f wonderwheelSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 11. Januar 2018, Teil 5

Kirsten Liese

Berlin (Weltexpresso) - Sein unermüdlicher Produktionsdrang hält ungebrochen an, Jahr für Jahr bringt Woody Allen auch im fortgeschrittenen Alter einen Film ins Kino. Aber die Inspiration scheint dem 82-Jährigen zunehmend abhanden zu kommen, sah man doch seit „Blue Jasmine“ kein packendes Drama mehr von ihm, geschweige denn eine brillante Komödie. Etwas altmodisch und belanglos mutet vielmehr sein jüngstes Werk an, in dem zwei Frauen in ihrer großen Sehnsucht nach Liebe um einen Mann rivalisieren.

Das Melodrama, das als ein an wenigen Schauplätzen konzentriertes, etwas gekünsteltes Kammerspiel mehr für das Boulevard Theater taugt als für die große Leinwand, spielt in den 1950er Jahren in einem Vergnügungspark am Strand von Coney Island.

Im Zentrum steht Kate Winslet als ehemalige Schauspielerin Ginny, die sich als Kellnerin in einem Schnellrestaurant abrackert. Ihre zweite Ehe mit dem Karussell-Betreiber Humpty (James Belushi), einem jähzornigen ehemaligen Säufer, hat sich längst abgelebt, zudem gibt es Probleme mit ihrem rebellischen kleinen Sohn aus erster Ehe, der im wahrsten Sinne des Wortes gerne mit dem Feuer spielt.

Aber seit Ginny die Aufmerksamkeit des wesentlich jüngeren Rettungsschwimmers Mickey (Justin Timberlake) erfahren hat, blüht sie auf. Seit geraumer Zeit hat sie eine Affäre mit dem wesentlich jüngeren ehrgeizigen Mann, der davon träumt, ein bedeutender Dramatiker zu werden wie Eugene O’Neill. Doch ein unerwarteter Besuch gefährdet die Liaison: Auf der Flucht vor ihrem Gangstergatten platzt Carolina, Humptys Tochter aus erster Ehe (Juno Temple), in den Mikrokosmos. Sie sucht vor ihrem Gangstergatten Zuflucht und lässt sich bald ebenfalls auf ein Techtelmechtel mit Mickey ein.

Der zeigt sich freilich schnell fasziniert von dem jungen Ding, was dazu führt, dass Ginny ihre Felle davonschwimmen sieht und eine Reihe von fatalen Entscheidungen trifft.

Auch wenn sich Kate Winslet mit der Inbrunst einer Tragödin in das Melodramatische dieser Geschichte stürzt und ihrem Charakter auch weiche, melancholische Züge verleiht, bleibt unübersehbar, dass Woody Allen in seiner Inszenierung wenig Empathie zeigt für seine Frauenfiguren mit all ihren unerfüllten Träumen, Hoffnungen und Ängsten.

So forscht er auch weniger nach psychischen Ursachen, sondern reduziert die Probleme weitgehend auf Klischees wie Alkohol und häusliche Gewalt.

Als wenig einfallsreich erweist es sich bei alledem, dass sich einige Konstellationen wiederholen, etwa Liebesszenen im Regenschauer.

Wie gut, dass zumindest Vittorio Storaros Kamera die 1950er Jahre mit bunten, leuchtenden Farben zum Leben erweckt und damit dem Kino noch etwas zu seinem Recht verhilft.

Ein hochkarätig besetztes, aber schwaches Alterswerk von Woody Allen.

Foto: © Verleih

Info: