Drucken
Kategorie: Film & Fernsehen
zeug header umschreibungen 58caa813f1Das Kino der jungen Bundesrepublik Deutschland von 1949 bis 1963 bis 17. November 2017 im Zeughauskino Berlin

Romana Reich

Berlin (Weltexpresso) - Seit in Luzern die deutsche Nachkriegsproduktion bei den letztjährigen Filmfestspielen Thema waren, wird auch in allen Stätten, die Film unter musealen und wiederaufzuführenden Aspekten sehen, ein Wiedersehen möglich. 

Die Filmkultur der jungen Bundesrepublik Deutschland ist gezeichnet von Eingriffen aller Art: Ausländische Produktionen wurden formal wie in ihren Geschichten an die angenommenen Geschmäcker und Sensibilitäten des hiesigen Publikums angepasst, einheimische Arbeiten in den unterschiedlichsten Stadien im allerweitesten Sinne zensurgleichen Eingriffen unterworfen. Das vierte und letzte Programm der Reihe zum Kino der jungen Bundesrepublik Deutschland im Zeughauskino widmet sich diesen Eingriffen, Anpassungen und Umschreibungen.

Zu sehen sind unter anderem mit der Synchronfassung von Michael Curtiz‘ Casablanca eine Version ohne Nazis (9.11., 19 Uhr) , Felix von Podmaniczkys Dokumentarfilm Die Diktatoren mit weniger Franco (10.11., 21 Uhr) , Veit Harlans Anders als Du und ich (§ 175) mit zusätzlicher Homophobie (12.11. um 20.30 Uhr, 17.11. um 21 Uhr) und die Friedrich-Luft-Bearbeitung von Bronenosec Potemkin (Panzerkreuzer Potemkin) mit einem beschwichtigenden Kommentar, damit auch nach dem KPD-Verbot weltweit kanonisierte Filmkunst klassenkämpferischer Art in der Bundesrepublik einen Platz finden konnte.

Darüber hinaus finden sich Praxen wie etwa das Remake. So ist Hans Deppes Ferien vom Ich aus dem Jahr 1952 zu sehen – ein Kuriosum, hatte Deppe selbst Paul Kellers Roman bereits 1934 schon einmal verfilmt (12.11., 17 Uhr). Im Rahmen ihrer Filmeinführung wird Stefanie Mathilde Frank ihre jüngst erschienene Studie Wiedersehen im Wirtschaftswunder vorstellen: eine Arbeit, die jene umfangreiche, in der Adenauer-Zeit entstandene Remakeproduktion untersucht, die auf Stoffen und Drehbüchern basiert, welche bereits in der NS-Zeit verfilmt worden waren.

Die Filmreihe Umschreibungen wird von einem Workshop begleitet, der vom 10. bis 12. November im Medientheater des Instituts für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin stattfindet. Referenten sind neben den Kuratoren der Filmreihe Stefanie Mathilde Frank und Olaf Möller die Filmwissenschaftler Wolfgang Mühl-Benninghaus, Fabian Tietke und Hans Jürgen Wulff.

Foto: Casablanca ohne Nazis© zeughauskino

Info: 
http://www.dhm.de/zeughauskino/filmreihen/umschreibungen.html