KAMIKAtZE. Katzenkrimi von Kerstin Fielstedde, novum verlag, Teil 1

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Wenn man gerade eine Woche Krankenhaus wegen Katzenbissen hinter sich hat – natürlich von einer fremden Katze und nicht den drei eigenen - dann glaubt man Autorin und Objekt von zwei Katzen, Kerstin Fielstedde, jedes Wort, wenn sie von der Intelligenz und Gefährlichkeit der großen Maine-Coon-Katzen und ihren Überlebenskämpfen gegen Tierversuche in diesem Katzenkrimi schreibt, der überhaupt nicht unwahrscheinlich klingt, sondern eine Satire auf das Menschengeschlecht  ist.


Dazu zwei Zitate vorneweg. Das eine unserer Lieblingszitate von einem gewissen Garrison Keillor heißt: „Katzen lehren uns, daß nicht alles in der Natur eine Aufgabe hat“. Und so sehr wir diese Aussage bisher bewunderten, weil sie in Eins geht mit unseren Erfahrungen, daß Katzen eine derartige Lebensselbstverständlichkeit besitzen, mit der sie in langen Tiefschlaf verfallen und der Meinung sind, daß sie beim Aufwachen die ganze Welt zu ihren Füßen sehen und höchstens ihre Herrchen und Frauchen ihnen gegenüber Aufgaben zu erfüllen haben, nämlich unverzüglich für Speis und Trank zu sorgen, und zwar in höchster Qualität, sonst wird es stehen gelassen, so müssen wir nach KAMIKAtZE leider Abschied von unserem tiefen Glauben an die völlig fehlende Funktionalität von Katzen nehmen, denn in diesem Katzenkrimi haben sie eine Funktion, ach was heißt eine, gleich viele auf einmal, die alle in Richtung der Selbsterhaltung der Katzen, aber auch gegen ihre geborenen Feinde, die Ratten und ihre halben Feinde, die Hunde und ihre potentiellen Opfer, die Vögel gehen. Da lernen wir dazu, zu welcher Überwindung, ja Ausschaltung ihrer genetischen Dispositionen Katzen in der Lage sind, wenn es den Tieren gemeinsam an den Kragen geht und nur der Zusammenhalt aller sie rettet.

Das andere Zitat „Hunde haben Herrchen, Katzen haben Personal“, das Kurt Tucholsky zugeschrieben wird und das jeder Katzenhalter, der ja eigentlich ein von der Katze Gehaltener ist, also dieses Zitat wird allerdings durch diesen Katzenkrimi erst recht bekräftigt. Denn inzwischen ist es schon so weit, daß sich die beiden Maine-Coon-Katzen Ingehan und Ian – das sind diese riesengroßen, aber eher sanften Katzen mit halblangen Haaren aus Amerika, auch Waldkatzen genannt - von ihrem Frauchen und ihrem Herrchen Anhimmelungsromane schreiben lassen. Viel stärker als alle James Bonds dieser Welt und erst recht als Super- und X-Man oder Mister America, erledigen die Katze Ingehan und der Bruderkater Ian ihre tätigen Feinde und unter den Menschen diejenigen, die sie zu zähmen versuchen und mit der Ausrede wissenschaftlicher Forschung  mißbrauchen, mit Medikamenten vollstopfen, damit aus diesen Erkenntnissen später irgendwelchen Menschen geholfen werden könnte.

Nein, es sind Sadisten, die hier am Werk sind und in dem intelligenten, sprachwitzigen und wie gesagt ganz und gar nicht unwahrscheinlichen Katzenkrimi, sind dies nicht Menschen allein, sondern gezielt tierische Unholde, womit wir bei Professor Sumo sind, dem schwergewichtigen König der Unterwelt mit Hang zum Größenwahn. Denn zentral geht es in diesem Krimi darum, daß endlich die ganzen Fehlplanungen, dies Teufelswerk von geplatzten, bzw. ins Unermeßliche überteuerten Großvorhaben und meist Bausünden, die man mit Stuttgart 21, Katastrophenflughafen Berlin Brandenburg und Hamburger Elbphilharmonie  symbolisch als Abkürzungen hier verwendet darf, auch wenn die Bauskandale noch viele weitere Namen tragen, daß man also endlich in Professor Sumo letztendlich den alleinigen Verursacher dieser Misere hat. Er, die Oberratte, reißt den Kapitalisten den Boden unter den Füßen weg und sammelt den ganzen Zaster selber ein, der zu ständigen Etaterhöhungen der öffentlichen Hände führt.

Glauben Sie nur nicht, daß wir Ihnen jetzt hier die Geschichte erzählen. Wir liefern nur ein paar Hinweise, denn dieser Krimi ist von einer Art, daß ihn diejenigen, die Katzen lieben - also das Personal - sowieso lesen müssen, weil sie so viel Gutes und so wenig Schlechtes über ihre Katzenherrschaft erfahren, aber auch diejenigen, die glauben, daß die Natur beseelt ist und daß auch andere Tiere übersinnliche Fähigkeiten haben, auch die sind hier richtig.

Natürlich könnte man auch an die Fabeln von La Fontaine erinnern, aber da waren es die Menschen, die man in den Tieren wiederfinden sollte und konnte – während wir hier in diesem Katzenkrimi einfach die Mentalität und die potentiellen Fähigkeiten der eigenen Katzen erkennen.