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Kategorie: Film & Fernsehen

Serie: Eine Ausstellung des Deutschen Filmmuseums in Zusammenarbeit mit der Academy of Motion Picture Arts and Sciences, Los Angeles vom 14. November 2012 bis 28. April 2013 in Frankfurt am Main, Teil 9

 

Claudia Schulmerich

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) –Clark Gables Oscar hingegen wurde wohl übel mitgespielt, denn er steht glanzlos und richtig grau ermattet vor uns. Kann ja auch sein, daß Gable ihn zu oft angefaßt hat oder daß Oscar mit falschen Putzmitteln behandelt wurde.

 

Uns auf jeden Fall gefällt, daß die Academy ihn so belassen hat, wie er ihr von Steven Spielberg geschenkt wurde. Bekommen hatte Clark Gable ihn als Bester Schauspieler für den Film ES GESCHAH IN EINER NACHT des Jahres 1934, da war er erst 33 Jahre, er erhielt aber keinen als Rhett Butler in VOM WINDES VERWEHT, ein Film, für den er später berühmt wurde.

 

Diese zehn Oscars stehen also in der Ausstellung. Interessant aber ist allemal, wer den Oscar nicht bekommen hat! Von diesen gibt es zwei Kategorien. Bei den einen Berühmtheiten fiel es der Academy selber auf, daß es nicht mit rechten Dingen zugegangen ist, daß diesen der Oscar 'auf normalem Wege' verwehrt wurde und sie erhielten den, irgendwann eingeführten Ehren-Oscar. So ging es beispielsweise diesem doch wirklich phänomenalen Orson Welles, aber auch Cary Grant und Kirk Douglas. Die zweite Gruppe ist noch ärger dran. Diese erhielten weder Oscar noch Ehrenoscar. Darunter der sieben Mal nominierte Richard Burton, aber auch Tom Cruise, Harrison Ford, Peter Sellers, Bruce Willis, Marcello Mastroianni, Steve McQueen, Robert Mitchum, Johnny Depp und vor allem James Dean!

 

Leonardo DiCaprio hat übrigens auch noch keinen, aber das kann noch werden genauso wie bei Brad Pitt. In der Rolle, die einfach oscarwürdig war, als Benjamin Button im gleichnamigen Film, war er zwar nominiert, der Oscar ging 2009 aber an Sean Penn als Harvey Milk im ebenfalls gleichnamigen Film, wobei Benjamin Button mit 13 Nominierungen ins Finale gegangen war. Es gibt aber noch größerer Verlierer. Der Tontechniker Kevin O'Connell wurde ganze zwanzigmal für den Oscar nominiert. Erhalten hat er keinen! Dennoch sind diese Oscars für das Publikum ferner liefen, denn die Oscars für den Bester Film, die Beste Regie und die besten Schauspielerleistungen sind für die Zuschauer von größerem Interesse. Das glaubt man nicht – aber es stimmt! - daß Alfred Hitchcock keinen einzigen Oscar bekommen hat. Federico Fellini auch nicht, was auch für Stanley Kubrick gilt und David Lynch. Erst recht nicht der Europäer Ingmar Bergmann.

 

Auch Filme gibt es, die eindeutige Verlierer sind. Steven Spielbergs Film DIE FARBE LILA, einer der ganz großen Erfolge 1986 und mit 13 Nominierungen belohnt, ging völlig oscarleer aus. Was die Frauen angeht, fallen uns auf die Schnelle Deborah Kerr, Glenn Close, vor allem aber Marlene Dietrich ein, die wirklich nie einen Oscar erhielt, obwohl die Filme ZEUGIN DER ANKLAGE oder DAS URTEIL VON NÜRNBERG ihre Schauspielkunst zeigten, was auch öffentlich gerühmt wurde. Man sieht also, die Oscarverleihung ist schön für die Gewinner, aber unschön für diejenigen, die öffentlich als Gewinner dastehen, dann aber keinen Oscar bekommen.

 

Im übrigen: Wenn Sie den Oscar mal in überlebensgroß sehen wollen, gehen Sie in Frankfurt zur Hauptwache, ein paar Schritte entfernt ist links der Zugang zum Kino Cinema. Und dort steht felsenfest und imposant der Frankfurter Oscar!

 

 

bis 28. April 2013

 

Die Nominierungen für den Oscar 2012 werden am 10. Februar 2013 bekanntgegeben. Dann organisiert das Deutsche Filmmuseum einen OSCAR TIP zum Besten Film. In einer langen Nacht am Sonntag, 24. Februar kann man verfolgen: „And the Oscar goes to...“ und gehört potentiell zu den Siegern.

 

Katalog:

 

And the OSCAR goes to ...85 Jahre Bester Film . Eine Ausstellung der deutschen Filmmuseums in Zusammenarbeit mit der Academy of Mition Picture and Sciences, Deutsches Filmmuseum, hrsg. von Deutsches Filminstitut – DIF e.V., Frankfurt am Main 2012. Edel. Edel ist die erste Eigenschaft, die man dem Katalog beim Aufblättern zuerkennt. Schon der Titel – diesmal DIN A 4 im Querformat – ist ein Hingucker. Wie die männlichen Torsi der griechischen Klassik, ist auch dieser Oscar eine muskulöse Büste, die im Gesicht bis zur Nase reicht und an den schmalen Hüften aufhört. Dazwischen aber breite Schultern und die Arme vor der Brust um eine Filmrolle gedreht. Goldbronze auf schwarzem Grund. Blättert man auf, bronzener Goldgrund. Blättert man weiter. Schwarzer Lack.

Das Entscheidende ist die vollständige Aufzählung der Oscars aller Jahre in der Kategorie Bester Film von 1927/28 bis 2011, was bedeutet, daß der Oscar anfängt mit einem der letzten Stummfilme und die Ausstellung und der Katalog enden mit THE ARTIST, ebenfalls ein Stummfilm, der gegen große Konkurrenz den Oscar gewann und auch in der Erinnerung ein wunderschöner Film bleibt.Die lange Reihe von Jahren wird in vier Etappen bewältigt: bis 1939, von 1940 bis 1967, 1968 bis 1999, 2000 bis 2011, wobei man wissen muß, daß die Preisverleihung inzwischen im Jahr darauf im Februar stattfindet, für uns also der Gewinnerfilm THE ARTIST, Sieger des 84. Academy Awards 2011 ist.

 

Die Oscars für den Besten Film, die also eigentlich ACADEMY AWARDS heißen und von den Produzenten entgegengenommen werden, sind in der selben Manier dargestellt. Zum Jahr und dem Titel des Films sind zusätzlich alle weiteren Nominierten aufgeführt, mit Produktionsfirmen und den Regisseuren, sowie dem Original- und dem deutschen Titel, aber auch einem Filmbild. 1927/28 hieß der Sieger WINGS – Flügel aus Stahl, ein Kriegsdrama und auf der rechten Seite ist das Erstaufführungsplakat zu sehen neben der Silhouette eines Oscars mit dem deutschen Filmtitel, so daß man auch als Überblick gleich die rechten Seiten durchblättern kann und immer auf die Gewinner stößt. Nur drei Filme standen im ersten Jahr am Schluß zur Wahl, schon im nächsten wurden es fünf, was bis ins Jahr 2008 blieb, dann aber sind die Nominierungen für den Besten Film seit 2009 auf zehn Filme ausgeweitet worden.

 

Eingeleitet ist der Band mit der Gründungslegende, die ja in unseren Zeiten stattfand, von daher gar nichts Legendenhaftes hat, sondern gut protokolliert ist, mit der einen Dame – Mary Pickford – und den 17 anwesenden Herren, zu denn nochmal 18 Herren dazukamen, so daß dies Gruppenbild mit Dame geradezu verdoppelt werden muß. Die Bilder vom Gründungsbankett zeigen, daß die Einrichtung des Oscars durchaus wirtschaftliche Gründe hatte, den Film als Gattung und auch als Kunstgattung gesellschaftlich aufzuwerten. Übrigens auch an den Tischen beim Bankett: überwiegend Männer. Ganz wichtig sind die eingestreuten Essays, die bestimmt Themen vertiefen, wie beispielsweise das jährliche Procedere ist, oder Aussagen von Oscargewinnern weitertragen und vor allem ausführlich die Oscarnacht zu Wort und Bild kommen lassen. Eine rundherum runde Sache, denn dies ist ein Buch, das einen im Leben weiterbegleitet.

 

www.deutsches-filminstitut.de

www.deutsches-filmmuseum.de