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Kategorie: Heimspiel
a weltkulturenVollständiges Programm des Weltkulturen Museums zum Museumuferfest 2019

Helga Faber

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Wir bringen die Informationen über Veranstaltungen in einigen, ausgewählten Stätten. Gerade das Weltkulturenmuseum ist ein Stiefkind in der Geschichte der Frankfurter Museen, weil an seinem Nichtbau, also der Verweigerung, endlich ein eigenständiges Museum zu bauen, damit die umfangreiche Sammlung zu sehen ist, Anfang der Neunziger Jahre der schwere Schnitt in die Kulturlandschaft zu erkennen ist. Es sollte der Anfang des finanziellen Rückbaus der Kulturausgaben der Stadt Frankfurt sein, die bis heute die deutsche Stadt ist, die pro Einwohner den höchsten Geldbetrag für Kultur aufbringt.

Zwar ist das geplante Museum damals nicht gebaut worden. Aber der Kampf darum hatte gleichzeitig bedeutet, daß danach keine weiteren Einbußen im Bereich KULTUR erfolgten. Nach wie vor ist das Weltkulturenmuseum, das damals Völkerkundemuseum hieß, in den drei feinen, aber kleinen Villen am Main zu Hause, mit dem traumhaft schönen Park, der in das Museum für Angewandte Kunst übergeht. Denn Museumsuferfest heißt das Ereignis zu Recht, denn hier reiht sich ein Museum ans andere. Die Idee des verstorbenen Patrons Frankfurter Kultur: des Kulturdezernenten Hilmar Hoffmann.

Zum Museum und dem Museumsuferfest

In der Ausstellung „Grey is the new Pink - Momentaufnahmen des Alterns“ (bis 1.9.2019) sind Raymond Sagapoluteles Fotoarbeiten „Siva Samoa“ und „Poly Swag“ zu sehen. Sie zeigen seine inzwischen verstorbene Mutter Ruta Sagapolute und seine Schwester Ufitia Sagapolute tanzend.

Die Termine im Überblick:
Freitag, 23. August bis Sonntag, 25. August
Museumsuferfest

Samstag, 24. August, 15 Uhr
„Künstlergespräch und Führung“
Mit Raymond Sagapolutele (Auckland, Neuseeland) und Matthias Claudius Hofmann (Kustos Ozeanien)
In englischer Sprache
Eintritt mit Museumsufer-Button
Weltkulturen Museum, Schaumainkai 29

Sonntag, 25. August, 17 Uhr
„Tofa Si O’u Tina – Farewell to my Mother“
Zeremonielle samoanische Tanz-Performance
Mit Raymond und Ufitia Sagapolutele, Lyncia Muller und Natalia Ioane
Eintritt mit Museumsufer-Button
Weltkulturen Museum, Schaumainkai 29


Künstlergespräch und Performance während des Museumsuferfestes
Freitag 23. bis Sonntag 25. August 2019


Zum Ende der Ausstellung „Grey is the new Pink – Momentaufnahmen des Alterns“ kehrt Raymond Sagapolutele zum Anlass des diesjährigen Museumsuferfestes (23. bis 25. August 2019) gemeinsam mit seiner Schwester Ufitia an das Weltkulturen Museum nach Frankfurt zurück.

Am Samstag, den 24. August, um 15 Uhr gibt der neuseeländisch-samoanische Fotokünstler Raymond Sagapolutele einen Einblicke in seinen Schaffensprozess und erzählt welche persönlichen Bedeutungen seine Arbeiten „Siva Samoa“ und „Poly Swag“ für ihn und seine Familie haben. Anschließend stellen er und Matthias Claudius Hofmann Objekte aus der Ozeanien-Sammlung vor.

In einer zeremoniellen Tanzperformance am Sonntag, den 25. August, um 17 Uhr werden sich Raymond und Ufitia Sagapolutele von ihrer Mutter sowie von der Ausstellung rituell verabschieden.
Für die zeremonielle Verabschiedung und Respektsbezeugung gegenüber ihrer Mutter Ruta Sagapolute hat Ufitia einen traditionellen „Siva Samoa“ in einer zeitgenössischen Form choreographiert, die sie unterstützt von den zwei Tänzerinnen Lyncia Muller und Natalia Ioane in den Ausstellungsräumen des Weltkulturen Museums aufführen wird. Diese Performance soll in der Verbindung der traditionellen Tanzform der Mutter mit der modernen Form des zeitgenössischen Tanzes der Tochter eine Hommage an die Mutter und das gemeinsame kulturelle Erbe sein.

Die Fotokunst des Bruders wird in der Tanzdarbietung der Schwester zur Performance-Kunst. Das Erbe der Mutter wird so von ihren Kindern künstlerisch aufgenommen und weiterentwickelt.

Über das Projekt mit Mutter und Schwester sowie den Tänzerinnen Lyncia Muller und Natalia Ioane sagt der Fotokünstler:

„Dieses Projekt ist für mich die Vollendung eines Zyklus der mit dem Siva Samoa meiner Mutter begann und nun mit der Tanz-Performance meiner Schwester als eine Hommage an unsere Mutter und unser gemeinsames kulturelles Erbe durch Ufitias Weiterentwicklung des Tanzes unserer Mutter in einer zeitgenössischen Siva Samoa-Form endet.“ (Raymond Sagapolute, 2019)

Der Respekt gegenüber den Vorfahren und das Ringen um kulturelle Identität als Pacific Islander in der Diaspora werden in dieser zeremoniellen Tanzperformance zum Ausdruck gebracht. Zugleich wird der verstorbenen Mutter von Raymond und Ufitia Sagapolutele gedacht, deren letzte Aufnahme „Siva Samoa“ sie tanzend zeigt und in der Ausstellung „Grey is the new Pink“ zu sehen ist.


Zum Werk in der Ausstellung

Die in der Ausstellung gezeigten 2012 entstandenen Fotoarbeiten des in Auckland, Neuseeland lebenden samoanischen Künstlers Raymond Sagapolutele zeigen Mutter und Schwester jeweils beim Tanzen eines traditionellen samoanischen Tanzes – des Siva Samoa. Die Werke reflektieren u.a. die Unterschiede zwischen traditionellem samoanischem Tanz und zeitgenössischer urbaner Tanzkultur von Samoanerinnen in der neuseeländischen Migration. Während die Mutter Ruta Sagapolutele die traditionelle Tanzart präsentiert, bezieht die Tochter Ufitia Sagapolutele in „Poly Swag“ moderne aus dem Hip-Hop entlehnte Tanzelemente mit ein. Die Bilder dokumentieren die Wissensweitergabe innerhalb einer Familie, unterstreichen aber auch die eigene Interpretationsfreiheit der neuen Generation.

Raymond Sagapolutele, Ausschnitt Serie „Siva Samoa“
mit Ruta Sagapolutele 2012, Eigentum des Künstlers

Raymond Sagapolutele, Ausschnitt Serie „Poly Swag“ mit
Ufitia Sagapolutele, 2012, Eigentum des Künstlers

Darüber hinaus erhielt die Fotoarbeit noch eine stärkere persönliche Bedeutung für den Künstler und seine Familie, nachdem drei Monate nach Fertigstellung von „Siva Samoa“ Sagapoluteles Mutter verstarb. Das Werk ist daher auch als eine Hommage an seine Mutter zu verstehen.

„Das Altern ist nichts, vor dem wir uns fürchten. Unsere Älteren betrachten wir immer als eine Quelle von Wissen und Brauchtum und als lebendige Verbindung zu unseren Vorfahren und unserer Tradition.“ (Raymond Sagapolutele, 2018)

Beteiligte:
RAYMOND SAGAPOLUTELE, ist ein in Neuseeland geborener samoanischer Künstler und Fotograf und Mitglied des Graffiti-Kollektivs TMD. Er lebt und arbeitet in Auckland, Neuseeland.
UFITIA 'TIA' SAGAPOLUTELE, Tänzerin, Choreographin und Produzentin mit einem Background in Hip-Hop.  Sie arbeitet zurzeit als Projektkoordinatorin für Dance Aotearoa New Zealand (DANZ).
LYNCIA MULLER, Tänzerin mit starkem Schwerpunkt auf traditionellem pazifischem Tanz, Hip-Hop und zeitgenössischem Tanz.

Foto:
Tanzprobe zu „Tofa Si O’u Tina – Farewell to my Mother“
mit Lyncia Muller, Ufitia Sagapolutele und Natalia Ioane (von links nach rechts).
©Raymond Sagapolutele, 2019
NATALIA IOANA, Tänzerin mit Spezialisierung auf traditionellen samoanischen Tanz, wie Siva Samoa, Taualuga und Sasa