Liebe ist Abstand Zettel copyright Historisches Museum FrankfurtWie werden wir uns in Frankfurt an die Corona-Pandemie erinnern? Was ist uns in Frankfurt wichtig (gewesen) in dieser Situation?

Lena Lustig

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Wir leben in historischen Zeiten. Wenn man sich die derzeitige Situation überlegt, die, wie noch nie die Bevölkerung in ihre eigenen Wohnungen schickt, so kann man dies mit keinem Vorgang in der Nachkriegsgeschichte vergleichen. Große Umbrüche brachten sowohl die 68er Bewegung und der Anscluß 1989/90, die wir nicht gerne Wiedervereinigung nennen, weil dies nicht stimmt, da es eine Übernahme eines Staates durch einen anderen war.

Für die DDR waren sowohl der Aufstand 1953, wie auch der Mauerbau 1963 wichtige Ereignisse, in Westdeutschland gab es verschiedene Skandale, die immer wieder mit dem Namen Strauß verbunden waren, Tschernobyl war ein europäischer Problem, aber eine solche öffentliche Ausnahmesituation wie wir es mit dem  Coronavirus durchleiden, gab es noch nie. Ein aufmerksamer Zeitgenosse und erst recht die historische Zunft, seien es Wissenschaftler an der Uni oder Museumsleute. Solche aufmerksamen gibt es in Frankfurt. Deshalb bittet, um diese Zeit in der Stadtgeschichte festzuschreiben,  das Historische Museum die Stadtgesellschaft, gemeinsam zu sammeln: Bilder, Texte, Audios, Videos, Fotos, Objekte und Geschichten.

Da im Augenblick nur in digitaler Form gesammelt werden kann, sucht das HMF beispielsweise Fotos der besonderen Zettel und Schilder, die überall aushängen; oder Fotos vom selbstgenähten Mundschutz, oder von der Einkaufstasche, mit der man für die Nachbarin eingekauft hat. Vieles ist denkbar – auch Fotos des derzeitigen Familienlebens. Wie sieht der Schulalltag zuhause aus? Vielleicht wird gerade viel gespielt? Welches Spiel wird etwa kreativ für die aktuelle Situation umgestaltet?

Bilder, die den Alltag in Quarantäne beschreiben, können per Mail an das Museum geschickt werden, zusammen mit der dazugehörigen Geschichte. Regelmäßig wird das HMF die Einsendungen veröffentlichen, auch über die sozialen Kanäle. Das bedeutet, dass mit der Zusendung von Geschichten und Bildmaterial auch die Zustimmung zur Veröffentlichung verknüpft ist. Welche Objekte schließlich in die Museumssammlung aufgenommen werden, entscheidet das Museum zu einem späteren Zeitpunkt.

Auch im „Stadtlabor digital“ können Nutzer ihre Erlebnisse erzählen und ihre Bilder teilen. Auf der Seite https://historisches-museum-frankfurt.de/stadtlabor-digital gibt es bereits die Kategorie „corona“. Auf der Frankfurt-Karte werden selbstproduzierte Audio-, Video-, Bild-, und Textbeiträge hochgeladen und mit der Community geteilt. Es entsteht eine wachsende, kollaborative Sammlung von Frankfurt-Wissen, das erfahrbar macht, wie Menschen mit der jetzigen Situation umgehen.


Foto:
„Liebe ist Abstand“ steht auf vielen Zetteln, die in der Stadt aufgehängt wurden
©hmf

Info:
Ansprechpartnerinnen für den Sammlungsaufruf
Nina Gorgus, Kuratorin für die Sammlungen Spielzeug, Alltagskultur und Haushalt II (ab 1880), Kindheits- und Jugendkultur
Dorothee Linnemann, Kuratorin für die grafische Sammlung, Fotografie, Medien und Kommunikation
 Historisches Museum Frankfurt |
www.historisches-museum-frankfurt.de
069 21235599