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Kategorie: Heimspiel

Eintracht Frankfurt schafft und verschenkt zum 3:3 gegen Schalke 04

 

Claudia Schubert

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Ernsthaft. Wegen solcher Spiele tut man sich Fußball an. Nach 45 Minuten eines öden Spiels und einer latent aggressiven Stimmung im gesamten Stadtion, gab es 12 Minuten Fußballrausch pur. Aus dem 0:2 wurde ein 3:2, was eigentlich ein 4:2 war.

 

Der Reihe nach. Die durch verschiedene Verletzungen geschwächte Eintracht zeigte 13 Minuten lang, daß sie siegeswillig war und hielt sich ununterbrochen in der Schalker Hälfte aus, durchaus in Tornähe mit Pfostenschüssen und ähnlichen verhinderten Toren. Dann gab es eine Situation, die Schiedsrichter Markus Schmidt anders hätte lösen müssen. Der Schalker Jefferson Farfan lag verletzt am Boden, Schmidt ließ wegen Vorteil weiterspielen, die Eintrachtler wandten sich teilweise dem Verletzten zu, weil das ganze Stadion erwartete, daß Einhalt sei und Atsuto Uchida den Ball formal ins Aus spiele, damit der Verletzte abtransportiert werden konnte.

 

Doch dieser gab in der 14. Minute – übrigens längst im Abseits- den Ball vors Frankfurter Tor, wo Johannes Flum stand, der halb dem Verletzten zugewandt den Ball ins eigene Tor köpfte. Mehr als Pech. Axel Hellmann, Finanzvorstand der Frankfurter Eintracht formulierte danach das, was das mit 51 500 ausverkaufte Stadionrund empfand: „Wir kämpfen nicht nur gegen den Gegner, sondern auch gegen das Unglück.“ Das allerdings sagte er nach zwei weiteren Schalker Treffern, von denen der eine direkt nach dem Eigentor aus einer Standardsituation mit mieser Verteidigung der Eintracht zu erklären ist: in der 18. Minute schoß Joel Matip kräftig zum 0:2. Damit war das Spiel gelaufen. Meinten wohl die Spieler und befürchteten die Zuschauer – natürlich nur die Anhänger der Eintracht, denn der kräftige Blau-Weiße Block hatte Grund zum Jubeln.

 

Doch nach der Pause begann die Eintracht wie zu Spielbeginn. Allerdings konsequenter. Sie legte Tempo vor und zeigte den Torwillen, den man ihr zuvor absprechen mußte. Was war passiert? Da waren auf einmal Kombinationen zu sehen und kleine Fußballtricks, wie der Gegner getäuscht und ausgespielt wurde. Einfach klasse Fußball. Und in der 56. Minute belohnte sich auch die Eintracht und der Torschütze Johannes Flum auch sich selbst, was doch sein Eigentor nun mit dem Tor für die Eintracht ausgeglichen. Das war nur der Anfang von einem spielerischen Feuerwerk, das in der 61. Minute zum Ausgleich durch Joselu führte. Der Spanier Joselu ist der ausgeliehene Spieler von Hoffenheim, den Trainer Veh diesmal aus Verletzungsnot einsetzte, weil er ihn ansonsten für zu wenig motiviert ansah.

 

Eine solche Beurteilung hat dieses Spiel unmöglich gemacht. Denn es war derselbe Joselu, der in der 68. Minute nach einer Vorlage von Sebastian Jung die Eintracht mit dem Kopfballtor zum 3:2 in Führung brachte. Das Stadion tobte. Dabei hatte es Minuten vorher schon einmal den Sieg gefeiert. Doch das war abseits. Achtzehn Minuten lang verteidigte die Eintracht die Führung, nachdem sich Schalke doch wieder etwas aufrichtete, war aber durchaus auch für ein weiteres Tor gut. Dann kam die 86. Minute. Das scheint schon übersinnlich, was jetzt zum vierten Mal in der 86. Minute passierte. Während eine Karikatur unter www.eintracht-comic.de zeigt, wie in der 85. Minute alle Eintrachtler Richtung eigenes Tor rennen und es mit elf Mann abdichten gegen den drohenden Gegenschlag, sah die Wirklichkeit anders aus.

 

Eintracht Trainer Armin Veh, der angesichts des Waltens von Schicksal schon ins Philosophieren gerät: „Wir haben uns dreimal gegenseitig angeschossen.“, damit meinte er die Abwehr der Eintracht, „Plötzlich landet der Ball bei einem Weißen, und der haut ihn rein!“ Zum 3:3. Danach hatten beide Mannschaften nur noch ein Ziel: das Unentschieden zu halten.

 

Unterm Stricht tut das beiden weh. Schalke hatte eine eindeutige Führung aus der Hand gegeben, die Eintracht auch. Für die Eintracht bedeutet das, erneut „den Sieg liegen zu lassen“ und „noch kein Heimspiel gewonnen zu haben“, so Veh. Jens Keller, der Eintracht gut vertraut befand: „Für uns Trainer der Wahnsinn, für die Zuschauer traumhaft.“

 

www.eintracht.de