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Kategorie: Heimspiel

Große Gladiatorenausstellung im Archäologischen Museum Frankfurt, Teil 2: Übersicht über die Ausstellung

Roman Herzig und pia

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Doch, doch, Weltexpresso wird auch noch im Detail über diese bis 1. März laufende Ausstellung berichten. Anläßlich so vieler Veranstaltungen derzeit in Frankfurt, kommt jetzt erst einmal eine Übersicht über diese sehenswerte Schau im Archäologischen Museum, die ganze Familien begeistern kann.

 

 

Mythen und Klischees ranken sich seit antiker Zeit um das Leben der Gladiatoren, die nichts anderes waren als Berufskämpfer. Doch wer waren diese Männer und was für ein Leben führten sie im Schatten der Arena? Wie war ihr Alltag in den Gladiatorenschulen organisiert? Ihr Training, eine professionelle medizinische Versorgung und sogar eine spezielle Ernährung dienten ausschließlich einem Zweck: Die Gladiatoren sollten auf die Kämpfe in den Amphitheatern optimal vorbereitet sein, denn die blutberauschten Massen wollten auf hohem Niveau unterhalten werden.

 

Die Kämpfe ähnelten dabei keinem anarchischen Gemetzel, sondern waren im Gegensatz genau definierten Regeln unterworfen und brachten zentrale, stoisch unterlegte Werte der römischen Gesellschaft zum Ausdruck: virtus (mannhafte Tapferkeit) und constantia (Standhaftigkeit) im Angesicht des Todes. Die Schau zeigt die religiösen Ursprünge der Gladiatur und wie sie sich zur politisch gesteuerten Massenunterhaltung des Volkes entwickelte.

 

Die Sonderausstellung beleuchtet das facettenreiche Leben der Gladiatoren mit einzigartigen Originalfunden aus bedeutenden italienischen Museen. Experimental-archäologische Nachbauten veranschaulichen die Bewaffnung der Gladiatoren und ihre ganz unterschiedlichen Kampfesweisen und bieten einprägsame Einblicke in einen martialisch-faszinierenden Bereich der römischen Welt vor 2000 Jahren.

COLOSSEUM – kaiserliche Arena

 

Der Bauplatz des Monumentalbaus der Flavier war ein deutliches politisches Signal: wo einst das monströse Anwesen ihres verhassten Amtsvorgängers Nero die Bürger ausgeschlossen hatte, errichteten sie zum Gefallen des Volkes das größte Amphitheater der römischen Welt für 55.000 Besucher. In gerade einmal zehnjähriger Bauzeit wuchs das erste dauerhafte Amphitheater der römischen Hauptstadt, das mit einer Höhe von 52 Metern und einer Länge von 188 Metern (Breite 152 Meter) in den Himmel ragte, empor. Für den Bau des „achten Weltwunders“ wurden etwa 100.000 Arbeitskräfte in verschiedenen Bautrupps benötigt, die Verfahren verwendeten, die noch auf heutigen Baustellen zum Einsatz kommen. Es ist das steinerne Symbol für die technischen Fähigkeiten der Römer und ihre Architektur der Macht, die hier ihren glanzvollen Höhepunkt erreichte. Finanziert wurde das COLOSSEVM mit der Beute aus dem römisch-jüdischen Krieg des Jahres 70 n. Chr. unter dem späteren Kaiser Titus. Aus dem COLOSSEVM in Rom zeigt die Ausstellung einmalige Architekturfragmente und kunstvollen Bauschmuck.

 

Die Organisation der blutigen Spiele war eine logistische Meisterleistung – generalstabsmäßig geplant und mit enormem finanziellem Aufwand umgesetzt. In der Exotik der dargebotenen Tiere aus allen Winkeln des Reiches sollte sich nicht zuletzt die Macht und Größe des Römischen Imperiums widerspiegeln.

 

Doch die Sesterze des Kaisers waren wohl durchdacht angelegt, denn die zu erwartende Rendite war groß: ein zufriedenes Volk – quer durch alle gesellschaftlichen Schichten. Damit diente die Investition in erstklassige Unterhaltung im COLOSSEUM letztlich auch der Absicherung der eigenen Macht.

 

 

Gladiatorenbegeisterung in der Region

 

Auch in den germanischen Provinzen gab es Stätten für Gladiatorenkämpfe. Selbst in den Randgebieten des Imperiums wollte man auf diese Form der Unterhaltung nicht verzichten. Eine charakteristische Auswahl Frankfurter Bodenfunde aus dem römischen NIDA, dem heutigen Heddernheim, zeugt von der großen Gladiatorenbegeisterung dieser Zeit.

 

Kooperationspartner der Sonderausstellung ist das Jüdische Museum Frankfurt mit seiner Wechselausstellung „Im Licht der Menora. Jüdisches Leben in der römischen Provinz“. Die Menora, das spätantike Leitsymbol des Judentums, repräsentiert auf einem Fries des Titusbogens pars pro toto die ungeheuer reiche Beute des Jüdischen Krieges aus dem Jahre 70 n. Chr.. Die Zerstörung Jerusalems und die Plünderung des Tempels war ein tiefer Einschnitt und Wendepunkt in der Geschichte des jüdischen Volkes. Für das flavische Herrscherhaus stellten die enormen Kriegsgewinne eine wichtige Grundlage zur Finanzierung ihres ehrgeizigen und umfangreichen Bauprogramms dar – insbesondere des COLOSSEVMS. Vertieft wird dieses Thema auch innerhalb der gemeinsamen Vortragsreihe des Archäologischen Museums Frankfurt und des Jüdischen Museums Frankfurt. Ein Kombiticket ermöglicht bei Besuch beider Ausstellungen am selben Tag 50 Prozent Ermäßigung auf den Eintrittspreis der zweiten Ausstellung (ab dem 11. Dezember 2014).

 

 

Wissenschaftliche Vorträge

 

Das Archäologische Museum ist Schnittstelle und Begegnungsraum von herausragender Wissenschaft und einer breiten, interessierten Öffentlichkeit. Im Rahmen der Sonderausstellung finden fünf Gastvorträge namhafter Experten zu verschiedenen interessanten Themen rund um Gladiatoren und Amphitheater des Römischen Imperiums statt. Das Spektrum reicht dabei von den vorliegenden Grabsteinen oströmischer Gladiatoren, über wirtschaftliche Aspekte der Gladiatur, Gladiatorenkämpfe in der christlich geprägten Spätantike bis zur Finanzierung des COLOSSEUMS aus der Beute des Jüdischen Krieges und neuesten anthropologischen Untersuchungen des Gladiatoren-Friedhofs von Ephesos. Die Vorträge vermitteln den Zuhörern vertiefende und unterhaltsame Einblicke in die aktuelle archäologische Forschung zu den Themen der Sonderausstellung.

 

 

Die Gladiatoren kommen – Geschichte wird lebendig

 

Ein Glanzlicht im Begleitprogramm der Sonderausstellung und Wissenschaft zum Anfassen werden die Besucher an einem Wochenende erleben. Der renommierte Experimental-Archäologe Marcus Junkelmann, der führende Experte auf dem Gebiet der römischen Gladiatur, erläutert an zwei authentisch ausgestatteten Gladiatoren seiner familia die Ausrüstung, Waffen und Kampftechniken der Gladiatoren sowie den Ablauf der Kämpfe in den römischen Arenen.

 

 

INFO:

Führungen und Familienprogramm

 

An drei Terminen pro Woche – sonntags um 14 und 15.30 Uhr sowie mittwochs um 18 Uhr – können interessierte Besucher ohne vorherige Anmeldung an Führungen durch die Ausstellung teilnehmen. Darüber hinaus können jederzeit private Gruppenführungen gebucht werden. Im speziellen Führungsangebot für Schüler aller Altersstufen und Gruppen aus Jugendhäusern werden die zentralen Fragen rund um COLOSSEVM und Gladiatur sowie spannende Nebenaspekte von qualifizierten Führungskräften individuell abgestimmt erläutert. Lehrer haben darüber hinaus die Möglichkeit, sich im Rahmen einer Einführung am Mittwoch, 8. Oktober, 15.30 bis 17 Uhr mit dem Thema der Ausstellung für ihre Unterrichtsgestaltung vertraut zu machen. An ausgewählten Samstagen wird ein speziell auf die Bedürfnisse von Familien mit Kindern ab zehn Jahren abgestimmtes Führungsprogramm angeboten, zum Beispiel die aufregende Taschenlampenführung. Ein Rundgang in der Ausstellung erläutert familiengerecht die spannende Welt der römischen Gladiatoren. Kinder können außerdem mit dem Aktionsheft zur Sonderausstellung „Eine Spurensuche in der Welt der römischen Arena“ selbstständig Entdeckungen machen und Rätsel rund um COLOSSEVM und Gladiatoren lösen.

 

Aktuelle und spannende Einblicke in die Welt der römischen Gladiatoren ermöglicht das umfangreiche Online-Angebot zur Sonderausstellung – kompakt, unterhaltsam, informativ: http://www.gladiatoren-frankfurt.de.

 

Es gelten die regulären Öffnungszeiten und Eintrittspreise: 7 Euro, ermäßigt 3,50 Euro. Die Ausstellung ist zweisprachig - deutsch und englisch.