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Kategorie: Heimspiel

Frankfurt am Main wird immer reicher

 

Notker Blechner

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Dank Beteiligungen, Grundstücken und Kunstwerken sitzt Frankfurt auf einem Milliardenvermögen, das stetig wächst. Trotzdem macht die Stadt weiter Schulden. Weil Objekte wie Kunstgemälde oder der Dom unverkäuflich sind.

 

 

Frankfurts Kämmerer Uwe Becker (CDU) blickt beunruhigt auf die drohende Konjunktureintrübung. Die Gewerbesteuereinnahmen dürften in diesem Jahr um rund 100 Millionen auf 1,2 Milliarden Euro zurückgehen. Aber: "Andere Städte wären froh, sie hätten unsere Sorgen", meint er lächelnd.

 

Denn Frankfurt sei eine wirtschaftlich florierende Stadt. "Wir sind stark und solide aufgestellt." Das zeigt sich am Vermögen, das die Rhein-Main-Metropole angehäuft hat. Im vergangenen Jahr erhöhte es sich um satte 2,7 Milliarden Euro auf nunmehr 21,3 Milliarden Euro, wie aus der vor kurzem vorgelegten Vermögensbilanz hervorgeht. Damit bewegt sich Frankfurt auf dem Niveau eines mittleren Dax-Konzerns.

 

Als Grund für den Vermögenszuwachs nannte Becker die Aufnahme der städtischen Kunst- und Kulturgegenstände sowie die Neubewertung von Grundstücken. Hinzu kam ein höherer Wert der Beteiligungen.

 

Die Stadt hält insgesamt 315 direkte und indirekte Beteiligungen. So ist Frankfurt an der Messe, dem Flughafen-Betreiber Fraport, der Verkehrsgesellschaft, der Mainova und der Hafengesellschaft beteiligt. Das Anlagevermögen beträgt rund 19,5 Milliarden Euro.

 

Weniger bekannt sind andere Milliardenschätze, die in der Vermögensbilanz der Stadt schlummern. So besitzt Frankfurt Kunstgegenstände im Wert von 2,5 Milliarden Euro. Das teuerste Kunstwerk ist mit einem geschätzten Wert von 70 Millionen Euro das Gemälde "Fleurs et Céramique" von Henri Matisse, das im Städel steht.

 

Auch der Frankfurter Dom gehört zum Frankfurter Stadtvermögen. Er wird mit einem Wert von 58 Millionen Euro taxiert. "Der Dom ist aber unverkäuflich", versicherte Kämmerer Becker gegenüber Weltexpresso.

 

Weil die Stadtoberen an ihrem Tafelsilber weitgehend festhalten, bleibt das Saldo zwischen Einnahmen undAusgaben jedoch negativ. Im vergangenen Jahr hat Frankfurt einen Verlust von 22 Millionen Euro gemacht – nach 181 Millionen Euro "Miesen" im Vorjahr. Auch mittelfristig dürfte sich an den roten Zahlen nichts ändern, weil die Stadt viel Geld für Bildung und Soziales ausgibt. "Ein ausgeglichener Haushalt 2012 wird nicht möglich sein", erklärte Becker. Die Schulden dürften weiter steigen. Eine eingesetzte Kommission soll bis Februar 2012 Sparvorschläge machen.

 

Frankfurt ist neben Hamburg die einzige Großstadt, die seit 2010 eine umfassende Vermögensbilanz aufstellt. Gesetzlich vorgeschrieben ist eine städtische Konzernbilanz erst ab 2015.

 

Ob Frankfurt mit seinen über 21 Milliarden Euro die absolut gesehen reichste Stadt Deutschlands ist, weiß Becker nicht. Die Zahlen anderer Städte seien schwer miteinander zu vergleichen.