f acSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 8. März 2018, Teil 9

Claus Wecker

Frankfurt am Main (Weltexpresso)  - Ein Film mit Josef Hader ist immer ein Ereignis. Denn in dem Schauspieler Hader steckt – wenn man einmal von seiner Stefan-Zweig-Darstellung absieht – auch der Kabarettist Hader. Einer, der aus traurigen Momenten das Absurde herausholen kann, dabei aber nie ins Banale abgleitet.

Für seinen neuen Film hat er sich ein Theaterstück von Stefan Vögel vorgenommen und mit dem Regisseur Miguel Alexandre auch das Drehbuch verfasst.


Selbstmord, schwergemacht

Hader spielt Arthur, einen grantelnden Flugzeugpassagier, der nicht davor zurückschreckt, sich sogar mit einem kleinen Jungen anzulegen. Arthur ist unterwegs nach Amsterdam, wo er, wie wir bald erfahren, Sterbehilfe von einem befreundeten Arzt in Anspruch nehmen will. Doch als er sich zu einem letzten Festmahl in sein nobles Hotelzimmer zurückgezogen hat und seinem Sohn einen Abschiedsbrief schreiben will, wird er von lauter Musik aus dem Nachbarzimmer gestört.

Arthur geht an die Tür und bittet um Ruhe. Seine Nachbarin stellt nur unerheblich leiser, und als Arthur selbst in das Zimmer stürmt, um dem Lärm ein Ende zu bereiten, entdeckt er die Schlaftabletten, mit denen sich die junge Frau umbringen will. Er schnappt die Tabletten und wirft sie in die Toilette. Den lautstarken Suizid-Versuch der jungen Holländerin Claire nennt er später einen unbewussten Hilferuf.

Dass ein Selbstmordkandidat eine »Kollegin« von ihrer Tat abhalten will, ist die reizvolle Idee des Films. Beide haben zudem ihren guten Grund für die Tat, der sich erst im Verlauf herausstellt und hier nicht verraten werden soll.

Unterschiedlich sind die beiden Personen allemal: Arthur ist ein großbürgerlicher Arzt, Claire führt ein unkonventionelles Leben. Als die beiden schließlich durch die abendliche Stadt ziehen, ergeben sich auch daraus kuriose Situationen. Gegenseitig deckt das ungleiche Paar die chronischen Lebenslügen auf. Da ist die Debütantin Hannah Hoekstra mit ihrem charmanten niederländischen Akzent mehr als nur eine Stichwortgeberin für Hader. Die vom Leben enttäuschte Einstellung ihrer Claire weiß der erfahrene Arthur zu entkräften, während seine abgeklärte Sicht der Dinge bald einen abgestandenen Beigeschmack bekommt.

Bis zum vorhersehbaren Ende besticht der exzellent bebilderte Film vor allem durch die geschliffenen Dialoge, die aus Haders Mund noch besser klingen. Arthur ist wesentlich reflektierter als die Brenner-Figur der Wolf-Haas-Krimis, sie ist aber auch mit einem ernsteren Thema beschäftigt. Doch die Frage nach dem Sinn des Lebens, auf die der Film letztlich hinausläuft, wird im Kino nur sehr selten so einfühlsam, intelligent und dabei auch vergnüglich behandelt.

Foto:
© Verleih

Info:
Vor der Kamera
Josef Hader (Arthur)
Hannah Hoekstra (Johanna)
Rainer Bock (Dr. Sebastian Hofer)