Bildschirmfoto 2021 04 14 um 13.00.32Nächster Abgang bei Eintracht Frankfurt, der eigentlich der erste war

Claudia Schubert und Hartwig Handball

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Was soll man sagen? Es lag ja in der Luft: Eintracht Frankfurt Fußball AG und Sportvorstand Fredi Bobic haben sich über die vorzeitige Auflösung des bis zum 30. Juni 2023 laufenden Dienstvertrages mit Wirkung zum 31. Mai 2021 geeinigt. Über die Details wurde Stillschweigen vereinbart. Der 49-Jährige beendet damit seine Tätigkeit in Frankfurt eine Woche nach dem letzten Bundesligaspieltag der laufenden Saison, heißt es.

Aha, Stillschweigen wurde vereinbart. Da sind wir ja gespannt, wie lange das währt. Stillschweigen heißt ja hier, über die Ablösesumme kein Wort zu verlieren. Ursprünglich wollte Eintracht Frankfurt lockere 5 Millionen. Kann sein, daß sie nun, wo für Trainer Adi Hütter 7, 5 Millionen gezahlt werden, die ja Bobic im Vertrag für Hütter mitfestgeschrieben hatte, noch unter die Marke von 2, 5 Millionen, die gehandelt wurde, geruscht sind, sozusagen als Prämie für Bobic selbst, denn die Verhandlungen zwischen Eintracht und Hertha Berlin waren keine zwischen zwei Fußballvereinen, sondern die Verhandlungen mit der Eintracht führte ihr Sportvorstand persönlich, quasi gegen sich selbst. Das sind schon Verhältnisse, die so was von krumm sind, daß man sie kaum glauben mag.

Was die Sache erträglicher macht, ist, daß sich alle wie Profis verhalten, keine Schlammschlachten stattfanden. Die einen, die gehen, nehmen ihre Restaufgabe bei Eintracht Frankfurt ernst und bleiben glaubwürdig als Sachwalter ihres Amtes in Frankfurt bis zum letzten Tag, die anderen, die als Vorstände und als Mannschaft überleben, bleiben am Ball. Allerdings gilt das nur bis zum Samstag, wenn Eintracht Frankfurt auf Mönchen Gladbach trifft. Sollte dort kein Sieg erzielt werden und würden auch weitere Spiele den Bach runtergehen, dann wäre sozusagen die..., keine Iniurien! Aber klar, daß dann die Fans den Mund aufmachen, der bisher mangels Anwesenheit geschlossen ist. Dabei hat Noch-Trainer Hütter eindeutig die schlechteren Karten. Erstens ist der Weggang des Trainers für eine Mannschaft sehr viel wesentlicher als die eines Sportchefs, zweitens kann man bei Bobic überzeugende Argumente ins Feld führen. Er kam aus Berlin, wo bis heute seine Familie lebt. Daß ein Familienvater für Kinder wichtig ist, ist ein durchschlagendes Argument. Wenn dazu kommt, daß es nicht viele, eigentlich nur zwei Möglichkeiten gibt, nach Berlin zu wechseln, von denen Hertha die wahrscheinlichere war und ist, ist das zu verstehen. Diese Chance hatte Bobic vielleicht nur einmal.

Adi Hütter dagegen hat sich als Karrierist erwiesen. Wer für Mammon - als ob drei Millionen pro Jahr bei Eintracht Frankfurt nicht genug gewesen wären - in einer solchen Wohlfühlsituation, wie es Adi Hütter mit der Mannschaft in Frankfurt hatte, die zudem sich als die beste Bundesligamannschaft für das Jahr 2021 präsentiert, weggeht, zeigt, was ihm wichtig ist. Emotion auf jeden Fall nicht! Reisende soll man nicht aufhalten, aber einen solchen Abgang hätte ihm in Frankfurt niemand zugetraut. Er hat sozusagen verschissen. Übrigens nicht nur in Frankfurt. Solches Verhalten spricht sich herum. 

Und so lautet die heutige Presseerklärung von Eintracht Frankfurt: Philip Holzer, der Aufsichtsratsvorsitzende der Eintracht Frankfurt Fußball AG, dankt Fredi Bobic für sein großartiges Engagement in seiner fünfjährigen Amtszeit als Sportvorstand. Auch im Namen seiner Aufsichtsratskollegen betont Holzer nach der einvernehmlichen Trennung: „Fredi Bobic hat großen Anteil an einer zuletzt sportlich und wirtschaftlich erfolgreichen Eintracht-Zeit. Er hat durch viele kluge und gelungene Personalentscheidungen die Weichen für eine systematische Verbesserung des Profikaders gestellt und optimale Arbeit geleistet. Besonders anfangs hat er unter schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen für eine sportliche Neuorientierung gesorgt, damit auch einen wichtigen Stimmungsaufschwung im Umfeld des Traditionsvereins und bei seinen Fans ausgelöst. Nach intensiven Gesprächen in den vergangenen Tagen hat mir Fredi Bobic zugesichert, bis zu seinem Ausscheiden Ende Mai mit optimalem Einsatz für die Eintracht arbeiten, um sportlich das bestmögliche Ergebnis in der Spielzeit 2020/2021 zu erzielen. Für seine weitere berufliche Zukunft wünschen wir ihm alles Gute.“

Bobic äußerst nach dem Abschluss der Verhandlungen mit Holzer: „Ich blicke auf fünf großartige Jahre bei Eintracht Frankfurt zurück. Die in dieser Zeit realisierten Erfolge erfüllen mich mit Stolz. Wir haben viel verändert und viel geschaffen. Die Eintracht-Familie ist in den fünf Jahren enorm gewachsen. Mein besonderer Dank geht an meine Vorstandskollegen und alle Mitarbeiter aus dem Sport. Herausheben möchte ich die beiden Trainer Niko Kovac und Adi Hütter. Durch den Aufsichtsrat habe ich immer volle Rückendeckung empfunden, insbesondere vom heutigen Ehrenvorsitzenden Wolfgang Steubing und seinem Nachfolger als Aufsichtsratsvorsitzenden Philip Holzer, dem ich für die jederzeit professionelle Zusammenarbeit danke.“

Philip Holzer erklärt darüber hinaus zum weiteren Prozedere bei der Entscheidung über die Bobic-Nachfolge: „Angesichts der Tatsache, dass im Laufe unserer Gespräche über den Wunsch von Fredi Bobic nach einer vorzeitigen Vertragsauflösung eine Einigung zu erwarten war, haben wir bereits im Stillen an der Nachfolge gearbeitet und den Markt sondiert. Jetzt können wir konkrete Gespräche mit potentiellen Kandidaten für die Nachfolge von Fredi Bobic führen, ohne dass wir uns bei der Entscheidungsfindung zeitlich unter Druck setzen lassen. Der Verein ist aktuell in allen Bereichen bestens aufgestellt und gemeinsam mit dem AG-Vorstand wird der Aufsichtsrat alles daransetzen, den sportlich und wirtschaftlich erfolgreichen Kurs der vergangenen Jahre fortzusetzen. Über Zwischenstände unserer Beratungen und Verhandlungen werden wir öffentlich nicht informieren und somit auch keine Spekulationen kommentieren.“

Wenn übrigens immer von den Zweien, die gehen,  die Rede ist, wird vergessen, daß man von drei Abgängen sprechen muß, ausgerechnet den für die Mannschaft wichtigsten Männern! Denn im Vorfeld hatte als Erster Charly Hübner von seinem Ende als Sportdirektor gesprochen. Er geht in Rente. Das ist etwas anderes. Auch wenn sein Rentenalter ziemlich niedrig ist. Hat er das alles schon geahnt und wollte er sich nicht an neue Gesichter gewöhnen. Der Dauerbrenner Eintracht Frankfurt bleibt.

Das nächste Mal mehr vom Samstag aus Gladbach!

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