E hallerfrEintracht Frankfurt gibt S.C. Freiburg Saures mit 3: 1, Spielbericht

Claudia Schubert

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Das war ein merkwürdiges Spiel, aber noch merkwürdigere Reaktionen der Beteiligten. Die einen sahen ein Spiel, in dem die Eintracht bei besserer Chancenverwertung 5: 1, ja 7: 1 oder höher hätten gewinnen können, die anderen sprachen von müden Beinen und einem schrecklichen Spiel und einer im Pressezentrum sprach sogar davon, daß Freiburg auf jeden Fall die bessere Mannschaft gewesen sei.

Wenn wir als Titel formulieren: „Siegen heißt nicht, guten Fußball spielen...“, dann zitieren wir uns selbst. Im Pokalendspiel Bayern München gegen Eintracht Frankfurt 2006 in Berlin siegten die Bayern  mit einer ausgesprochen miesen Leistung. Deshalb wählten wir damals diesen entsprechenden Titel, was einen Haufen empörter Leserbriefe zum Ergebnis hatte, allesamt von vertierten Bayernfans. Und darin unterscheiden sich solche Leute vom Trainer der Frankfurter Eintracht Adi Hütter, der allen potentiellen Kritikern am Eintrachtspiel den Wind aus den Segeln nahm und als erster davon sprach, daß seine Mannschaft zwar gewonnen, aber schlecht gespielt habe.

Das haben wir bei den im nächsten Artikel folgenden Stimmen vom Spiel ausführlich dokumentiert. Ehrenwert oder auch taktisch klug vom Frankfurter Trainer, sich so selbstkritisch zu äußern, aber so dramatisch schlecht fanden wir das Spiel gar nicht. Wir gehören zu denen, die im Spiel sehr viel mehr Möglichkeiten gesehen hatten, denn von Anfang an marschierten die Frankfurter wie aufgezogen immer nach vorne. Am Anfang auch noch schnell. Daß da Konditionsprobleme bestanden, konnte man spätestens in der 2. Halbzeit erkennen. Kein Wunder, schließlich ist die Mannschaft ja gerade erst letzten Montag aus ihrem Trainingslager in den USA zurückgekommen. Das braucht Zeit, der Jetlag, sich an Zeit und Klima wieder anzupassen, zudem hatte Freiburg von Anfang an, die Frankfurter nicht ohne weiteres zum Zug kommen lassen, die Versuche nach vorne sehr gut blockiert.

Bei diesem Spiel kann man wirklich viel über die unterschiedlichen Sichtweisen bei der Beurteilung von Fußballspielen lernen. Auch bei einem selber. Eindeutig war zu erkennen, daß die Frankfurter viel versuchten, aber lange die erste Halbzeit über nicht zum Zuge kamen, das Spiel war zäh geworden, und dann war es plötzlich wie aus dem Nichts da, das erste Tor, das Sebastien Haller aufgrund einer gezielten Vorlage von Ante Rebic mit dem Kopf erzielte. Das war in der 36. Minute und es folgte ein Feuerwerk, wie man es sich von der Eintracht erhofft. Auf einmal lag Feuer in den Aktionen und es ging Schlag auf Schlag. Erst schoß Ante Rebic – Evan Obite Ndicka gab vor – in der 40. Minute ein richtig schönes Tor und dann kam Luka Jovic in der 45. Minute zum Zuge, was deshalb bemerkenswert ist, weil erstmals die starken Stürmer von Eintracht Frankfurt, deren Eigenschaft es ist, selbstlos, als richtig gutes Team, nicht selbst zu schießen, sondern dafür zu sorgen, daß einer von ihnen das Tor macht, weil also alle drei ein Tor erzielten. Das Tor von Jovic war sein dreizehntes, was ihn zum Spitzenreiter in der Bundesliga macht.

Hart für die Freiburger, mit 0:3 in die Pause zu gehen. Gefährlich für die Frankfurter, mit 3: 0 noch den Hunger auf Tore auf dem Platz zu empfinden, gefährlich nicht den müden Beinen Ruhe zu gönnen und nun erstmals die Freiburger sich abschaffen lassen..

Wie man später hörte, muß Adi Hütter genau das befürchtet haben, denn er hat seine Mannschaft in der Pause wohl zu noch mehr Aktivität angetrieben. Aber von der zweiten Halbzeit ist nicht mehr zu berichten, als daß in der 69. Minute Freiburg mit dem Tor durch Nils Petersen das verdiente Gegentor erzielte und die potentiellen Eintrachttore in der 51., 53., 61., 90.,90+1 und 90+3 einfach nicht fielen. Und jetzt kommt die Überlegung, daß man etwas anderes sieht und aufgrund dessen Schlüsse zieht, die mit den Zahlen nicht übereinstimmen.

Sieht man sich nämlich die Statistiken an, muß man damit zurechtkommen, daß Eintracht Frankfurt nur 9 Torschüsse hatte, Freiburg fast doppelt so viel, nämlich 17 Torschüsse aufweist. Das bedeutet ja, daß die Freiburger doppelt so oft fast erfolgreich, auf jeden Fall nah am Tor ihres Gegners standen. Und genau das habe ich nicht gesehen, auch nicht, daß die Ballaktionen und die Zweikampfquote stärker auf Seiten der Freiburger lagen. Und gleichzeitig wird klar, wenn von 9 Torschüssen noch vor der Halbzeit drei ins Tor gingen, die weiter vorne aufgeführten Ballaktionen von Ante Rebic, Filip Kostic, Luka Jovic und Jonathan de Guzman in der zweiten Halbzeit genau die 9 Torschüsse sind, die zu Toren hätten führen können.

Außerdem sind drei Treffer bei neun Versuchen erheblich besser, als es sonst die Eintrachtausbeute bei Toren ist. Aber für Freiburg ist das wirklich dramatisch. Denn bei 17 Schüssen aufs Tor nur ein einziges Tor zu erreichen, ist mehr als frustrierend. Das entspricht genau dem Gemütszustand, in dem man den Freiburger Trainer Christian Streich nach dem Spiel erlebte, wobei ausdrücklich anmerken muß, daß es immer eine Freude ist, einem so aufrichtigen Menschen zu begegnen. Alles Weitere in den Stimmen zum Spiel.

P.S.: So geht das ja nicht. Sebastian Rode muß schon erwähnt werden. Daß es nicht explizit geschah, hat einfach damit zu tun, daß er seine Aufgabe im Spiel einfach gut machte und innerhalb der Mannschaft wirkte, als ob er seit jeher mitspielte und nie weggewesen wäre. Dabei hat er ja außer den Übungen in den USA sehr lange nicht regulär in der Bundesliga gespielt. Das ist für ihn und den BV Dortmund sicher ein Grund, warum er nun in seinen Heimatverein Frankfurt ausgeliehen wurde. Nach Dortmund kam er in der Saison 2016/17 - aus München! Zu den Bayern war er von Eintracht Frankfurt 2014/15 gekommen. Aber sein Heimatverein ist die Eintracht auch nicht. Er kam 2010/11 vom Mainkonkurrenten, den Kickers Offenbach und auch dorthin kam er von... Überblickt man das, denkt man sich, schon ein bißchen viel der Wechselei. Man kann sich gut vorstellen, daß er wieder Wurzeln schlägt. Die Fans begrüßten ihn angemessen und verabschiedeten ihn mit Beifall, als er in der zweiten Halbzeit ausgewechselt wurde. 

Foto:
© Eintracht Frankfurt

Info:
Am nächsten Spieltag spielen am 26. Januar
um 15.30 Uhr SC Freiburg gegen Hoffenheim
um 18.30 Uhr Werder Bremen gegen Eintracht Frankfurt