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Kategorie: Heimspiel

Serie: Politischen Konflikts um ein Deutsches Romantikmuseum in Frankfurt am Main, Teil 2

 

Claudia Schulmerich

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Dem Freien Deutschen Hochstift in Frankfurt gehört auch dieses traumhafte Bild DER ALP, auch Nachtmahr oder Albtraum genannt, das Johann Heinrich Füssli 1802 schuf, wirklich die Speerspitze der romantischen Bewegung, die einerseits sehnsuchtsvoll das Schöne und Gute, andererseits im Dunklen dessen Gegenteil erwartet, weil die Romantik sich dichotomisch versteht: Tag und Nacht, Liebe und Leid.

 

Dieses Bild von Füssli könnte der Auftakt sein, sich die vielen anderen Bilder und Blätter des Hochstiftes anzuschauen, die im Geiste schon Teil des Deutschen  Romantikmuseums sein können.Und dann kann man hier in Frankfurt sicherlich im Städel anfragen, im Historischen Museum, denn ein Romantikmuseum kann auch Leihgaben aus Frankfurt enthalten. Fehlt noch die Musik. Dabei ist grundsätzlich zwischen Musik der Romantik und romantischer Musik zu unterscheiden, ein Ausdruck, der zu jeglicher gefühlsbetonten Musik verwendet wird, wobei wir die Verformungen von heute wie Romantikhotel und ähnliches gar nicht thematisieren, sind sie doch nur geschäftlicher Ausdruck und deshalb 'Mißbrauch' dessen, was eigentlich ein legitimes Interesse von Menschen ist, sich mit Haut und Haaren wohlzufühlen. Das sind alles Trittbrettfahrer und ein Eingehen darauf nicht der Mühe wert. Allerdings sollten wir selbst die Begriffe bestimmen und inhaltlich füllen und uns deshalb die Romantik auch nicht vermiesen lassen.

 

Auch mit der Musik der Romantik ist es so eine Sache, denn sie wird auf die Romanze, also den Text mit Liebeshändeln oder Liebessehnsüchten zurückgeführt. Das alles muß jetzt nicht interessieren. Trotzdem sprechen wir lieber von der musikalischen Romantik, die sich auf Volksmusik und Volksweisen stützte, in der ausgehend von Deutschlands Romantik, diese neue Welterfassungsmentalität beispielgebend für Europa wurde. Kurzgesagt in der Kunst Eugène Delacroix, in der Literatur Edgar Allan Poe, in der Musik Hector Berlioz, der 1830 in seiner Symphonie fantastique, diese hinreißende musikalische Sprache fand, die den Begriff ROMANTIK musikalisch auf den Punkt bringt.Aber natürlich auch Frederic Chopin und so viele andere.

 

Daß mit der ROMANTIK zugleich der Mensch als rationales Wesen eine irrationale Note erhielt, die ihn als Zerrissenen in der modernen Welt kennzeichnen, kommt hinzu. Die alten Werte sind verschwunden und die Zugehörigkeiten zu fest verankerten Gruppen in der Gesellschaft aufgelöst. Der Mensch ist hineingeworfen in die moderne Welt, weshalb die Romantik als die Kulturepoche gilt, die die Moderne einleitet und bestimmt. Macht man sich dies erst einmal klar, kann man überhaupt nicht mehr verstehen, weshalb es bisher noch kein Deutsches Romantikmuseum gibt und angesichts der Schätze in den Archiven des Hochstifts, weshalb es kein Romantikmuseum in Frankfurt gibt.

 

Begreift man das in der Tragweite, erkennt man, daß es eigentlich nicht um ein neues Museum geht, das isoliert neu gebaut wird, sondern um einen Erweiterungsbau des Goethehauses, der aber aus inhaltlichen Gründen von Beginn an den Namen ROMANTIK im Museumsnamen braucht, weil er in der Tat etwas Eigenes ist, das sich aus dem Freien Deutschen Hochstift und dem Goehtehaus speist.

 

In dieser Situation kommen in Frankfurt folgende Schildbürgerstreiche hinzu. In den letzten Jahren war die seit hundert Jahren bestehende Absicht, solch ein Romantikuseum zu errichten, durch Zufall und die 'Kunst der Politik' möglich geworden: Dreiviertel der Kosten für den Erweiterungsbau in Höhe von rund 16 Millionen Euro, waren durch Dritte aufgebracht: Die Deutsche Bank und die Gruneliusstiftung stehen für vier Millionen, genauso wie der Bund mittels der Kulturstiftung, deren vier Millionen der Kulturstaatsminister Bernd Neumann in den Haushalt setzte und das Land Hessen, das sich erst schwer tat, dann aber mit der Auflage, daß der Betrieb des laufenden Museums von innen heraus finanziert werden müssen, ebenfalls vier Millionen zusagte, nachdem Leiterin Anne Bohnenkamp mit einer Spendenaktion garantieren konnte, daß die Ausgaben für die Betriebskosten gedeckt sind.

 

Durch den Auszug des Deutschen Börsenvereins, der in der benachbarten Brauchbachsraße eine neues größeres und schickes Domizil bezogen hat und das Ende des Volkstheaters, das Liesl Christ einst zur Bühne Frankfurts gemacht hatte, ist zum ersten Mal überhaupt die Chance gegeben, das gesamte Areal neu zu konzipieren und auch die Situation des beengten und eigenartig zu durchwandernden Goethehauses sinnvoll zu ändern. Und in einer baulich offenen und finanziell abgesicherten Situation kommen die Schildbürger im Frankfurter Magistrat, bzw. dem Haushaltsausschuß zur überhaupt nicht öffentlich diskutierten Entscheidung, daß Frankfurt auf ein solches Museum verzichtet und damit auch auf die Drittenfinanzierung von 12 Millionen Euro.

 

Dabei war und ist der Bau des ROMANTIK Museums, sprich Erweiterungsbau des Goethehauses, aus folgenden baulichen Gegebenheiten opportun. Der große Hirschgraben ist wie die gesamte Innenstadt am 18. und 22. März 1945 durch Bomben fast völlig zerstört worden. Anders als andere Straßen ist er aber nicht 'modernisiert', sondern in seiner geschundenen mittelalterlichen Form erhalten geblieben. Das Geburtshaus Goethes war schon erworben worden und als altes Bürgerhaus wiederaufgebaut worden, die jetzt zur Debatte stehenden Anschlußbauten sind in der in den Fünfziger Jahren filigranen Bauweise unauffällig eingepaßt worden. Ansonsten ist die Straße eingekesselt von zwei Parkhäusern, dessen eines in die rückwärtigen Gärten ragt und zum Frankfurter Hof gehört,.

 

Gerade also, als erstmalig alles in gute Fahrt geraten konnte, haben die Schwarzgrünen sich mit der Streichung der vier Millionen, die ja das Aus für das Deutsche  Romantikmuseum sein sollten und 12 Millionen, die man ohne Problem dem Bund und dem Land und den Stiftungen zurückgibt, von einer verantwortlichen Kulturpolitik verabschiedet. Sie haben allerdings die Rechnung ohne die Frankfurter gemacht. Dazu gleich mehr.

 

Foto: erwähntes Bild von Füssli: Nachtmahr