f coco5Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 30. November 2017,   Teil 17

N.N.

Los Angeles (Weltexpresso) – „Kaum war beschlossen, dass unser Film in Mexiko spielen sollte, buchten wir auch schon unsere erste Recherche-Reise. Im Verlauf von drei Jahren besuchten wir Museen, Märkte, Plätze, Werkstätten, Kirchen, Haciendas und Friedhöfe in Mexiko-Stadt, Oaxaca und Guanajuato. In Xochimilco sahen wir uns ein Theaterstück an. In Tlacolula, El Tule, San Marcos Tlapazola und Abasolo lernten wir großartige Familien kennen. Sie luden uns zu sich nach Hause ein und wir erfuhren alles über ihr Lieblingsessen, ihre Lieblingsmusik, ihre Traditionen und ihren Arbeitsalltag. Aber vor allem erfuhren wir, wie wichtig ihnen die Familie ist. In COCO wollen wir zeigen, wie viel uns mit den Generationen verbindet, die vor uns kamen“, führt Unkrich aus. „Und dass wir die Vergangenheit feiern sollten – auch wenn wir in die Zukunft blicken.“

2011

f coco6Unkrich reiste bereits 2011 mit der Produzentin Darla K. Anderson, dem Produktionsdesigner Harley Jessup und dem Story Supervisor Jason Katz nach Mexiko City. Dort besuchte das Team das Museo Dolores Olmedo, um sich den Altar anzusehen, der dort Pedro Linares gewidmet ist, jenem einheimischen Künstler, der in den späten 1930er Jahren nach einem bizarren Fiebertraum die berühmten „Alebrijes“ erfand, tierähnliche Fantasiefiguren aus Pappmaché. Die Filmemacher waren so gefesselt von diesen lebhaft bunten Figuren, dass sie sich schworen, sie auf die eine oder andere Weise in den Film miteinzubeziehen.

Außerdem führte sie die Reise auch nach Oaxaca, wo sie neben der Kirche Santo Domingo de Guzmán und dem kulturellen Zentrum auch den Tlacolula Markt und El Árbol del Tule besuchten, eine riesige Montezuma-Zypresse, die 3000 Jahre alt sein soll. Die Filmemacher bereisten außerdem kleine Dörfer wie Teotitlán del Valle und besuchten das Atelier des Alebrije-Künstlers Jacobo Angeles. Ein Höhepunkt war der Monte Albán, wo sie die Ruinen großer Plätze, Pyramiden und Grabmäler besichtigten, die als Vorlage für die in die Höhe wachsende Architektur im Land der Toten dienten.

In Morelia besichtigte das Team die Plaza Morelos, den Tarascas Brunnen und den Aqueduct Morelia, der wiederum die Inspiration war für die imposante Brücke aus Ringelblumen, die in COCO das Land der Lebenden mit dem Land der Toten verbindet.

Außerdem besuchten sie noch den Palacio de Gobierno und die Kathedrale in Guadalajaras historischem Zentrum, um dann am Día de Muertos von Pátzcuaro nach Santa Fe de la Laguna zu fahren, um dort die berühmte „Casa del Muerto del Año“ in Augenschein zu nehmen. Hier wurden sie auch von einer einheimischen Familie zum Abendessen eingeladen und machten einige Abstecher zu den wunderschönen, aufwendig dekorierten Friedhöfen von Tzintzuntzán.

Obwohl der Film zu dem Zeitpunkt noch in seinen Kinderschuhen steckte, erwiesen sich all diese Eindrücke später als überaus wertvoll. „Wir waren durch und durch inspiriert“, sagt Jessup. „Wir waren noch ganz am Anfang und haben einfach alles an Bildern in uns aufgesogen, von dem wir wussten, dass wir es später irgendwie in die Geschichte einfließen lassen würden. Die mexikanischen Himmel, die Straßen mit Kopfsteinpflaster, die traumhaft schön bestickten Stoffe, das Essen auf den Ofrendas – wir haben all diese Eindrücke mitgenommen.“


2012

Zu Unkrich, Anderson und Jessup stießen nun unter anderem Director of Photography-Lighting Danielle Feinberg und Sets Art Director Nat McLaughlin in Mexico City, Oaxaca, Tlacolula, Tlalixtac, Abasolo, Guanajuato und Santa María del Tule dazu. „Auf unserer zweiten Reise konzentrierten wir uns vor allem auf Oaxaca und Guanajuato“, sagt Anderson, für die es auf diesen Reisen das Schönste war, Zeit mit den Familien dort zu verbringen. „Diese Familien haben uns bei sich aufgenommen. Sie sind die aufgeschlossensten und großzügigsten Menschen, die ich je getroffen habe. Wir wurden behandelt wie jeder andere Dorfbewohner oder jedes andere Familienmitglied. Immer wieder hieß es ‚Hey, kommt rein, esst und lacht mit uns.’ Sie machten Tamales und eine traditionelle Suppe namens Pozole. Es war einfach wundervoll.“

Das Team besichtigte noch unzählige weitere Altäre, Märkte, Haciendas, Gärten, Kirchen und andere Plätze, war bei Mariachi-Aufführungen im Salón Tenampa in Mexico City, stolperte mitten in eine „Comparsa“, einen Umzug, in Oaxaca, suchte – abermals am Día de Muertos – die 6

berühmten Friedhöfe von San Juanito, San Felipe del Agua und Atzompa auf, verliebte sich in die Hunderasse der Xolos und begegnete immer wieder beschwingten, ganz von Musik erfüllten Menschenmengen. All dies ist als Inspiration in die fiktive Stadt Santa Cecilia eingeflossen.

2013

Feinberg kehrte 2013 unter anderem mit Co-Regisseur und Drehbuchautor Adrian Molina, Character Art Director Daniel Arriaga, Kameramann Matt Aspbury, den Story Artists Manny Hernandez und Octavio Rodriguez sowie Story Lead Dean Kelly nach Mexiko zurück. Diese Reise diente nun der Konzentration auf Oaxaca, wo die Filmemacher einerseits zu ihren Lieblingsorten zurückkehrten, andererseits aber auch neue Schätze wie eine Schokoladenmühle entdeckten oder an einem Huarache-Seminar zur Herstellung von Schuhen teilnahmen, um weitere Eindrücke für die Schuhmacherei der Familie Rivera zu gewinnen.


EINE GESCHICHTE AUS ZWEI WELTEN
Von dem Land der Lebenden zum Land der Toten:
COCO präsentiert kontrastierende Welten und farbenfrohe Figuren

COCO spielt in Mexiko – und in zwei parallel existierenden Welten: dem Land der Lebenden und dem Land der Toten. Die Künstler der Pixar Animation Studios waren von den Recherche-Reisen zutiefst inspieriert. “Mexiko ist ein Traum für Designer”, äußert sich Produktionsdesignerin Harley Jessup. “Mir war klar, dass wir die reichen Farben und Texturen, die wir dort sahen, einbauen würden.“

Die Designer hatten zur Aufgabe zwei komplett unterschiedliche Welten zu kreieren. Für den größten Teil des Jahres gibt es zwischen beiden keine Berührungspunkte. Nur einmal im Jahr kommen sie auf magische Weise zusammen. „Día de Muertos ist im Grunde ein riesiges Familientreffen, das die Brücke zwischen den Lebenden und den Toten schlägt“, erklärt Regisseur Lee Unkrich. „Das ist kein Trauertag, sondern eine Party, bei der sich die Leute an Angehörige und geliebte Menschen erinnern, die nicht mehr da sind. Als wir zum Día de Muertos in Mexiko eingeladen waren, sahen wir auch die typischen, aus Ringelblumenblättern gestreuten Pfade, die von der Straße bis zu den Ofrendas führen. Das sind Altäre mit Familienfotos, Leibspeisen und Erinnerungsstücken. Diese Wege sollen die Geister der Verstorbenen zu den Häusern ihrer Lieben führen.“


Filmkritik vom 30. November:
https://weltexpresso.de/index.php/kino/11574-coco-lebendiger-als-das-leben


Fotos: © Verleih

Info:

Abdruck aus dem Presseheft zum Film Seite 5/6

Coco - Lebendiger als das Leben! (USA 2017)
Originaltitel: Coco
Genre: Animation, Familienfilm
Filmlänge: 100 Min.
Regie: Lee Unkrich
Drehbuch: Lee Unkrich, Adrian Molina
Originalsprecher: Anthony Gonzalez, Benjamin Bratt, Gael García Bernal, Alfonso Arau, Cheech Marin u.a.
Deutsche Sprecher: Heino Ferch u.a.
Verleih: Walt Disney Studios Motion Pictures Germany
FSK: ab 0 Jahren
Kinostart: 30.11.2017

Die Premiere des Films wurde am 20. Oktober 2017 beim Morelia International Film Festival in Morelia gefeiert. In Mexiko kam er landesweit am 27. Oktober 2017  in die Kinos, das war 2017 das Wochenende vor dem Tag der Toten. Allerdings wurde er in Mexiko umbenannt in VIVA, weil auf Portugiesisch „cocô“ ein Schimpfwort ist, was leicht verwechselt wird. In den USAlief COCO am 22. November an und in Deutschland am 30. November.
In den Vereinigten Staaten kam der Film nach seinem Start sofort auf Platz 1 der Kino-Charts. Die weltweiten Einnahmen des Films belaufen sich bislang auf rund 155 Millionen US-Dollar. Wenigstens ist das viele Geld für etwas Sinnvolles ausgegeben worden.