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Kategorie: Heimspiel
Fahrradausflug um 1900 Copyright ISG FFM Best. S7Voe Nr. 2299Institut für Stadtgeschichte digitalisiert stadthistorische Fotografien

Roswitha Cousin

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Wer hierzulande Aufnahmen von früher sucht, oder bestimmte haben will,  oder ein altes Gebäude oder eine hiesige Person sucht, der ist auf das Institut für Stadtgeschichte angewiesen, wo man auch außergewöhnliche Bitten in der Regel erfolgreich erledigt erhält. Mit einer Einschränkung. Die Fotos der alten Fotos sind sehr teuer. Deshalb ist es für eine Zeitung wie unsere, die für Fotos kaum Geld aufwenden kann,besonders interessant, von einer Digitalisierung zu hören, weil sie einhergeht mit der Hoffnung, die Fotos billiger beziehen zu können. Aber der wirkliche Grund der Freude ist die Aussicht, daß dann alle problemlos die alten Fotos im Internet betrachten können.

Eine Schnellzuglokomotive durchbrach im Hauptbahnhof Prellbock und Wand zum Speisesaal Copyright ISG FFM Best. S7Voe Nr. 02300Die Fotografien von Gottfried Vömel (1879-1959) bieten unschätzbare Einblicke in das Stadtbild und das Alltagsleben Frankfurts im frühen 20. Jahrhundert. Dank erfolgreich eingeworbener Fördermittel aus dem Programm Neustart Kultur der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien und der Deutschen Digitalen Bibliothek können Teile dieser fotografischen Sammlung des Instituts für Stadtgeschichte nun digitalisiert werden. „Ich freue mich sehr, dass diese wertvollen stadthistorischen Fotografien anschließend der Öffentlichkeit online zugänglich gemacht werden“, sagt Ina Hartwig, Dezernentin für Kultur und Wissenschaft. „Sie laden dazu ein, sich mit der Stadtgeschichte vor 100 Jahren zu befassen.“

Gottfried Voemel im Alter von zwanzig Jahren Copyright Institut fuer Stadtgeschichte ISG FFM Best. S7P Nr. 14788„Die Fotosammlung des Instituts für Stadtgeschichte umfasst mehr als zwei Millionen Frankfurter Bilder vom 19. Jahrhundert bis heute. Die Sammlung Gottfried Vömel ist einer unserer wichtigsten Fotografennachlässe“, stellt Archivdirektorin und stellvertretende Leiterin des Instituts für Stadtgeschichte, Alexandra Lutz, die Bedeutung des Bestandes heraus. Vömel wurde 1879 in Frankfurt geboren und gehörte zu einer Generation von Amateurfotografen, die bedingt durch die technische Weiterentwicklung zunehmendes Interesse an Dokumentaraufnahmen entwickelten. Erste Kenntnisse über die Grundlagen der Fotografie erwarb Vömel während eines Praktikums bei dem Fotografen und Verleger Karl Friedrich Fay in dessen 1877 gegründeter „Kunst-Anstalt für Fotografie und Lichtdruck“, die in Frankfurt vor allem für ihre architektonische Fotografie bekannt war. Nach seinem Chemiestudium führte Vömel 1908 zunächst die väterliche Fabrik für chirurgisches Nähmaterial fort und leistete 1917 militärischen Dienst im Ersten Weltkrieg. Von dort zurückgekehrt, nutzte er die Einkünfte aus der sich vergrößernden Fabrik Das Praeparatorenzimmer im alten Sneckenbergmuseum am Eschenheimer Tor Copyright ISG FFM Best. S7Voe Nr. 1229vorwiegend, um sich weiterhin der Fotografie zu widmen.


Aktiv fotografierte Vömel von 1900 bis 1944. Im Institut für Stadtgeschichte befindet sich heute das Plattenarchiv mit beinahe 4000 Aufnahmen, die das Stadtbild noch vor den baulichen Veränderungen während der Weimarer Republik zeigen. Die Motive der Sammlung umfassen Familien- und Gesellschaftsportraits, Architekturfotografie und dokumentieren Zeitereignisse. Vömel inszenierte seine Bilder kaum; sein Blick war eher geprägt von dem Wunsch, die gegebene Situation abzubilden. „Die Fotografien geben damit Einblicke in das Stadtbild und auch das Straßenleben einer rasant wachsenden Großstadt zu Beginn des 20. Jahrhunderts“, sagt Kristina Odenweller, Leiterin der Abteilung Sammlungen im Institut für Stadtgeschichte. Darüber hinaus hat Vömel Aufnahmen älterer Fotografen wie Mylius, Fay, Stamm oder Hertel reproduziert, die vielfach nur so überliefert sind.


Klingerstrasse und Gerichtsgebaeude um 1910 Copyright ISG FFM Best. S7Voe Nr. 1153
Mit den eingeworbenen Bundesmitteln aus dem Projekt „Nutzerorientierte Neustrukturierung der Deutschen Digitalen Bibliothek“ im Rettungs- und Zukunftsprogramm Neustart Kultur der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien können nun 2500 Papierabzüge digitalisiert und dauerhaft gesichert werden, die in den 1980er Jahren von den Glasplatten erstellt wurden. Die Glasplatten selbst sind zu fragil für weitere Digitalisierungsmaßnahmen. Die digitalisierten Abzüge stehen der Öffentlichkeit anschließend über die Plattform der Deutschen Digitalen Bibliothek und die Archivdatenbank Arcinsys zur Verfügung. Der Bestand ist derzeit bereits über die Datenbank Faust des Instituts für Stadtgeschichte erschlossen und für Nutzerinnen und Nutzer recherchierbar.





Fotos:
Fahrradausflug um 1900 ©ISG FFM Best. S7Voe Nr. 2299
Eine Schnellzuglokomotive durchbrach im Hauptbahnhof Prellbock und Wand zum Speisesaal, 1901©ISG_FFM_Best._S7Voe_Nr._02
Gottfried Vömel im Alter von zwanzig Jahren, zu Beginn seiner fotografischen Laufbahn©_Institut_fuer_Stadtgeschichte_ISG_FFM_Best._S7P_Nr._14788.
Das Präparatorenzimmer im alten Senckenbergmuseum am Eschenheimer Tor, 1906©ISG FFM Best. S7Voe Nr. 1229
Klingerstraße und Gerichtsgebäude, um 1910©ISG FFM Best. S7Voe Nr. 1153