fm notari La Zerda et les Chants de lu2019Oubli 1 Arsenal Institut fur Film und VideokunstSerie: TRANSITO. ELVIRA NOTARI – KINO DER PASSAGE. Filmfestival mit Live-Musik, Vorträgen und Diskussion, 14.-17. Dezember in der PUPILLE -Kino in der Uni, Teil 5

Roman Herzig

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Bitten schauen Sie sich die vorangehenden Teile der Serie zu diesem Filmfestival an. Dort wird auf die höchst ungewöhnliche Filmemacherin Elvira Notari verwiesen, die zu einer Zeit eine emanzipierte, künstlerisch und unternehmerisch gleichermaßen erfolgreiche Frau war, was uns heute als etwas Besonderes erscheint, dabei waren rund ab 1900 die Frauen selbständiger und mutiger als die in der Nachkriegszeit nach dem 2. Weltkrieg, die lange brauchten, um das reaktionäre Frauenbild des italienischen Faschismus wie des deutschen Nationalsozialismus auszulöschen.

9.30 Uhr

Vortrag Musical Passages – Naples Overseas von Simona Frasca (Neapel)

Vortrag und Musik

La donna è mobile, D 1908, 4 Min., 35mm,

Senza Mamma e’ nnamorato, USA 1932, Trailer, 3 Min. und 2 Min., Sängerin Rosina die Stefano), 35mm
Naples, 1927, 35mm

Klavierbegleitung Maud Nelissen


11.00 Uhr

Vortrag Neapolitan Popular Culture in Transito to Little Italy von Giuliana Muscio (Padua)

11.30 Uhr

Memories of Naples (Santa Lucia Luntana), USA 1931, R Harold Godsoe, 60 Min., 35mm, OmdtU

Inhalt: Der Film beginnt mit einer Art dokumentarischen Spaziergang durch Neapel. Nach einem harten Schnitt erscheint New York, zunächst die Skyline, dann führt die Kamera in die Straßen von East Harlem und in das italienische Viertel, das wie eine Wiederholung wirkt: Neapel in Übersee. Nach diesen Eröffnungsszenen beginnt die Geschichte einer Migrantenfamilie. Zwischen den Generationen herrschen Konflikte, die sich in der Situation der Emigration verstärken. Sie offenbaren die Widersprüche zwischen der alten Heimat und der modernen Welt, die insbesondere für junge Frauen eine emanzipatorische Perspektive bietet. Doch im Verlauf des Films wird Italien zum Sehnsuchtsbild traditioneller Kultur und Sprache, Amerika hingegen zum Widersacher, der den Eltern die eigenen Kinder entfremdet.

Ein Film, der eindrücklich die Situation der Emigrantinnen und Emigranten darstellt: die Zerrissenheit zwischen zwei Ländern, zwei Gesellschaften, zwei Kulturen. Integration, führt dieser alte Film vor Augen, ist nicht gelungen, wenn sie nur in eine Richtung gedacht wird. Mit den Migrant*innen muß eine Gesellschaft auch deren Geschichte aufnehmen und sich auf andere Welten hin öffnen. Der Clash der Kulturen ist durch die Verwendung von Italienisch, dem Neapolitanischem Dialekt und dem Englisch der armen Emigranten hörbar präsent.


14.15 Uhr

Cuaglio´, ciack si gira, Dokumentarfilm über Elvira Notari, R Mario Franco, IT 1979, ca. 30 Min., OmdtU, vorgestellt von Sonia Campanini (Frankfurt am Main) und Paolo Speranza (Neapel)

Mario Francos Dokumentation beleuchtet das frühe neapolitanische Kino, insbesondere das Werk Elvira Notaris. Zahlreiche Filmausschnitte und Interviews, unter anderem mit Notaris Sohn Eduardo, zeichnen ein eindringliches Porträt der Filmemacherin.


16.15 Uhr

O Sole Mio, IT 1946, R Giacomo Gentilomo, 90 Min., s/w, 35 mm, OmdtU, vorgestellt von Giuliana Muscio

Inhalt: Einem US-amerikanischen Nachrichtenoffizier, im Zivilleben ein Bariton (Tito Gobbi), gelingt es durch die Fronten nach Neapel zu gelangen, um Informationen über die dort stationierte deutsche Armee zu sammeln. In Neapel nimmt er Kontakt mit Widerstandsgruppen auf und auch mit den einfachen Bürgern, die sich am Ende zum Aufstand gegen die deutsche Besatzung zusammenschließen.

Der Film enthält Dokumentaraufnahmen aus den Quattro giornate di Napoli (27-30 September 1943) - den Tagen der (Selbst-)Befreiung Neapels. Tito Gobbi tritt als Sänger auf, der in der Fiktion auf diese Weise über Rundfunk seine Informationen nach draußen schmuggelt.


20.00 Uhr

Vedi Napoli e po´mori, IT 1924, R Eugenio Perego, mit Leda Gys, 57 Min, s/w, 35mm, OF

Der Film wird präsentiert mit einer Komposition von Federico Odling (Neapel). Live Musikbegleitung Federico Odling, Cello, und Maud Nelissen, Klavier. Uraufführung. In Auftrag gegeben von Kinothek Asta Nielsen

Inhalt: Der amerikanische Regisseur Billy kommt nach Italien um einen Film über die Schönheit Neapels zu drehen. Er überzeugt Pupatella, eine Fischerstocher aus Santa Lucia, eine Rolle in seinem Film zu übernehmen. Die beiden verlieben sich. Begeistert von der Aussicht, ein Filmstar zu werden, bricht Pupatella nach Abschluß der Filmarbeiten mit Billy nach New York auf. Dort gestaltet sich die Beziehung schwierig, Pupatella gerät zudem in den falschen Verdacht, untreu zu sein. Verstoßen von ihrem Geliebten und enttäuscht reist sie zurück in die alte Heimat.

Eine herrliche Variante des Films im Film. Das Panorama des Golfs, Santa Lucia, das Fischerviertel, ein Auswandererschiff, ein Festumzug mit fantasiereich gestalteten Wagen spielen ebenso mit in diesem Film wie der Star der Lombardo Film Neapel, Leda Gys.

Napoli che canta, IT 1926, R Roberto Roberti, 30 Min., vorgestellt von Simona Frasca.

Live Musikbegleitung Dolores Melodia (Neapel), Gesang und Akkordeon, Michele Signore (Neapel), Violine und Mandoline

Dieser Film wurde erst vor wenigen Jahren wiederentdeckt und restauriert. Eine ganz seltene Gelegenheit, die getintete und getonte 35 mm Kopie auf großer Leinwand zu sehen: poetische Szenen in und um Neapel herum.

Der Film hat die Form einer Sceneggiata, ist aber weit mehr als ein Musical. Nach den üblichen Aufnahmen vom pittoresken Neapel nimmt der Film eine Wendung und stimmt einen anklagenden, fast polemischen Ton an. Eines der Lieder ist als stummer Dialog zwischen einem Gefangenen und seiner Verlobten inszeniert; später sehen wir, wie ein Schiff mit Emigranten den Hafen verlässt, während eine Frau mit einem Kind auf dem Arm am Ufer zurückbleibt: Schmerz, Enttäuschung und Wehmut, in die sich gegen Ende ein religiöser Unterton einmischt. Eine "Elegie auf die mediterrane Kultur", wie Paolo Cherchi Usai schreibt. Die Kopie wurde dem George Eastman House vor ein paar Jahren von Elinor Leone übergeben, einer Verwandten von Sergio Leone. Die Familienlegende erzählt, der Film sei Ende der 20er Jahre in die USA geschmuggelt worden - aus Furcht, Mussolini könne seine Zerstörung anordnen.

Foto: ©

Info:

Festival vom 14. bis 17. Dezember 2017
Neben den Filmen Vorträge, die in englischer Sprache
Veranstaltungsort Pupille – Kino in der Uni, Goethe Universität Frankfurt, Studierendenhaus Campus Bockenheim
Adresse: Mertonstraße 26-28, 60325 Frankfurt am Main
Telefon: 069 79828976

Weiterhin gibt es im Anschluß an das Filmfestival ein internationales wissenschaftliches Symposium ECHOES OF PARTHENOPE. ELVIRA NOTARI‘S CINEMA AND NEAPOLITAN POPULAR CULTURE vom 17. bis 19. Dezember 2017 an der Frankfurter Universität
http://www.kinothek-asta-nielsen.de/Notari/

Es gibt eine wertvolle, von der Kinothek herausgegebene  kleine Schrift, die Sie unbedingt erwerben sollten, weil die Beiträge das, was Sie ahnen, deutliche ausdrücken können:
Hg. Heide Schlüpmann, Fabian Tietke, Transito. Elvira Notari - Kino der Passage, Kinothek Asta Nielsen 2017
ISBN 987-3-00-058492-3

Das Festival wird gefördert durch Kulturfonds Frankfurt RheinMain, HessenFilm und Medien, Frankfurter Stiftung: Maecenia für Frauen in Wissenschaft und Kunst und das Italienische Generalkonsulat in Frankfurt am Main. Partner sind ZDF/ARTE, Pupille – Kino in der Uni und das Institut für Theater-, Film und Medienwissenschaften der Goethe-Universität Frankfurt am Main.

Über die Kinothek Asta Nielsen e.V.
Die Kinothek Asta Nielsen e.V. wurde 1999 in Frankfurt am Main gegründet. Sie widmet sich in besondere der Filmarbeit von Frauen in Geschichte und Gegenwart und deren Sichtbarmachung im Kino sowie der Aufführung von Filmen in ihren Originalformaten. Dieses Jahr wurde der Verein mit dem Binding-Kulturpreis 2017 ausgezeichnet. Seine Mitbegründerinnen Karola Gramann und Heide Schlüpmann erhielten einen der höchstdotierten Kunstpreise Deutschlands. Verliehen wurde der mit 50.000 Euro dotierte Binding-Kulturpreis am 2. September im Frankfurter Römer.
www.kinothek-asta-nielsen.de