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Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Schade, daß man für das deutsche Kino hier keine Übersetzung des Filmtitels wagte, denn DER PENDLER führt doch direkt in das Filmgeschehen ein, während dieser englisch/amerikanischer Begriff wenigen geläufig ist.

Der Pendler ist Michael MacCauley (Liam Neeson in der vierten Zusammenarbeit mit dem spanischen Regisseur Jaume Collet-Serra), der schon ewig eine der Säulen einer Versicherungsgesellschaft in New York ist, aber mit dem Geld kaum die Lebensverhältnisse der Familie auf dem Land bestreiten kann, zu der, seiner Frau und seinem Sohn, er gerade nach Hause fährt. Noch stärker belastet als sonst, denn an diesem Tag hat seine Firma ihm mitgeteilt, daß er entlassen würde, was soll jetzt aus dem beabsichtigen Studium des Sohnes werden?

Da paßt es gut, daß ihn im Zug eine fremde Frau (Vera Farmiga) anspricht, die sich als Joanna vorstellt und die schöne Unbekannte gibt, die ihm ein eindeutiges, sehr gut bezahltes Angebot macht. Jeder, der solche Thriller in besserer Ausführung kennt, muß natürlich nicht nur an Alfred Hitchcock denken, sondern speziell an DIE FREMDE IM ZUG. Hier geht die Geschichte so: Michael soll für ziemlich viel Geld im fahrenden Zug einen Passagier auftun, der dort nicht hingehört, denn die normalen Pendler kennt Michael im Lauf der Jahre richtig gut und bei den anderen wird er schnell herausfinden, was die dort tun. Einziger Hinweis ist, daß er eine Tasche bei sich trägt und genau um diese geht es auch.

Und wenn er das nicht macht, ist seine Familie in Gefahr. Michael muß sich nicht fragen, warum er ausgesucht wurde von den Leuten, von denen er spürt, daß es Gangster sind. Schließlich ist bekannt, daß er früher mal Polizist war und von Ex-Polizisten darf man ja wohl erwarten, daß sie einen Gesuchten auch finden.

Das ist erst einmal ein fulminanter Auftakt, der einen spannenden Film verspricht, wo doch alles mit dieser etwas klaustrophobischen Situation im Zug auf eine klassische Lösung hinweist, den Gesuchten auch zu finden. Erst recht, wo quasi gegenläufig ein redundantes Motiv entgegensteht, nämlich das zunehmend glasklare Gefühl, das der entlassene Angestellte gewinnt, daß da etwas nicht in Ordnung ist, wenn er jemanden für so viel Geld suchen soll und jemanden vielleicht seinem Untergang entgegenführt, wenn er ihn findet. Und dann ahnt er im weiteren Verlauf auch noch, daß alle Mitfahrenden gefährdet sind und die ganze Fahrt auf eine

Eigentlich solle man es bei dieser Ausgangssituation belassen, die viel verspricht, die nur der weitere Verlauf der Geschichte im Film nicht mehr hält. Wenn aber schon die Geschichte nicht so doll ist, dann könnten ja vielleicht interessante Charaktere das Interesse der Zuschauer wecken und wachhalten. Aber auch das ist nicht der Fall, fast lieblos werden die Passagiere links liegen gelassen. Also müßte jetzt die Kamera die Spannung aufrechterhalten, bzw. das Interesse wachhalten. Doch, das kann sie, die Kamera, denn sie kann einfach eine tolle filmische Sicht auf die eher schlichten und engen Zugabteile werfen. Eine Handkamera vermittelt immer wieder das Flüchtige, Instabile, Wacklige im Zug. Aber das doch eher unwahrscheinliche Ende kann sie nicht retten, die Kamera.

Foto:
© Verleih

Info:
Vor der Kamera
Liam Neeson (Michael MacCauley) 
Vera Farmiga (Joanna).
Patrick Wilson (Murphy) 
Sam Neill (Captain Hawthorne) 
Elizabeth McGovern (Karen MacCauley) 
Jonathan Banks (Walt).
Florence Pugh (Gwen)