f einmalallesSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 20. Juli 2017, Teil 4

Kirsten Liese

Berlin (Weltexpresso) - Isi ist es leid, Hilfsarbeiten zu verrichten, sie will endlich Erfolg mit ihren Buch-Illustrationen. Mit 27 stehen Andere bereits im Beruf und gründen eine Familie.

Sie aber ist immer noch Single und kommt keinen Schritt weiter, weil sie weder Beziehungen noch einen bekannten Namen hat, ihre Arbeitsmappen will niemand sehen. Also versucht sie die hartnäckige Tour und drängt sich einer Verlegerin auf. Zu dumm nur, dass die snobistische Alte ihr daraufhin das Praktikum kündigt.

Helene Hufnagel erzählt in ihrem Debütfilm glaubwürdig und mit tragikomischem Humor von der Sinnkrise einer jungen Frau, die sich von ihrem Umfeld abgehängt fühlt, ihre brotlose Kunst jedoch nicht aufgeben will. Die Schwierigkeiten des Erwachsenwerdens, denen sich zahlreiche Coming-of-Age-Filme widmen, sind, wie man sieht, nicht unwillkürlich mit dem Ende der Pubertät ausgestanden.

Luise Heyer, selbst in einem ähnlichen Alter und dank Charisma und Vielseitigkeit eine der besten Nachwuchsdarstellerinnen ihrer Generation, könnte diese auch ein bisschen vom Pech verfolgte Lebenskünstlerin in ihren Ambivalenzen nicht besser ausloten. Einerseits selbstbewusst und rührig, bisweilen in ihrer Wut aber auch kindisch trotzig, muss ihre Isi noch lernen, unabhängiger und gelassener zu werden und bei ihren Ambitionen allerhand Abstriche zu machen.

Was freilich leichter gesagt ist als getan: Ausgerechnet ihre beste Freundin und Mitbewohnerin Lotte begibt sich auf einmal auch noch auf den Pfad einer „geordneten“ Existenz, nachdem ihr unverhofft eine attraktive Stelle und der Mann ihres Lebens zugefallen sind, von dem sie bald ein Kind erwartet. Somit steht Isi vollends allein da und muss sich- um sich nicht als das fünfte Rad am Wagen zu fühlen - eine neue Bleibe suchen. Ohne feste Einkünfte ist nicht viel drin. Wie der gescheiterte Schauspieler Niko in Jan Ole Gersters „Oh Boy!“ bittet Isi ihren Vater vergeblich um Geld, als der Bankautomat nichts mehr für sie ausspuckt, und so muss sie in einer gammeligen WG zweier Jugendfreunde Quartier schlagen.

Wie schön, dass „Einmal bitte alles“ trotz all der Enttäuschungen nicht in einem Lamento versackt. Immer wieder rafft sich die Graphic-Novel-Zeichnerin auf, ihren Weg zu gehen. Die pünktlich erwachsen gewordenen, angepassten Nestbauer können dafür in der Midlifecrisis über ihre Versäumnisse sinnieren.

Foto: © Verleih

Info: 
D 2017 Regie: Helene Hufnagel. D: Luise Heyer, Jytte-Merle Böhrnsen, Maxi Schafroth, Patrick Güldenberg u.a. 86 Min. Start: 20. Juli. Verleih: Der Filmverleih