E dannyDer Eintrachtspieler gibt eine Pressekonferenz 

Eintracht

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - In der Presserunde erzählt Danny da Costa von seinem Besuch in der Uniklinik, teilt seine Gedanken zu einer möglichen Saisonfortsetzung und schildert die neue Trainingssituation.

Danny da Costa über...

...die aktuelle Situation: Zuerst einmal sind wir alle von der Coronakrise betroffen und müssen uns an die Regeln und Vorgaben halten. Wenn ich aber auf mich und meinen Job schaue, dann gibt es natürlich ein paar Unterschiede zu früher. Beispielsweise haben wir dieses Mannschaftsgefühl in der Kabine nicht mehr, da wir momentan nur zu zweit trainieren können. Abgesehen davon hat man auf einmal Zeit, die man in der Form sonst nicht hat. So kann ich zum Beispiel diversen Interviewanfragen nachgehen. Insgesamt ist die Situation natürlich nicht schön, aber man muss trotzdem versuchen, das Positive zu sehen.

...seinen Besuch im Universitätsklinikum: Ich war sehr beeindruckt von den Dingen, die ich sehen durfte und, die mir erzählt wurden. Für mich war es sehr lehrreich, mit den Menschen zu sprechen, die in vorderster Front gegen das Virus kämpfen und versuchen, den Betroffenen bestmöglich zu helfen. In dem Moment sieht man auch als Fußballer, wie klein die eigenen Probleme eigentlich sind und, dass es Wichtigeres gibt als den Sport. Die Gesundheit jedes Einzelnen steht an oberster Stelle. Es war sehr aufschlussreich, zu sehen, wie das Virus auch die Psyche betreffen kann. Ich war auch vorher kein abgehobener Typ, aber dieser Besuch hat mich noch ein Stück weit mehr geerdet.

...Vorsichtsmaßnahmen: Ich wasche mir sehr gründlich die Hände und achte allgemein noch mehr auf meine Hygiene. Ich persönlich trage keine Schutzmaske, aber das liegt daran, dass ich privat momentan eigentlich gar nicht aus dem Haus gehe. Ich bin zwar ab und an mit dem Hund im Wald oder auf dem Feld, aber da achte ich sehr darauf, dass ich nicht mit Menschen in Kontakt komme. Das Einkaufen übernehme ich derzeit auch nicht selbst – ich versuche, so verantwortungsvoll wie möglich mit der Situation umzugehen. Bei meinem Besuch in der Uniklinik habe ich aber selbstverständlich eine Schutzmaske getragen. Und da es ab Montag verpflichtend ist, werde ich demnächst nicht mehr ohne Maske aus dem Haus gehen.

...neue Talente: Ich habe einen Welpen zu Hause, der eigentlich in die Hundeschule müsste. Da diese momentan geschlossen ist, musste ich ein wenig improvisieren. Zum Glück gibt es im Internet genügend Tipps für die Hundeerziehung. Ich hoffe, dass ich die Zeit nutzen kann, um am Ende ein ausgewiesener Trainer für meinen Welpen zu sein.

...die Spielpause: Gerade am Ende der vergangenen Saison hat man gespürt, dass der Kopf nicht mehr ganz so frisch war wie zu Beginn. Ich denke, das ist ganz normal, aber es sollte nicht zu extrem werden. In dieser Hinsicht tut uns diese Zwangspause vielleicht auch gut, um nach den ganzen Spielen mal runterzukommen und alles zu verarbeiten. Viele Spiele laufen aktuell immer mal wieder im Fernsehen und es ist schon sehr beeindruckend, das noch einmal zu sehen. Es ist sehr schade, dass man in der Saison kaum die Zeit findet, um die ganzen Erlebnisse, Spiele und Siege so richtig zu genießen, weil alles Schlag auf Schlag geht. In der vergangenen Saison haben wir ein Wahnsinnsspiel in London abgeliefert und nach dem Ausscheiden hatten wir gar keine Möglichkeit zu trauern, weil es drei Tage später in der Bundesliga weiterging. Auch in dieser Saison konnten wir uns nach der gelungenen Europa League-Qualifikation gar nicht richtig freuen, weil wir sofort wieder gefordert waren. Jetzt kann man das alles noch einmal in Ruhe verarbeiten.

...die Positionsthematik: Ich bin gelernter Rechtsverteidiger und sehe mich selbst nicht als offensiver Mittelfeldspieler. Klar kann man sich daran gewöhnen und sich anpassen, aber grundsätzlich sind es zwei verschiedene Positionen. Ich war aber nicht überrascht davon, dass im Sommer kein neuer Spieler verpflichtet wurde. Die Verantwortlichen bei der Eintracht machen sich immer ihre Gedanken und auch wir Spieler merken, dass wir einen sehr breit aufgestellten Kader haben.

...seinen Fitnessstand: Fit bin ich auf jeden Fall! Im Grunde haben wir nicht wirklich pausiert, da wir auch zu Hause trainiert haben. Als wir das Haus wieder verlassen durften, konnten wir auch laufen gehen. Körperlich bin ich in einer guten Verfassung. Trotzdem merkt man natürlich, dass die muskuläre Beanspruchung bei Übungen im Ausdauerbereich eine andere ist. Auch wenn wir aktuell keine Zweikämpfe trainieren können, versuchen wir dennoch, uns bestmöglich auf den Zeitpunkt der Saisonfortsetzung vorzubereiten.

...persönliche Chancen: Ich denke schon, dass das auch für mich ein Neustart sein kann. Natürlich sind wir nicht im Training und ich kann mich nicht in Zweikämpfe reinhauen oder mich besonders anbieten. Wenn der Zeitpunkt kommt und wir wieder mit der gesamten Mannschaft trainieren, dann kann ich mich zeigen. Ich bin positiv gestimmt, dass ich wieder um meinen Platz kämpfen kann.

...die neue Trainingssituation: Wir mussten uns umstellen und uns den Umständen und Vorschriften anpassen. Das haben wir als gesamtes Team sehr gut gemacht, aber das ist in keiner Weise vergleichbar mit dem normalen Alltag. Bei manchen Spielern habe ich das Gefühl, dass man sie ganz dringend wieder auf die Menschheit loslassen sollte, da sie sonst komplett den Verstand verlieren (lacht). Wir haben trotz der Situation Spaß am Training und es ist schön, dass sich das nicht ändert.

...eine Fortsetzung der Saison: Es wird immer wieder Kritik aufkommen. Die eine Seite wartet sehnsüchtig darauf, dass endlich wieder Fußball gespielt wird und die andere Seite ist gegen eine Fortsetzung. Ich würde es nicht „Sonderrolle“ nennen, denn man versucht, ähnlich wie in anderen Unternehmen, eine Möglichkeit zu finden, seinen Jobs wieder nachzugehen. Ich denke, dass die Verantwortlichen alles daran setzen werden, dass eine Fortsetzung ohne Probleme gewährleistet werden kann. Trotzdem gibt es dafür leider keine Garantie. Wir warten auch immer darauf, dass es neue Informationen gibt, die Hoffnung machen. Wenn es nicht möglich sein wird, die Saison fortzusetzen, dann wird es auch von uns nicht auf Teufel komm raus umgesetzt.

...mögliche Szenarien: Ich kann nicht sagen, ob es sinnvoll wäre, alle Mannschaften bis zum Ende der Saison in einem Hotel unterzubringen. Mir persönlich würde es auf jeden Fall extrem schwerfallen, die nächsten Wochen in einem Hotel verbringen zu müssen und meine Familie nicht sehen zu können.

...Spiele ohne Zuschauer: Ich hoffe, dass es für uns kein Nachteil sein wird. Es ist kein Geheimnis, dass es etwas ganz Besonderes ist, in Frankfurt zu spielen. Diese Atmosphäre ist einmalig und kann auf einige Gegner oder Spieler auch einschüchternd wirken. Trotzdem müssen wir uns mit der aktuellen Situation arrangieren, genau wie alle anderen Vereine. Ich bin mir sicher, dass wir es hinbekommen, uns mental voll darauf einzustellen und auf dem Platz jeden einzelnen Meter zu gehen, auch wenn wir leider auf die Unterstützung unserer Fans verzichten müssen.

...persönliche Vorbehalte: Ich denke nicht, dass uns das ausbremsen wird. Wenn entschieden wird, dass wir auf den Platz gehen und die Saison zu Ende spielen können, dann hat das seine guten Gründe. Für mich persönlich ist es selbstverständlich, dass ich meinen Aufgaben zu 100 Prozent nachgehe, wenn ich auf dem Feld stehe. Dann werde ich mir auch keine Gedanken darüber machen, ob ich lieber Abstand halten sollte.

...seinen positiven Anker: Es macht mich glücklich, dass alle Menschen, die mir wichtig sind, gut dastehen und keiner vom Virus betroffen ist. Ich kann gerade sehr viel Zeit mit meiner Verlobten verbringen und habe Spaß daran, meinem Hund Sachen beizubringen. Ich glaube, dass sich jeder, der gesund ist, glücklich schätzen sollte.

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