Bildschirmfoto 2020 02 25 um 07.45.39Die Stadt Frankfurt erweitert ihre Respektkampagne

Roswitha Cousin

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Sicherheitsdezernent und Vorsitzender des Frankfurter Präventionsrats Markus Frank hält gegenseitigen Respekt für die wichtigste Grundlage für ein friedliches Zusammenleben in unserer Gesellschaft. Anlaß daran zu erinnern, daß die kleine Truppe der AfD, die es auch im Frankfurter Stadtparlament gibt, sich nicht entblödete, das Abhängen des gleichnamigen Schildes ihrerseits zu fordern, mit dem Respekt gegenüber allen Menschen und die Abkehr von Rassismus eingefordert wird. Doch nun wird es nicht bei Schildern an der Rathaustür belassen. 


Zusammen mit dem Polizeipräsidenten Gerhard Bereswill, dem Direktor der Branddirektion Karl-Heinz Frank und dem Vorsitzenden des DRK Bezirksverbandes Frankfurt und dem Sprecher für die Frankfurter Hilfsorganisationen Arbeiter-Samariter-Bund Frankfurt, Johanniter-Unfall-Hilfe Rhein-Main und dem Maltester Hilfsdienst Frankfurt wird die Erweiterung der Kampagne „Frankfurt zeigt RESPEKT. Für alle HELFENDEN. Jeden Tag“ vorgestellt.

Der Fokus wird dabei auf eine besondere Zielgruppe gelegt: auf die Helfenden bei der Polizei, der Stadtpolizei, der Feuerwehr und den Hilfsorganisationen. Drei neue Plakatmotive, auf denen jeweils eine Einsatzkraft der Polizei, der Feuerwehr und der Rettungsdienste zu sehen sind, bilden die Erweiterung der bislang acht verschiedenen Plakatmotive. Außerdem werden ab sofort Aufkleber mit der Aufschrift „Respekt ist keine Einbahnstrasse“ auf einigen Dienstkraftfahrzeugen zu sehen sein und auch diese Fahrzeuge werden entsprechend vorgestellt.

Zu den Gründen: Die Zahl der Einsätze, bei denen die Einsatzkräfte von Betroffenen und Passanten behindert und beschimpft werden oder Respektlosigkeiten erleben, nehmen zu. Belastbare Zahlen darüber gibt es nur wenige, da viele Vorkommnisse dann doch in der Anspannung der Einsätze in den Hintergrund treten, nicht angezeigt werden und dadurch keinen Eingang in die Statistiken finden. Dennoch ist der Trend zu mehr Respektlosigkeit zu erkennen.

Häufig sind die, die sich gegenüber den Einsatzkräften respektlos und aggressiv zeigen oder Einsätze sogar behindern, aus verschiedensten Gründen nicht mit den Maßnahmen der Einsatzkräfte einverstanden. Oft spielen Alkoholeinfluss oder emotionale Ausnahmesituationen, in denen sie sich befinden, eine Rolle bei ihrem Verhalten. Dabei verkennen die Störer die Lage, dass im Notfall kein Aufschub geduldet werden kann, um Leben zu retten und Gesundheit zu erhalten.

Sollte es Anlass zur Klage geben, kann dies im Nachhinein in rechtlichen Schritten geklärt werden – nicht aber in der akuten Notfallsituation, da die Eingreifenden dadurch andere gefährden und sich eventuell selbst strafbar machen.

Die neuen Plakate werden in den nächsten Wochen im Stadtbild zu sehen sein. Die Ströer Deutsche Städte Medien GmbH hat dafür zum Selbstkostenpreis Werbeflächen auf Litfaßsäulen, auf City-Light-Boards und in den Straßenbahnen zur Verfügung gestellt. Kreiert wurden die Motive von der Werbeagentur OPAK.

Zum Polizeipräsidium Frankfurt am Main

Polizeipräsident Gerhard Bereswill erläutert, dass es in den letzten Jahren immer öfter vorkomme, dass sich Personen gegenüber Polizisten oder Rettungskräften respektlos verhalten, diese beleidigen, beschimpfen, bei ihrer Arbeit behindern oder sogar angreifen. Neueste Studien belegen, dass über 90 Prozent aller Polizeibeamten Hessens in der Ausübung des Dienstes verbal beleidigt wurden. Über zehn Prozent seien sogar Opfer von versuchten Tötungsdelikten geworden. „Die erweiterte ‚Respekt‘-Kampagne des Präventionsrates ist ein unglaublich wichtiger Baustein, unserer Stadtgesellschaft einen Anstoß zu geben, sich der unbedingten Notwendigkeit eines funktionierenden Helfer-Systems bewusst zu werden und wahrhaft ‚pfleglich‘ mit seinen Helfenden umzugehen“, sagt er.

Zur Branddirektion Frankfurt am Main

Die Frankfurter Feuerwehr hält die Kampagne „Frankfurt zeigt Respekt“ ebenfalls für gut und wichtig. Auch in ihren Reihen gehört mittlerweile die Konfrontation mit Gewalt oder Respektlosigkeit zu oft zum Alltag. Das fängt vermeintlich banal an mit Beleidigungen am Telefon in der Zentralen Leitstelle, wo die Notrufe eingehen, und endet auch hier mit verbalen und tätlichen Übergriffen gegen Mitarbeiter im Einsatz. Seit 2018 wird „Gewalt im Einsatz“ gesondert dokumentiert. Im Laufe des vergangenen Jahres zählte die Berufsfeuerwehr knapp 60 kritische Vorfälle.

Was der Feuerwehr aber auch zu schaffen macht – und mithin gravierende Konsequenzen hat – ist mangelnder Respekt im Straßenverkehr. Einsatzfahrzeuge werden nicht zügig durchgelassen, Feuerwehrzufahrten oder Straßenecken sind zugeparkt. „Manche scheinen sich nicht bewusst zu machen, welchen Auftrag wir eigentlich haben“, stellt der Direktor der Branddirektion Karl-Heinz Frank fest. „Diesen Mitbürgern ist offenbar nicht klar, dass ihr Verhalten dazu führen kann, dass wir entscheidende Minuten verlieren und es auch mal Menschen treffen könnte, die einem selbst sehr nahestehen.“

Die Feuerwehr hat jenseits der Erfassung von Übergriffen folgende Konsequenzen für sich gezogen: Der eigens geschaffene Arbeitskreis Bedrohungsmanagement berät Mitarbeiter nach belastenden Vorfällen und weist – wenn nötig – auf externe, weiterführende Angebote hin. Einsatzkräfte können sich aber auch an entsprechend geschulte, so genannte Kollegiale Ansprechpartner auf jeder der zwölf Feuer- und Rettungswachen im Stadtgebiet wenden. Andererseits werden auch Techniken der Deeskalation sukzessive in Aus- und Fortbildungskonzepte eingebaut. „Deeskalieren heißt unter Umständen auch, dass wir unser Verhalten vor Ort manchmal mehr erklären müssen. Verständnis erleichtert in der Regel Respekt“, erklärt Frank.

Zu den beteiligten Frankfurter Hilfsorganisationen

Verbale Angriffe auf Rettungskräfte häufen sich. Die Mitarbeiter werden dafür bereits seit einigen Jahren entsprechend geschult in sogenannten Deeskalationsmaßnahmen. Trotzdem sehen sie sich immer wieder in der Situation, dass ihnen und ihrer Arbeit wenig Respekt entgegengebracht wird. Sie werden von Passanten, Umstehenden und nicht am Einsatz beteiligten Personen verbal angegangen, was sie häufig zunächst daran hindert, ihre Arbeit auszuüben, und sie den Hilfe benötigenden Menschen nicht sofort versorgen können. Der abnehmende Respekt, mit dem sich die Mitarbeiter im Rettungsdienst täglich auseinandersetzen müssen, ist besorgniserregend. „Es ist wichtig, dass wir alle zusammen darauf aufmerksam machen, dass die Menschen im Einsatz – ob bei der Polizei, bei der Feuerwehr oder im Rettungsdienst – mehr Respekt für ihre Arbeit verdient haben. Darum unterstützen die Frankfurter Hilfsorganisationen diese Plakataktion“, sagt Achim Vandreike, Vorsitzender des DRK Bezirksverbandes Frankfurt, für die Frankfurter Hilfsorganisationen.

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©epd-bild/Michael Faust