E witsel und SilvaNach zwei Niederlagen und zwei Mal Rückstand erkämpft sich das Hütter Team ein verdientes 2:2 gegen Borussia Dortmund, SPIELBERICHT

Claudia Schubert

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – 88. Minute beim Stand von 1:2 für Dortmund, das hieße die dritte Niederlage innerhalb von einer Woche: nach der Blamage in Augsburg, wo die Eintracht grottenschlecht spielte, nach dem eigentlich guten Spiel gegen Arsenal, das deren abgezockte Spieler souverän in ein 0:3 verwandelten, nun die nächste Niederlage gegen den durchaus ehrenwerten und im Großen und Ganzen 'höher' angesiedelten BvB...Nein, da war der Fußballgott vor und verlieh Daichi Kamada einen eleganten Spritzer ins Tor, der dann auch noch durch den Fuß des Dortmunder Thomas Delaney endgültig richtig zum Ausgleich 2.2 landete.

Dazu ist eigentlich nicht viel zu sagen, denn insgesamt waren die Dortmunder die viel bessere Mannschaft, eleganter, variationsreicher, einfach spielstärker, aber mental falsch gewickelt. Wenn dann nachher ein Mentalitätsproblem daraus gemacht wurde, kann man die Abwehr der Spieler schon verstehen, sich auch jetzt noch mit so was rumschlagen zu sollen, es ist auch der falsche Begriff, unserer Meinung nach. Aber es hat etwas mit dem Fühlen, dem Einschätzen, dem Reagieren auf Situationen zu tun, daß die Dortmunder Mannschaft nach dem frühen 0:1 in der 11. Minute durch Axel Witsel, der – schon wieder fällt einem der Begriff elegant ein – eine gut gespielte Vorlage von Thorgan Hazard eben elegant ins Tor brachte, daß also danach nicht das anstehende Halali stattfand, die Eintracht im eigenen Stadion gejagt wurde, auseinandergenommen, was zu dem Zeitpunkt sicher möglich gewesen wäre, sondern sich die Dortmunder wie Alte Herren bequem zurücklehnten, mit einer Arroganz, die einfach bestraft gehört, auch wenn das erst zweimal spät eintrat.

Andererseits wären wir vielleicht auch gelähmt und arrogant geworden, hätten wir gegen die Eintracht der ersten rund 35 Minuten gespielt. Da lief ja gar nichts, oder doch, wenn etwas lief, lief es falsch. Ein Fehler nach dem anderen, Abgeben ist auch eine Kunst, denn der Ball soll ja dem eigenen Spieler weitergeleitet werden. Was da aber teils abging, kann man eigentlich nur auf der Psychocouch eruieren. Mit Spitzenfußball, mit Gewinnenwollen hatte das auf der Seite der Eintracht nichts zu tun. Nach dem Ausgleich am Schluß wir nun eher besänftigend auf diese Leere der ersten Halbzeit geblickt, es wird alles auf das noch mangelnde Zusammenspiel der neu zusammengesetzten Mannschaft geschoben. Aber im Ernst, der Ausgleich darf nicht davon abhalten, sich die Wurzeln dieses Desasters im Eintrachtkreis auf den Videos noch einmal genau anzuschauen. Denn man muß daraus lernen, will man ernsthaft nach oben streben, wozu dieses Unentschieden eine kleine Treppe baute. Faktisch und emotional.

Das für die Eintracht eigentliche Ereignis, das ist, daß sie zweimal aus dem Rückstand wieder gleichzog. Beide Male nicht zwingend aus den Spielzügen heraus, sondern beide Male eher überraschend. So konnte man sich, als die Eintracht Ende der 1. Halbzeit zu spielen anfing, an Djibril Sow erfreuen, der uns beim Arsenalspiel den letzten Nerv geraubt hatte, so hilflos stand er herum und vor allem: gab jeden Ball zurück zum Tormann oder der Verteidigung. Jetzt spielte er nach vorne mit und als er in der 44. Minute eine richtig gute Vorlage lieferte, ergriff André Silva die Chance und machte bildschön sein erstes Tor in Frankfurt.

Und auch in der 2. Halbzeit änderte sich auf beiden Seiten wenig. Eintracht Frankfurt spielte endlich mit und Dortmund ließ es laufen, war dann mit dem 1:2 durch Jadon Sancho, der eine Vorlage von Witsel(Torschütze des 1. Tores) aufnahm und die Führung wieder für Dortmund herstellte.

Jeder im Stadion hielt nach weiterem Hin und Her die Partie für gegessen. Wieder verloren. Und dann das 2:2 . Siehe oben.

Überblickt man die Statistik, kann man das Ergebnis auch kaum verstehen. Denn die Dortmunder hatten 60 Prozent der Ballaktionen, Eintracht Frankfurt nur 40. Und auch alle anderen statistischen Größen sprechen für Dortmund – bis auf eine und um die geht es: die Torschüsse. Eintracht Frankfurt brauchte 17 für die zwei Tore, Dortmund 'nur' 15, aber das heißt ja auch, daß sie nicht stärker auf Sieg gespielt hatten, wozu Torschüsse nun einmal gehören. Und beim Lesen überkam unsereiner die Erinnerung, daß tatsächlich minuten-, d.h. zehnerminutenlang überhaupt kein Dortmunder auf das Eintrachttor schoß.

Und das hat nichts mit Mentalität, wohl aber mit Strategie und Taktik zu tun, woran die Dortmunder arbeiten müssen.

Foto:
André Silva versucht dem ballführenden Axel Witsel beizukommen, oft war es umgekehrt. Beide sind Torschützen, die sich gegenseitig das Leben schwer machen
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