Bildschirmfoto 2019 03 13 um 01.06.39Caricatura Musum wird künstlerisch eigenständig und administrativ dem Kulturamt zugeschlagen

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Doch, doch, es ist etwas passiert. Denn es sah ja noch vor Wochen anders aus, d.h. es klang anders, als die Kulturdezernentin Ina Hartwig dem Votum des Direktors des Historischen Museums der Stadt, Jan Gerchow, weithin folgte und die Wünsche, ja Forderungen des Caricatura Museums, aus der Obhut des Historischen Museums entlassen zu werden, negativ beschied, aber nein, noch nicht beschied, aber doch deutlich werden ließ, daß die administrative Anbindung an das große und gerade perfekt neu eingerichtete und gebaute Historische Museum bestehen bleiben solle.

Aber immerhin gab es die Zusage einer Prüfung. Und die ist nun in die Richtung ausgefallen, die Museumsgründer und -leiter Achim Frenz mitsamt dem Freundeskreis des Museums vorgeschlagen hatten und die eigentlich jedem vernünftig urteilenden und handelnden Caricaturaliebhaber sinnvoll schien. Dazu muß man erst einmal die Strukturen der wichtigsten, besser: der großen Frankfurter Museen kennen, die seit jeher nicht nur für ihre eigenen Sammlungen die Verwaltungsaufgaben übernommen hatten, sondern zusätzlich auch die Administration für kleine Sammlungen, kleine Museen ausübten. Beispiel ist das Ikonenmuseum, das noch immer als Dependance des Museums für Angewandte Kunst firmiert, aber im Bewußtsein der Öffentlichkeit als eigenständiges Museum gilt, weil im besten Fall so etwas wie 'Verwaltung' hinter den Kulissen zu geschehen hat und auch geschieht. 

Nun hatte das Historische Museum im Februar 2018 wieder das Junge Museum übernommen und ist auch zuständig für das Porzellanmuseum in Höchst (wo man sich vom Sujet her auch gut vorstellen könnte, das dies eine Dependance des Museums für Angewandte Kunst sei), hat also Erfahrung mit der Verwaltung von externen Sammlungen. Aber mit Achim Frenz hatte sich der, der das Museum initiiert hatte, es leitet und mit den Liebhabern komischer Kunst in sehr guten Einvernehmen lebt, erst recht mit den Künstlern selbst, dagegen ausgesprochen, überhaupt weiterhin einem anderen Museum untergeordnet zu sein und für ein eigenständiges Caricaturamuseum votiert. Eigenständig nicht nur in der künstlerischen Leitung, da war und ist es Leiter Frenz sowieso, sondern auch in der Museumsleitung als eigenständiges Museum. 

Das aber würde eine Etaterhöhung bedeuten, die wohl nicht gewollt wird. Die neue Lösung, die als einvernehmlich bezeichnet wurde - das können wir nicht so ganz glauben, denn einer ist auf jeden Fall der 'Verlierer' und das ist der Direktor des Historischen Museums, Jan Gerchow,  der ja Wert darauf legte, auch weiterhin Dienstherr von Franz zu sein und dessen Dienstaufsichtsbeschwerde gegen Frenz die internen Querelen erst nach außen trugen - und die Kulturdezernentin Ina Hartwig gestern als Neuregelung vorstellte, sieht vor, daß ab 1. April die künstlerische Eigenständigkeit des Caricatura weiterbesteht und das Museum "administrativ durch das Kulturamt unterstützt" wird. Aha. kein richtig eigenständiges Museum, aber auch keine Abhängigkeit vom Historischen Museum, stattdessen 'Unterstützung' vom Kulturamt, wobei die Kulturdezernentin sowieso die Dienstvorgesetzte aller Museumsleiter ist. Das klingt nach einem Kompromiß, mit dem wohl alle leben können. Ob der Direktor des Historischen Museums damit einverstanden ist, interessiert nicht mehr, so lange die Kulturdezernentin eine Lösung im Kulturamt organisiert und Achim Frenz hat keinen Rechtsanspruch auf ein auch verwaltungstechnisch eigenes Museum. 

Natürlich geht es in der Sache ums Geld. Denn der Zwist zwischen dem Direktor des Historischen Museums und dem Caricatura - grün waren sich die Herren schon zuvor nicht - nahm ja Fahrt auf, als es um die städtischen Zuschüsse von 900 000 Euro für das Caricatura ging, die Frenz bisher nicht selbständig verwalten, also ausgeben konnte. Vor allem der Ankauf neuer Werke war behindert, d.h. unmöglich geworden, sagte Frenz. Zudem ist die komische Kunst durchaus attraktiv und die Besucherzahlen sehr gut, was die Einnahmen steigerte, von denen Frenz, d.h. sein Museum dann nichts hatten. Das wird nun anders werden, zudem Frenz einen weiteren Kurator als Mitarbeiter erhält.

„Mit dieser Neuregelung möchte ich die künstlerische Autonomie des Hauses stärken. Damit bietet sich dem Museum die Chance, seine Sammlung zu erweitern und das Haus weiterzuentwickeln. Ich freue mich sehr, dass alle Beteiligten an dieser guten Lösung mitgewirkt haben“, sagt Kulturdezernentin Hartwig. Wir glauben allerdings, daß es zu dieser Lösung aufgrund des Einsatzes von Claus Wisser gekommen ist. Der ist oft Retter in der Not, wenn sowohl Geld wie auch persönliche Autorität gesucht wird und hat trotz vieler Aufgaben, wie den Schatzmeister des Rheingau-Musik-Festival zu geben, noch Kapazitäten frei. Denn es heißt in der Erklärung der Kulturdezernentin: "Zusätzlich übernimmt Claus Wisser, Unternehmer und Kunstmäzen, ab dem kommenden Jahr den Vorsitz im Kuratorium des Hauses und wird dem Museum auf seinem weiteren Weg fördernd zur Seite stehen." Das finden wir richtig gut. Er folgt übrigens auf Hilmar Kopper, ehemals Deutsche Bank, der in den Beisitz wechselt.

Oberbürgermeister Peter Feldmann begrüßt auf jeden Fall die neue Aufstellung und wird inhaltlich: „Ich freue mich, dass die Kulturdezernentin das Caricatura stärkt – und damit eine Tradition, die in Frankfurt seit vierzig Jahren durch die Titanic wachgehalten wird, die aber tiefer reicht, bis in die Zeit von Friedrich Stoltze und die Paulskirchen-Revolution. Frankfurt ist die Hauptstadt der Satire.“

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