Bildschirmfoto 2020 03 29 um 23.40.55Timothy Chandler berichtet an seinem Ehrentag von seinem Alltag, Hilfsmöglichkeiten und Hoffnungen

Redaktion

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Am 29. März 1990 kam Timothy Chandler in Frankfurt auf die Welt. Aufgewachsen ist er in der Wetterau, das Rhein-Main-Gebiet hat der Deutsch-Amerikaner nur für sein Intermezzo beim 1. FC Nürnberg zwischen 2010 bis 2014 verlassen. Exakt 30 Jahre später stellt sich Chandler am Sonntagvormittag am Telefon den Fragen der Medienvertreter, die sich ein wenig gedulden müssen.


„Bitte entschuldigt, meine Familie hat mir grade von der Straße aus ein Ständchen gesungen und wir haben auf dem Balkon unserer Wohnung zugehört“, begrüßt ein hörbar entspannter und wie immer gut gelaunter Chandler die Runde, die der Außenverteidiger mit der ersten Antwort gleich zum Lachen bringt. Denn nach den Plänen für den heutigen Tag gefragt, antwortet er trocken: „Ich bleibe heute einfach mal zuhause.“ Die 14-tägige häusliche Quarantäne dauert bei ihm noch bis Donnerstag an. Danach spricht Chandler über seine Vaterfreuden, seine Kontakte in die USA und auf was er sich nach Ende der Corona-Pandemie freut.

Timothy Chandler über ...

... den Verlauf seines Geburtstags: Ich bleibe heute mal zuhause (lacht). Heute Mittag essen wir Kuchen. Das Trainingsprogramm ziehe ich wie gewohnt durch. Meistens trainiere ich, wenn meine Tochter schläft. Oder ich beziehe sie ins Programm ein.

... die häusliche Quarantäne: Bei uns ist immer was los, hier bekommt keiner einen Lagerkoller. Wir genießen die Zeit zu dritt, das gibt Kraft. Meine Tochter ist jung, ich kann mit ihr aufstehen und sie ins Bett bringen. Wir spielen viel, auf dem Balkon habe ich einen kleinen Spielplatz für sie gebaut. Der war natürlich bei dem schönen Wetter in den vergangenen Tagen sehr gefragt. Ich versuche immer positiv zu denken, um meine gute Laune zu behalten. Natürlich ist die Situation schwierig, aber wir müssen das Beste draus machen.

... den Fußball, der aktuell fehlt: Wir können nicht das machen, was wir lieben. Natürlich sitze ich jeden Tag auf dem Fahrrad und habe in der Wohnung mal den Ball am Fuß. Aber auf dem Rasen zu stehen ist schon etwas anderes. Ein ganz anderes, natürlich besseres Gefühl. Wir können aktuell nur abwarten und müssen Geduld haben. Ich versuche, klar und positiv zu bleiben und hoffe das Beste für die Gesundheit aller Menschen. Wie das Training dann irgendwann aussieht, müssen wir sehen. Im Moment schaue ich mir gerne alte Spiele von uns oder Tore von mir an. Das ist schön zu sehen und motiviert mich.

... den Austausch innerhalb der Mannschaft: Die Kommunikation aus der Kabine fehlt natürlich. Wir sind aber immer vernetzt, insbesondere mit Goncalo und Johnny telefoniere ich jeden Tag über FaceTime.

... die aktuelle Situation: Ich hoffe, dass wir bald wieder in den normalen Alltag kommen und die Menschen normaler leben können. Und dass alle gesund sind, das ist wichtig. Dann kommt erst der Fußball. Vielleicht findet auch ein Umdenken in der Gesellschaft statt, ein anderes Bewusstsein für die Gesundheit. Man weiß es in Zukunft mehr zu schätzen, gesund zu sein.

... die Lage in den USA: Ich bin erstaunt, wie schnell es ging, dass die USA in der Liste der Infiziertenzahl auf den ersten Platz gekommen ist. Vielleicht haben sie die Situation unterschätzt. Ich hoffe, dass sie nun die Ausbreitung des Virus in den Griff bekommen und auch dort irgendwann wieder Normalität herrscht. Ich habe Kontakt zu meinem Nationalmannschaftskollegen Jozy Altidore, der

... seine Möglichkeiten, anderen zu helfen: Als ich noch nicht in Quarantäne war, habe ich einer älteren Frau, die über uns wohnt, angeboten, für sie einkaufen zu gehen. Ich habe Lebensmittel an die Tafel gespendet. Ich versuche zu helfen, wie es möglich ist.

... seine Vorfreude auf den „Alltag“: Auf dem Rasen mit den Jungs trainieren bei herrlichem Wetter in der Sonne, die volle Commerzbank-Arena erleben, mit den Familien und Kindern rauszugehen, spazieren gehen und einen Kaffee unterwegs trinken – da freue ich mich sehr drauf.

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