E 17 11 levEintracht Frankfurt enttäuscht sich selber gegen Bayer Leverkusen mit 0:1, Spielbericht

Claudia Schubert

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Das war die Stunde der Stoiker. Denn die bewegt das Leben und auch die Niederlage der eigenen Mannschaft wenig. Alle anderen – bis auf die angereisten Leverkusenfans und deren Entourage – waren angefressen, leicht gereizt, enttäuscht, einfach mieser Laune.

Das galt auch für den Frankfurter Trainer Nico Kovac. Denn so richtig erklären konnte schließlich diese Niederlage keiner. Abgesehen davon, daß Bayer Leverkusen eine gute Mannschaft hat, die nicht nur auf dem Papier sehr viel teuerere Spieler ausweist. Aber das Tolle am Fußball ist ja, daß bei jedem Spiel Unwägbares passiert, weil eine Dynamik entsteht – oder eben keine. Für den Beginn schien es gerade so, daß die Frankfurter gut aufgelegt sind, denn schon in der ersten Minute gab‘s einen Torschuß. Vergeblich. Noch glaubte man die Eintracht im Vorteil. Sie hatte sechs Spiele ohne Niederlagen hinter sich, die Werkself allerdings sogar sieben. In den letzten zwei Spielen nur Unentschieden, während Frankfurt noch das so späte Unentschieden gegen Hoffenheim in den Knochen steckt, was ja als ungerecht empfunden ward. Gute Voraussetzung für heute.

Und eh man sich noch versah, sahen die Eintrachtler alt aus. Stendera war noch der Mutigste, der in Richtung Tor spielte, allerdings immer nur in die Richtung, nicht ins Tor hinein. Nico Kovac hatte die Mannschaft gegenüber dem letzten Spiel unverändert gelassen, was ja ein Vertrauensbeweis ist. Spätestens nach einer Viertelstunde war klar, daß die Leverkusener auf dem Platz mehr wollten und auch mehr konnten als die Frankfurter. Auch im Foulspiel. Denn in der 18. Minute gab‘s Gelb für Lucas Alario, der für den erkrankten Bailey einsprang und mit seinem Ellenbogen Simon Falette schmerzhaft traf. Das konnte man diesem ansehen. Aber das ist Entschuldigung dafür, daß die Eintracht ihr Spiel zunehmend allein in der Abwehr der Angriffe der munteren Leverkusener sah. Bis zur Pause blieb diese Rollenverteilung, die einen wollten was, die anderen parierten. Was nur die halbe Wahrheit ist, denn für beide Mannschaften galt, daß sie alles auf Konter setzten.

Und daß es bis zur Halbzeit beim 0:0 geblieben war, ist das Verdienst des wieder einmal starken Torhüters Lukas Hradecky. Aber auch das Verdienst der rechten und linken Torpfosten. Alario hatte mit diesen zweimal Pech, in der 13. und 32. Minute (in der 30. war es der linke Innenpfosten dazu) und Kai Havertz ging es in der 29. genauso.

Was hatte Nico Kovac in der Pause mit den Seinen besprochen? Auf jeden Fall spielte die Eintracht einfach besser und lange sah es so aus, daß sie mit einem 1: 0 in Führung ginge. Insbesondere Ante Rebic war unermüdlich – und dann gleich einen Tick zuviel. Denn in der 52. Minute foulte er Lars Bender, was ihm Gelb einbrachte und für den Kapitän der Werkself wohl Instabilität brachte, denn Minuten später mußte er ganz ohne Verschulden von Rebic zur Behandlung kurz raus. Rebic blieb am Ball, hatte auch in der 60. Minute einen tollen Torschuß, aber alles endete am an diesem Tage überragenden Bernd Leno.

Wo bleibt eigentlich Sébastien Haller? Doch, er spielt mit, bleibt aber unauffällig, den Angriff übernehmen Mijat Gacinovic, Simon Falette und ein ums andere Mal Ante Rebic. Sie treffen auf die geballte Abwehr von Bayer, die immer wieder alle Mann in der eigenen Hälfte haben. Das ist auffällig. Und es bleibt ein Spiel, das auf Konter setzt. Denn in der 65. Minute ist es Alario, der erfolgreich durchkommt, bis ihn David Abraham mit Sonderapplaus der Fankurve stoppt; gleich eine Minute später wird Alario gegen Bellarabi ausgewechselt, der Tempo bringt und fast sofort eine herrliche Vorlage vors Tor schickt, die Havertz zum direkten Torschuß nutzt, was aber an Hradecky scheitert.

Längst sind die Frankfurter auffällig am Drücker. Nur nutzt es nichts. Und auch nicht, daß eine Ecke nach der anderen für Frankfurt spricht. 9:2 wird am Ende das Eckverhältnis lauten. Sehr sehr ungewöhnlich, wenn das gleichzeitig eine Niederlage ist. In der 76. Minute sollte endlich das fällige Eintrachttor fallen, Gacinovic legt los, tolle Ausgangssituation, zwei Möglichkeiten hat er, selber zu vollenden oder abzugeben, eine Sekunde des Zögerns und schon wird er gestoppt und in der selben Minute fällt das Tor für Bayer! So schnell geht das. Schneller, als es die meisten mitbekommen hatten. Kevin Volland war es, der einen tollen, aber letztlich ungehinderten Schuß knallhart mit Links im Tor versenkte. Das ging so schnell, daß auch Hradecky machtlos dem 0:1, dem Endergebnis, zuschaute.

Woran lag nun diese Niederlage? Zum einen blieben die Torvorlagen aus. Sicher ist das auch der Grund für das unauffällige Verhalten von Haller, der einfach auf Pässe angewiesen ist. Insgesamt herrschte eine dem trüben naß-nebeligen Novemberwetter angemessene Stimmung. Das war nicht nötig gewesen, die übereinstimmende Meinung. Denn die nächsten Spiele bringen ebenfalls hochkarätige Gegner (vorweihnachtliche Heimspiele: Bayern, Schalke) und das Polster nach unten ist nicht so angefüllt, daß es ewig reicht. Niko Kovac äußerte seine Sorgen und auch eine gewisse Ratlosigkeit. Nächsten Sonntag geht‘s nach Berlin!

Foto: © eintracht.de