f Borg McEnroeSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 19. Oktober 2017, Teil 1

Margarete Frühling

München (Weltexpresso) - 5. Juli 1980: Das Endspiel im Herreneinzel des traditionsreichsten Tennisturniers der Welt, der Wimbledon Championships, wird in Kürze beginnen. Im Finale stehen sich der 24jährige Schwede Björn Borg (Sverrir Guðnason) und der 21jährige Amerikaner John McEnroe (Shia LaBeouf) gegenüber.

Für Borg, die Nummer 1 der Männer-Weltrangliste, wäre es der 5. Sieg hintereinander. Das hat vor ihm noch niemand erreicht, doch McEnroe, die Nummer 2 der Rangliste, möchte ihn vom Thron stoßen.

Beide schauen darauf zurück, wie sie diesen Punkt ihrer Karriere erreicht haben. Borg lebt mit seiner Verlobten, der rumänischen Tennisspielerin Mariana Simionescu (Tuva Novotny) zusammen und wird von seinem Coach Lennart Bergelin (Stellan Skarsgård) penibel wie immer auf das Match vorbereitet.

Borg hat schon in seiner Jugend mit dem Tennisspielen begonnen, so hat er als 13jähriger Junge (Leo Borg) stundenlang Tennisbälle gegen die heimische Garagentür geschlagen. Allerdings hatte er wegen seiner Wutausbrüche, vor allem nach Niederlagen, immer wieder Ärger mit seinem Verein und dem Verband. Eines Tages wird er vom schwedischen Coach und ehemaligem Daviscup-Spieler Lennart Bergelin angesprochen, der ihn von da an trainiert und auch versucht, ihm die Wutausbrüche abzugewöhnen.

So wurde Borg mit 15 Jahren nicht nur der jüngste schwedische Daviscupspieler sondern gewann mit 18 Jahren seinen erstes Grand Slam Turnier in Paris und mit 20 seinen ersten Wimbledon Titel. Inzwischen gilt er als "Eis-Borg", also als Spieler, der auf dem Platz nie die Nerven verliert.

Obwohl er sich äußerlich nichts anmerken lässt, hat die lange Karriere seine Spuren hinterlassen. Borg ist erschöpft und ausgebrannt, leidet unter Ängsten, die er durch immer die gleichen Rituale zu überspielen versucht.

Während sich Borg akribisch auf sein fünftes Wimbledon-Finale in Folge vorbereitet, sorgt John McEnroe immer wieder für neue Schlagzeilen. Der talentierte New Yorker ist zwar ein aufstrebender Star, aber er ist auch für seine Wutausbrüche auf dem Tennis Court bekannt sowie dafür Schiedsrichter und Publikum wüst zu beschimpfen. Doch auch er hat schon sehr früh mit dem Tennisspielen begonnen und ist extrem ehrgeizig.

Während des ganzen Turniers hat Borg immer wieder Schwierigkeiten seine Spiele zu gewinnen, während McEnroe zwischen seinen Matches auch mal mit seinem amerikanischen Landsmann Vitas Gerulaitis (Robert Emms) in eine Bar geht.

In ihrer Berichterstattung über das anstehende Finale im Herreneinzel stellen die Medien die Rivalität und die unterschiedlichen Temperamente der beiden Finalisten in den Vordergrund. Beide fühlen sich von den Medien in einen Käfig gezwängt. Deshalb erkennen die beiden Tennisspieler trotz aller Unterschiede, dass sie doch mehr verbindet als sie selbst glauben.

Im Finale von Wimbledon wird ihr Aufeinandertreffen zu einem Spiel in fünf Sätzen, das beide Spieler wohl nie vergessen werden...

Der Film basiert auf wahren Begebenheiten. Am 5. Juli 1980 traten die beiden Tennis-Profis zum Endspiel in Wimbledon gegeneinander an. Borg gewann das Spiel nach fünf Sätzen 1:6, 7:5, 6:3, 6:7 und 8:6, nachdem er vorher schon einige Matchbälle nicht verwerten konnte. Das Spiel gilt auch heute noch als eines der spannendsten in der Tennis-Geschichte.

Während ihrer Tennis-Karriere sind Björn Borg und John McEnroe insgesamt 22mal aufeinander getroffen. Jeder hat 11 Spiele gewinnen können. Allerdings war die Niederlage von Björn Borg 1981 (also bei nächsten Wimbledon Turnier) mehr oder weniger der Grund, dass Borg kurz danach mit 26 Jahren seine Karriere beendet hat.

"Borg/McEnroe" ist aber in erster Linie ein Film über Björn Borg und seine Vorbereitung und seine Zweifel während des Wimbledon Turniers 1980, bei dem es darum ging, ob Borg seinen 5. Sieg hintereinander schaffen kann. Regisseur des Films ist der Däne Janus Metz Pedersen, der bisher vor allem Dokumentarfilme gedreht hat. Metz Pedersen sieht seinen Film nicht in erster Linie als Sportfilm, sondern als Wettbewerb zwischen zwei starken Persönlichkeiten, der sich zufällig in einer Sport-Arena abspielt.

Dabei kann sich der Regisseur auf seine drei hervorragenden Hauptdarsteller verlassen. Nicht zufällig ist Björn Borg der Held in diesem skandinavischen Film. Borg wird von dem schwedisch/isländischen Schauspieler Sverrir Guðnason, der dem Tennisspieler auch sehr ähnlich sieht, zurückhaltend dargestellt. Es gibt eigentlich nur wenige Szenen, in denen Borg seine Ruhe verliert und er sowohl seine Verlobte als auch seinen Trainer anschreit. In einigen Szenen, in denen Borg zwischen 9 und 13 Jahre alt sein soll, wird er übrigens von Leo Borg, Björn Borgs 13jährigem Tennis spielenden Sohn dargestellt.

Shia LaBoeuf gefällt als Tennis-Rüpel John McEnroe. Er spielt sowohl die wütenden aber auch die nachdenklichen Szenen gut. Natürlich wird in der Presse immer wieder darauf hingewiesen, dass der Schauspieler in Vergangenheit ebenfalls selbst wegen Schimpftiraden gegen die Presse aufgefallen ist.

Stellan Skarsgård ist als Borgs Trainer Lennart Bergelin darauf bedacht, immer im Hintergrund zu bleiben und nachdem er erreicht hat, dass sich der junge Borg auf dem Court zusammennehmen kann. Dabei sorgt er dafür, dass alles immer nach dem gleichen Muster abläuft.

Wenn nicht Borg sondern McEnroe die zentrale Rolle gewesen wäre, wäre es sicher ein ganz anderer Film geworden, aber nicht unbedingt ein besserer. Denn so zeigt "Borg/McEnroe" wie ein Leben im Rampenlicht einen Menschen zerstören kann. Denn Björn Borg war einer der ersten Tennisspieler, der durch seine eigene Vermarktung aus der Nischen-Sportart Tennis einen weltweiten Breitensport gemacht hat. Er hat aber vermutlich nach dem 5. Gewinn des Wimbledon Titels und der Hochzeit mit Mariana Simionescu, die er noch im Juli 1980 heiratete und von der er bereits 1984 wieder geschieden wurde, gemerkt, dass diese Art von Öffentlichkeit einen Menschen auf die Dauer kaputt machen kann.

Regisseur Janus Metz Pedersen hat die beiden unterschiedlichen Charaktere von Björn Borg als gefühlskalter Eisblock und von John McEnroe als emotionaler Rebell sehr schön herausgearbeitet. Der Film springt dabei sowohl zwischen den beiden Lagern als auch den Lebenszeiten hin und her, dabei werden die Rückblenden meist als Erinnerungen gefilmt.

"Borg/McEnroe - Duell zweier Gladiatoren" hat sicher den Sportfilm nicht neu erfunden, aber er hat - auch wenn man das Ergebnis des Tennisspiels kennt - genug Spannung, so dass man den Akteuren gerne folgt und auch bei den Spielen (bei denen die Darsteller natürlich gedoubelt wurden) mit den Spielern mitfiebert. Insgesamt ist ein sehenswerter Film entstanden, für den man auf jeden Fall ins Kino gehen kann.

Zusatz: "Borg/McEnroe" ist nicht der einzige Tennisfilm, der in diesem Jahr in die Kinos kommt. Am 23.11. wird der Film "Battle of the Sexes - Gegen jede Regel" anlaufen, in dem es um den legendären Kampf von 1973 zwischen der Weltranglisten-Ersten Billie Jean King und dem ehemaligen Wimbledon-Sieger Robert "Bobby" Riggs geht.


Foto: Sverrir Guðnason als Björn Borg (l.) und Shia LaBeouf als John McEnroe © Universum Film

Info:
Borg/McEnroe - Duell zweier Gladiatoren (Dänemark, Schweden, Finnland 2017)
Originaltitel: Borg/McEnroe
Genre: Drama, Sportlerfilm
Filmlänge: 100 Min.
Regie: Janus Metz Pedersen
Drehbuch: Ronnie Sandahl
Darsteller: Sverrir Guðnason, Shia LaBeouf, Stellan Skarsgård, Tuva Novotny u.a.
Verleih: Universum Film
FSK: ab 0 Jahren
Kinostart: 19.10.2017