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Kategorie: Heimspiel

Stefan Roller erhält den diesjährigen Johann David Passavant-Preis am 3. März im Frankfurter Städel

 

Felicitas Schubert

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Im Wechsel wird dieser Preis an diejenigen verliehen, die kunsthistorisch in besonderer Weise im Sinne dessen arbeiten, der einst als INSPEKTOR des Städelschen Kunstinstitutes auch für den so außerordentlich fundierten Fundus des Museums verantwortlich ist: Johann David Passavant. Die Überreichung des Preises findet am Sonntag, 3. März 2013 um 11 Uhr im Metzler-Saal des Städel Museums statt.

 

Der Johann David Passavant-Preis wird in diesem Jahr an Stefan Roller, Leiter der Mittelaltersammlung an der Liebieghaus Skulpturensammlung, vergeben.Die bisherigen Passavant-Preisträger seit der ersten Vergabe 1996 sind Prof. Dr. Jochen Sander, Prof. Dr. Peter C. Bol, Dr. Bodo Brinkmann, Dr. Rudolf Hiller von Gaertringen und Dr. Maraike Bückling. Der Kunsthistoriker und Mittelalterexperte Roller wird damit für seine herausragende wissenschaftliche Arbeit an dem Ausstellungsprojekt „Niclaus Gerhaert. Der Bildhauer des Mittelalters“ und die daraus hervorgegangene wissenschaftliche Publikation geehrt. Der Johann David Passavant-Preis wird seit 1996 von der Alexander und Jutta Rasor-Stiftung für erstklassige kunsthistorische Forschung vergeben und ist mit 5.000 Euro dotiert. Der Preis erinnert an die wegweisende wissenschaftliche Arbeit von Johann David Passavant, der dem Städelschen Kunstinstitut von 1840 bis 1861 als Inspektor vorstand.

 

Stefan Roller beschäftigte sich in seinem Forschungs- und Ausstellungsprojekt „Niclaus Gerhaert. Der Bildhauer des Mittelalters“, das vom 27. Oktober 2011 bis 4. März 2012 im Liebieghaus zu sehen war, eingehend mit einem der wichtigsten und einflussreichsten Künstler der Spätgotik. Obwohl die kunsthistorische Bedeutung des Bildhauers Niclaus Gerhaert von Leyden in der Fachwelt unumstritten ist, kannte die Forschung bislang – auf Grund der geringen Anzahl an signierten Arbeiten und schriftlichen Quellen – nur wenig über Herkunft, Lebensweg und Werkkomplex Gerhaerts. Im Rahmen der Ausstellung konnten zahlreiche weitere Puzzlestücke eines kunsthistorischen Rätsels zu einem aufschlussreichen Gesamtbild zusammengefügt werden. Vorausgegangen waren ausgedehnte Forschungsarbeiten zu Niclaus Gerhaert und seinen Zeitgenossen.

 

Im Zuge der Vorbereitungen haben Stefan Roller, und Harald Theiss, Leiter der Abteilung Restaurierung im Liebieghaus, mit Unterstützung eines international renommierten Expertenteams u. a. alle für Gerhaert gesicherten und ihm zugeschriebenen Werke in Stein und Holz mit modernsten Forschungsmethoden untersucht. Für die Objekte wurden ausführliche kunsttechnische Befunde erstellt. Mit dieser hervorragenden Arbeit leistete Stefan Roller einen bedeutenden Beitrag zur aktuellen Gerhaert-Forschung. Darüber hinaus machte er durch die erfolgreiche Ausstellung seine Forschungsergebnisse auf anschauliche und ansprechende Weise einem großen Publikum zugänglich.

 

Der Preisträger

 

Stefan Roller, geboren 1961, studierte von 1983 bis 1994 in Karlsruhe, Bamberg und Berlin. 1994 promovierte er zur spätgotischen Skulptur vor Adam Kraft und Veit Stoß in Nürnberg. Einem Volontariat in der Staatlichen Kunsthalle in Karlsruhe (1995–1997) schlossen sich von 1997 bis 2001 Forschungsprojekte der TU Berlin zur fränkischen Tafelmalerei vor Albrecht Dürer und zur Kunst und Kultur der Jagiellonen am Geisteswissenschaftlichen Zentrum Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas in Leipzig an. Von 2001 bis 2006 war Roller Kurator der Alten Sammlung am Ulmer Museum. Seit 2006 ist Stefan Roller Leiter der Mittelalter-Abteilung am Liebieghaus. Zu seinen Projekten gehörten neben Ausstellungen wie „Der Meister der Karlsruher Passion, ein Hauptwerk der Straßburger Malerei der Spätgotik“ (Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, 1996), „Michel Erhart und Jörg Syrlin d. Ä. Zwei Hauptmeister der Spätgotik in Ulm“ (Ulmer Museum, 2002) sowie zuletzt „Niclaus Gerhaert. Der Bildhauer des Mittelalters“ (2011) auch die Konzeption der Neuaufstellung der Mittelalterabteilung (2008) und des Schaudepots (2009) in der Liebieghaus Skulpturensammlung. Derzeit bereitet Stefan Roller zwei Ausstellungen vor: eine zur veristischen Skulptur von der Antike bis heute und ihrer farblichen Gestaltung und eine weitere – gemeinsam mit Prof. Dr. Jochen Sander (Städel Museum) – zum Expressionismus des frühen 16. Jahrhunderts, die ab Herbst 2014 in der Liebieghaus Skulpturensammlung und im Städel Museum zu sehen sein werden.

 

Die Stifter

 

Die Alexander und Jutta Rasor-Stiftung unterstützt die Forschungsarbeit des Städel Museums und der Liebieghaus Skulpturensammlung auf dem Gebiet der Kunstgeschichte und Archäologie seit Jahren durch die Finanzierung des Passavant-Colloquiums und -Preises. Die Kolloquien und die Verleihung des Passavant-Preises finden in regelmäßigen Abständen von ungefähr drei Jahren statt. 2006 widmete sich das Passavant-Colloquium „Meisterstück. Zünfte, Gilden, Künstlerausbildung nördlich der Alpen vor 1800“ dem Thema der gemalten Meisterstücke. 2008 fand im Liebieghaus das Kolloquium „CIRCUMLITIO. Internationales Colloquium zur Polychromie der antiken und mittelalterlichen Skulptur“ statt. Renommierte Forscher stellten hier neueste Untersuchungen zu dem Aspekt der Farbigkeit der antiken und mittelalterlichen Skulptur zur Diskussion. Zuletzt folgte 2010 das Kolloquium „Zeichnen in Rom um 1600“ mit Dr. Martin Sonnabend.

 

Der Preisname

 

Das Kolloquium und der Preis erinnern an eine der herausragenden Persönlichkeiten in der Geschichte des Städel Museums. Mit Johann David Passavant (1787–1861), Mitglied der Künstlervereinigung der Nazarener, begann im Städel ab 1840 nicht nur das wissenschaftliche Erfassen der Objekte, sondern auch das Bestreben nach einer Systematik der Sammlung und der Kunstankäufe. Passavant, der das Städel von 1840 bis 1861 leitete, war ein ausgewiesener Kenner der altniederländischen Malerei sowie der deutschen und italienischen Malerei der Renaissance. Mit seiner Abhandlung über Raffael schuf er ein epochemachendes Werk der Kunstwissenschaft. Für die Sammlung des Städel kaufte er Meisterwerke wie die „Flémaller Tafeln“ des Meisters von Flémalle, die „Lucca Madonna“ von Jan van Eyck und eine Vielzahl hochrangiger italienischer Zeichnungen an.

 

www.staedelmuseum.de