächlich. Im Ikonenmuseum vom 14.12.2010 bis 28.2.2011. Da hat sich ein Museum einmal beim Wort genommen, und nicht nur die Kirchen- und Gläubigenkunst der Ostkirche und die der Russischen Kirche 'bedient', sondern die IKONE Marilyn Monroe geehrt. Es ist Snejanka Bauer, die solche zündenden Ideen hat, und die auf diese Weise auch schon der Eintracht Frankfurt ikonenhaft heimleuchtete und ebenfalls die stalinistischen Ikonen ausgestellt hatte.

 

Marilyn Monroe wird hier anhand ihres Nachlasses lebendig und die witzige Gegenüberstellung der als Ikonen auch finanziell hochbezahlten MM-Siebdruck durch Andy Warhol gelingt Museumsleiter Richard Zacharuk mühelos. Und auf diese Weise ist dem Museum auch gelungen, daß Besucher der MM-Ausstellung sich erstmals Ikonen anschauten! Fundus der Ausstellung – und des Kataloges, der bleibt – ist die Sammlung Stampfer, die entstand, als besagte Anna Strasberg 1999 einen großen Teil des Marilyn Nachlasses versteigern ließ und Ted Stampfer vieles erwarb.

 

Der nun sammelt, seit er 10 Jahre alt war, alles, was er von M M bekommen kann. Immerhin sind so 600 Einzelstücke zusammengekommen, von denen die bedeutsamsten Stücke den Weg nach Frankfurt in die Ausstellung gefunden haben und in den Katalogband, den wir vor uns liegen haben, wo die Ausstellung schon weit über ein Jahr vorbei ist – und der bleibt! Weil Bücher eben etwas Bleibendes und Verlässliches sind. Zudem ist das Bild-Text-Verhältnis sehr angenehm und der Text zudem flott, aber mit Tiefgang. Die Ausstellung war zum 85. Geburtstag gedacht und das Buch dient nun gleichzeitig zum fünfzigsten Todestag. Ikone so oder so.

 

Lois Banner, MM. Das private Archiv von Marilyn Monroe, Fotografien von Mark Anderson, Knesebeck Verlag 2011

Die Ikone Marilyn Monroe, hrsg. Von Snejanka Bauer, Katalog zur gleichnamigen Ausstellung anläßlich des 85. Geburtstags vom 14.12.2010 bis 28.2. 2011