fa petrVerleihung des Hessischen Film- und Kinopreises 2017 am Freitag, den 13.,   Teil 7

Claus Wecker

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Für viele Besucher der Gala in der Frankfurter Alten Oper dürfte es eine Überraschung gewesen sein: Der  Träger des Ehrenpreises, den der Hessische Ministerpräsident in diesem Jahr wieder höchstpersönlich verlieh, stammt aus Viernheim und bedankte sich im breiten Hessisch.

Ulrich Tukur, der allgemein von Schauspielerkollegen, Regisseuren und Produktionsmitarbeitern als kollegial und unkompliziert beschrieben wird und von Dietrich Brüggemann, Tom Lass und Jerry Hoffmann in einem lustigen Liedchen besungen worden war, freute sich sichtlich über den Preis aus seiner Heimat. Schließlich war er ja auch als Kommissar im hessischen »Tatort« und als einstiger Frankfurter Zoodirektor Bernhard Grzimek  im Fernsehen zu sehen. Der hessische Bezug war also gegeben, und Ministerpräsident Bouffier war auch des Lobes voll für seinen Kandidaten: »Wir erwarten noch viele tolle Filme.«  »Machen wir«, antwortete Tukur.

fa nachwuchsDer Filmpreis ist fest in Regierungshand, auch Boris Rhein, der Minister für Wissenschaft und Kunst in Hessen, durfte einen Preis vergeben. Als beste Newcomerin zeichnete er Jasna Fritzi Bauer aus. Dass die 28-Jährige bereits seit 2010 in mehr als einem Dutzend Filmen zu sehen ist, scheint dem Kunst-Minister entgangen zu sein.

Tonangebend bei den aktuellen Schauspielerpreisen ist der Hessische Rundfunk, der immerhin über eine angesehene Fernsehfilmredaktion verfügt. Die Preise gelten durchweg Fernsehauftritten. Als bester Schauspieler wurde Jens Harzer geehrt, der vornehmlich auf Theaterbühnen zu sehen ist und demnach auch seine Dankesrede dem Theater widmete. Den Preis für die beste Schauspielerin bekam Corinna Harfouch, die lieber die Statue, die für die anderen Kategorien vergeben wurden, bekommen hätte.

Wenn es um die Filme geht, leidet der Preis in jedem Jahr darunter, dass kaum jemand die vorgeschlagenen Spiel- und Dokumentarfilme kennt. Und dass beim Publikum auch wenig Interesse besteht, die Filme kennenzulernen. Das zeigen die zumeist traurigen Besucherzahlen bei dem jeweiligen Kinoeinsatz. Dem diesjährigen Gewinner in der Kategorie Spielfilm, »Nur Gott kann mich richten«, kann man das gleiche Schicksal vorhersagen. Immerhin ist der Kinostart vom nominierten »Vorwärts immer!« am 10. Oktober auf www.hessenfilm.de , der Webseite der Filmförderung, angezeigt und mit einer Premiere in Frankfurt gut gestartet. Der letztjährige Preisträger für die beste Dokumentation, »Ghostland«, ist bei HessenFilm wohl schon vergessen. Dessen Kinostart am 2. November bleibt unerwähnt. Aktuell gewann in dieser Kategorie »Wunder der Wirklichkeit« über die Rüsselsheimer Künstlergruppe »Cinema Concetta« um Martin Kirchberger, der mit seinen Leuten bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam.

Einen Einbruch der Realität erlebte das festlich gestimmte Publikum bei den Kinopreisen. Ariane Hofmann schilderte die Situation des Frankfurter Kinos Mal Seh’n. Das profilierteste Programmkino der Stadt ist in diesem Sommer knapp an der Schließung vorbeigeschrammt. Mit dem Preisgeld werde man die Rechnungen bezahlen, sagte die Geehrte, die zusammen mit Gunter Deller das Kino betreibt. Für einen kurzen Moment wurde der Glanz der Prominenz, mit der sich die Preisverleihung so gerne schmückt, ein wenig getrübt. Wenn man einmal von Schweiger, Schweighöfer und Herbig absieht, hängt nicht nur der deutsche Film am Tropf der Förderung. Da würde es schon helfen, wenn all die Prominenten ein- oder auch zweimal pro Jahr den Weg in ein Arthouse-Kino fänden.

Fotos:
Titel: Nominiert, aber nicht ausgewählt: Caroline Peters und August Zirner
Text: Jasna Fritz Bauer Fotos © Ulla Micheline