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Kategorie: Heimspiel
Gedenkveranstaltung Bahnhof Mainkur Jahrestag Deportation Bergen Enkheimer Juedinnen Juden Gedenkstele copyright Stadt Frankfurt am Main Salome Roesslervom Frankfurter Bahnhof Mainkur am 30. Mai 1942

Helga Faber

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Kulturdezernentin Ina Hartwig hat mit einer Gedenkveranstaltung am Fechenheimer Bahnhof Mainkur gemeinsam mit dem Kulturdezernenten der Jüdischen Gemeinde Marc Grünbaum sowie Ortsvorsteher Werner Skrypalle und Zeitzeugin Magdalena Grana an die Bergen-Enkheimer Jüdinnen und Juden erinnert, die am 30. Mai 1942 von hier deportiert wurden.

Gedenkveranstaltung Bahnhof Mainkur Deportation Juedinnen Juden Gebet Gleis nach Hanau Rabbiner Andrew Steiman copyright Stadt Frankfurt am Main Salome RoesRabbiner Andrew Steiman sprach ein kurzes Gebet für die Deportierten. Auf Initiative des Ortsbeirats 11 informiert seit Kurzem eine Informationstafel vor Ort über die Deportation, die der Öffentlichkeit im Rahmen der kurzen Gedenkveranstaltung übergeben wurde.

Kulturdezernentin Hartwig betonte: „Die Bergen-Enkheimer Jüdinnen und Juden wurden unter den Augen der Öffentlichkeit zum Bahnhof Mainkur getrieben und deportiert; hier zeigt sich einmal mehr, dass die Verbrechen der Nazis nicht im Verborgenen stattfanden. Gerade in Zeiten, in denen sich Judenhass unter der antisemitischen Gedenkveranstaltung Bahnhof Mainkur Deportation Juedinnen und Juden Zeitzeugin Magdalena Grana Ina Hartwig copyright Stadt Frankfurt am Main Salome RoesslerChiffre der ,Israelkritik‘ in Deutschland wieder auf offener Straße manifestiert, ist die Erinnerungskultur von immenser Bedeutung. Ich bin daher sehr froh, dass sich der Ortsbeirat 11 erfolgreich dafür eingesetzt hat, dass die Passantinnen und Passanten der Mainkur künftig mehr über die Vergangenheit dieses Ortes erfahren.“

Der Kulturdezernent der Jüdischen Gemeinde Marc Grünbaum stellte in seinem Grußwort heraus: „Wenn wir hier 79 Jahre nach der Deportation der Bergen-Enkheimer Juden stehen, dann sollte die Botschaft sein, dass wir eine Zukunft wollen, in der es keinen Platz für Antisemitismus gibt. Gedenken mag ein Baustein für eine solche Zukunft sein. Aber eben nur ein Baustein. Wir werden Antisemitismus, Rassismus oder etwa Homophobie oder jedwede andere Art von Menschenfeindlichkeit nur dann erfolgreich bekämpfen oder zumindest in ihre Schranken weisen, wenn wir Begegnungen schaffen, aufklären und informieren. Wir sollten uns dabei eingestehen, auch wenn dies eine unerfreuliche Feststellung sein mag, wir werden auch den Antisemitismus nie gänzlich auslöschen, aber wir müssen ihn mit diesen Mitteln in die Schranken weisen und zu einer unbedeutenden Größe in unserer Gesellschaft machen.“

Ortsvorsteher Werner Skrypalle sagte: „Vom Bahnhof Mainkur wurden 1942 28 jüdische Bergen-Enkheimerinnen und Bergen-Enkheimer in die Konzentrationslager deportiert. Heute ist sich kaum noch jemand dieser historischen Bedeutung des Bahnhofs bewusst. Mit der neuen Informationstafel möchte der Ortsbeirat 11 daher alle Menschen, die den Ort passieren, darauf hinweisen – in Ergänzung zur Gedenktafel am Alten Bergener Rathaus, dem anderen zentralen Schauplatz dieses Verbrechens.“

Am 30. Mai und 5. September 1940 wurden insgesamt 28 jüdische Bürgerinnen und Bürger Bergen-Enkheims zu Fuß zum Bahnhof Maintal getrieben und von hier in Konzentrationslager deportiert. An ihr Schicksal erinnert seit 2009 eine Tafel am Bergen-Enkheimer Rathaus. Am Bahnhof Mainkur wurden in der Vergangenheit bereits zwei Tafeln angebracht, die jedoch jedes Mal entwendet wurden; die neue Informationstafel steht auf einem eigens angefertigten steinernen Sockel.

Fotos:
Gedenkveranstaltung am Bahnhof Mainkur am Jahrestag der Deportation von 28 Bergen-Enkheimer Jüdinnen und Juden, eine Gedenkstele informiert über die Deportation  
Gedenkveranstaltung am Bahnhof Mainkur am Jahrestag der Deportation von 28 Bergen-Enkheimer Jüdinnen und Juden: Gebet am Gleis nach Hanau mit Rabbiner Andrew Steiman 
Gedenkveranstaltung am Bahnhof Mainkur am Jahrestag der Deportation von 28 Bergen-Enkheimer Jüdinnen und Juden: Zeitzeugin Magdalena Grana (l) und Kulturdezernentin Ina Hartwig